Oberhausen. Das Medienkunstfestival „Futur 21“ startet am 5. März an 16 Ausstellungsorten – Oberhausen ist mit drei Festival-Standorten vertreten.

Mit dem vierwöchigen Medienkunstfestival „Futur 21“ wollen die Industriemuseen der beiden Landschaftsverbände Rheinland (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL) Zukunftsfragen des 21. Jahrhunderts in den Blick nehmen: Wie in Zukunft mit Energie umgehen? Wie mit den nötigen Ressourcen? Wie wird die Arbeitswelt künftig aussehen? Die Themen Arbeit, Energie, Ressourcen und Fortschritt stehen während des Festivals vom 5. März bis 2. April jeweils für eine Woche an je vier Museen im Mittelpunkt.

Oberhausen ist mit drei Standorten am Festival beteiligt: Peter-Behrens-Bau, St. Antony Hütte und Zinkfabrik Altenberg. Für den 5. März ist die Licht- und Klanginstallation „future_grid“ des Düsseldorfer Konzeptkünstlers Mischa Kuball am Peter-Behrens-Bau an der Essener Straße 80 geplant, das Außengelände ist frei zugänglich, nach Einbruch der Dunkelheit geht es los. Zudem gibt es mehrere Führungen durch das ehemalige Hauptlager des GHH-Konzerns, für den 12. März ist eine Sound- und Tanz-Performance geplant.

Projektionen in der Ausgrabungsstätte der St. Antony-Hütte

Führungen und Workshops zum Thema Malen mit Licht stehen in der St. Antony-Hütte an der Antoniestraße auf dem Festival-Programm. Bis zum 26. März sind zudem Studierende der FH Dortmund zu Gast. Die Gruppe „verwandelt die industriearchäologische Ausgrabungsstätte in ein spekulatives Labor, in dem Vergangenheit und Zukunft eindrucksvoll ineinandergreifen. Eine großflächige Projektion öffnet den Blick auf utopische Zukunftsvisionen und tritt in einen Dialog mit den animierten historischen Fundamenten“, heißt es in der Ankündigung.

Und auch im Zentrum Altenberg wird einiges geboten: Kurzfilme zum Thema Zukunft der Arbeit zum Beispiel. Und eine „Sculpture Factory“, in der der italienische Künstler Quayola vom 5. bis zum 12. März einen Industrieroboter zeigt, der aus Materialblöcken endlose Variationen antikisch anmutender Skulpturen modelliert. In ihrem Video Soul Shift inszeniert die französische Künstlerin Emard das Zusammentreffen zweier Generationen eines humanoiden Roboters und projiziert dies auf die Innenfassade der Walzhalle der Zinkfabrik Altenberg. Was es weiterhin zu bestaunen gibt, erfahren Interessierte auf der Internetseite futur21.de/termine.

Künstler wie Refik Anadol und Mischa Kuball

Bereits Anfang November 2021 startete „Futur 21“ übrigens mit einer Fachkonferenz zur Weiterentwicklung der Industriekultur und den Deutschlandpremieren der Installationen „subassemblies“ des japanischen Künstlers Ryoichi Kurokawa und „Waterlicht“ des Niederländers Daan Roosegaarde vor Oberhausens Peter-Behrens-Bau. Im März 2022 erreicht das Festival seinen Höhepunkt mit 32 digital-künstlerischen Arbeiten nationaler und internationaler Künstlerinnen und Künstler, darunter bekannte Namen wie Refik Anadol, Mischa Kuball, Justine Emard und Joanie Lemercier.

In ihrem Video „Soul Shift“ inszeniert die französische Künstlerin Justine Emard das Zusammentreffen zweier Roboter – projiziert auf eine Innenfassade der Walzhalle der Zinkfabrik Altenberg.
In ihrem Video „Soul Shift“ inszeniert die französische Künstlerin Justine Emard das Zusammentreffen zweier Roboter – projiziert auf eine Innenfassade der Walzhalle der Zinkfabrik Altenberg. © LVR-Industriemuseum | Justine Emard

„Durch die geballte Energie beider Landschaftsverbände ist es uns gelungen, erstmalig an den 16 Industriemuseen ein Medienkunstprojekt auf die Beine zu stellen, das landesweit Strahlkraft entfalten soll“, so Dr. Corinna Franz, die LVR-Kulturdezernentin. „Die an den ehemaligen Arbeitsorten der Industrie gezeigte digitale Kunst vereint historische Erinnerung mit künstlerischer Imagination. Die vorwiegend für die Orte entwickelten Werke sind von den Geschichten inspiriert, über die die ehemaligen Fabriken berichten.“ Deshalb so Corinna Franz, sei Futur 21 „nicht einfach ein weiteres Festival der Künste, das Industrie nur als Kulisse nutzt“.

Überaus menschliche Roboter-Projektion

Sei es die überaus menschliche Roboter-Projektion „Soul Shift“ von Justine Emard, sei es „Sculpture Factory“, „Singing Machine“, „Moon Bricks“ oder „Loom“ – die Bandbreite der künstlerischen Positionen, die Vergangenheit und Zukunft verbinden wollen, ist vielfältig. Sie reicht von Fassadenprojektionen über Video-Installationen bis zu Mixed-Reality-Games und Audio-Walks. Ein Teil der Werke wird temporär nur während der Festivalwochen präsentiert, ein weiterer Teil bleibt auf Dauer in den Museen.

In der Walzhalle der Zinkfabrik Altenberg installiert der italienische Künstler Quayola eine „Sculpture Factory“: Ein Industrieroboter modelliert Variationen antikisch anmutender Skulpturen.
In der Walzhalle der Zinkfabrik Altenberg installiert der italienische Künstler Quayola eine „Sculpture Factory“: Ein Industrieroboter modelliert Variationen antikisch anmutender Skulpturen. © LVR-Industriemuseum | Quayola

Bei vielen Angeboten setzen die 16 Industriemuseen auf Mitmach-Kunst. „Wir bieten Partizipation bei Gaming-Formaten, Zukunftslaboren und Augmented-Reality-Parcours an“, so Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, die LWL-Kulturdezernentin. So erweckt die Installation „Supraorganism“ der französischen Künstlerin Justine Emard auf der Zeche Zollern in Dortmund dank der Bewegungen der Besucher einen künstlichen Organismus aus Glaskugeln zum Leben, und es entstehen immer neue Licht- und Klang-Konstellationen.

Junge Künstler inhalieren die Fabrik-Atmosphäre

Neben der Szene-Prominenz studieren viele weitere Künstlerinnen und Künstler an nordrhein-westfälischen Hochschulen: Sie besuchten in den vergangenen Monaten die historischen Fabriken, um ihre Werke für die Standorte eigens zu entwickeln. „Das sind alles Orte mit einem starken Charakter“, meint Clemens Walter, der künstlerische Leiter von Futur 21. „Manche riechen nach Holz, andere nach Maschinenöl, auch die Maschinen haben eine ganz besondere Aura und ihre eigene Ästhetik. Unsere Künstler und Künstlerinnen saugen die dortige Atmosphäre geradezu auf.“