Oberhausen. Der Kriminalitätsbericht Oberhausen liegt druckfrisch vor: Mit Blick auf 2021 rückt vor allem der sexuelle Missbrauch von Kindern in den Blick.
Seit dem Missbrauchsfall „Lügde“ sind alle Fahnder nochmals in besonderer Weise für Fälle sexuellen Missbrauchs von Kindern und der Verbreitung von Kinderpornografie sensibilisiert. Doch Lügde, der skandalträchtige Tatort im Ostwestfälischen, ist nur ein Beispiel. In der Polizei NRW ist seitdem das Personal aufgestockt worden, um die riesigen Datenmengen von Tätern und Täterkreisen besser auswerten zu können.
Das hat auch in Oberhausen einen Anstieg der Fallzahlen ausgelöst, weil durch akribische Ermittlungsarbeit mehr Fälle von Kinderpornografie bekannt werden. Das zeigt der aktuelle Kriminalitätsbericht 2021, der am Montag von Polizeipräsident Alexander Dierselhuis und seinem Team vorgestellt worden ist.
Im Jahr 2021 sind danach in Oberhausen die Ermittlungen in 99 Fällen von Kinderpornografie abgeschlossen worden. Das ist ein Anstieg um 55 Fälle gegenüber 2020, mehr als eine Verdoppelung. Dabei konnten insgesamt 102 Sachverhalte aufgeklärt werden. Die Polizei verweist in diesem Deliktfeld von Verbreitung, Erwerb, Besitz oder Herstellung kinderpornografischer Schriften auf eine Aufklärungsquote von fast 82 Prozent. Das sei eine Zunahme um rund 21 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Nichtsdestotrotz müsse hier weiterhin von einem höheren Dunkelfeld ausgegangen werden.
Gestiegen ist zudem die Zahl bekanntgewordener Fälle im Bereich des sexuellen Missbrauchs von Kindern: von 31 Fällen im Jahr 2020 auf 68 Fälle im Jahr 2021, ebenfalls mehr als eine Verdoppelung. Auch hier geht die Polizei von einem hohen Dunkelfeld aus. Die Aufklärungsquote liegt im Bereich des sexuellen Missbrauchs von Kindern bei fast 96 Prozent und ist somit um fast 12 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.
Christian Voßkühler, Direktionsleiter Kriminalität, unterstreicht mit Blick auf die aktuellen Zahlen: „Je mehr die Polizei hier ermittelt, desto mehr Zahlen und Hinweise erhalten wir. Deshalb steht die Bekämpfung von sexuellem Missbrauch weiterhin in unserem Fokus. Wir müssen hier gleich erkennen, wenn wir sofort handeln müssen, um die Opfer aus einem Missbrauch zu befreien.“
Niedrigste Gesamtzahl von Straftaten in den letzten zehn Jahren
Wie schon im Vorjahr, so zeigt die Corona-Pandemie deutliche Auswirkungen in der Kriminalitätsstatistik: Mit 14.074 Straftaten im Jahr 2021 zählt die Polizei Oberhausen die niedrigste Gesamtzahl von Straftaten in den letzten zehn Jahren. Das bedeutet ein Minus von 1478 Straftaten im Vergleich zum Vorjahr. Die Aufklärungsquote lag im Jahr 2021 bei 62 Prozent.
Der Trend vom Beginn der Pandemie hat sich 2021 verstetigt: Es gibt deutlich weniger Wohnungseinbrüche, weniger Geschäftseinbrüche, weniger Straßenraub, weniger Taschendiebstähle, dafür aber einen Anstieg bei den Straftaten gegen das Leben von 7 auf 10. In drei dieser Fälle ist die Tat von der Polizei als Mord und sieben Mal als Totschlag eingestuft worden. Die Aufklärungsquote liegt hier bei 90 Prozent (2020: 86 Prozent).
Die Polizei hat im Jahr 2021 insgesamt 6498 Tatverdächtige ins Visier genommen, 632 weniger als 2020. 1309 Tatverdächtige waren im Alter von unter 21 Jahren – das sind 244 Tatverdächtige dieser Altersstufe weniger als noch im Vorjahr. Insgesamt 5189 waren 21 Jahre alt und älter. Von allen Verdächtigen liegt die Anzahl der nichtdeutschen Verdächtigen bei 2219 und ist somit um 142 gesunken.
Stets besonders im Blickpunkt: Die Straßenkriminalität. Hier sind im Jahr 2021 insgesamt 162 Tatverdächtige weniger ermittelt worden als im Vorjahr. Insgesamt waren es 518 (2020: 680). Davon waren 203 unter 21 Jahre (2020: 220) und 315 über 21 Jahre alt (2020: 460). 168 waren nichtdeutscher Herkunft (2020: 206).
Deutlich mehr Fälle von Widerstand gegen Polizeibeamte
Auffällig: Einen Anstieg verzeichnet der Straftatbestand Widerstand gegen oder tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte, wobei auch die Proteste gegen die Corona-Maßnahmen eine Rolle spielen. Im Jahr 2021 sind insgesamt 105 Fälle gezählt worden, 39 mehr als im Vorjahr.