Oberhausen. Wohnen an der Emscher? Über Jahrzehnte hat man darüber die Nase gerümpft. Das ist mit der Renaturierung des Flusses vorbei. Auch in Oberhausen.

Das Wohnen an der Emscher soll nach der Renaturierung des Flusses zu einem wichtigen Baustein der Oberhausener Stadtentwicklung werden. Das hat Oberbürgermeister Daniel Schranz jetzt in einer Videokonferenz mit der Redaktion gesagt.

„Aus ehemals schwierigen Lagen werden mit der Renaturierung der Emscher privilegierte Standorte“, erklärte der Oberbürgermeister mit Blick auf die künftig abwasserfreie Emscher. Oberhausen sei dabei insgesamt in einer bevorzugten Position. Die Stadt hat den längsten Emscherabschnitt aller Ruhrgebiets-Kommunen. Schranz nannte zum Beispiel den Wohnbereich Holtstegstraße in Barmingholten, der sich künftig am vom Abwasser befreiten Fluss befinde – das sei eine einzigartige Aufwertung des Wohnumfelds.

Es gelte nun, an geeigneten Stellen neue, kleinere Baugebiete in Nähe der Emscher auszuweisen, so Schranz, wobei man natürlich nicht das Fluss-Ufer in großem Stil bebauen und versiegeln wolle und könne. Solche Bauvorhaben kämen nur „in einem vertretbaren Umfang“ infrage, zumal die Möglichkeiten dafür auf den Stadtnorden und eventuell auf den äußersten Osten von Oberhausen (Borbeck) begrenzt seien.

Oberhausen hat den längsten Emscherabschnitt aller Ruhrgebietsstädte; auf einem großen Teil davon verläuft die Emscher parallel zum Rhein-Herne-Kanal; hier die Brücke an der Osterfelder Straße.
Oberhausen hat den längsten Emscherabschnitt aller Ruhrgebietsstädte; auf einem großen Teil davon verläuft die Emscher parallel zum Rhein-Herne-Kanal; hier die Brücke an der Osterfelder Straße. © Hans Blossey / FFS

Der Oberbürgermeister signalisierte, dass die Stadt das Thema Wohnen an der Emscher auf jeden Fall im Blick behalten wolle, zumal ja 2022 die finale Weichenstellung dazu erfolgt. Eine Hauptrolle spielt dabei das neue Pumpwerk in Oberhausen-Biefang: Bis zu 16.500 Liter Abwasser können hier von den zehn Pumpen pro Sekunde hochgepumpt werden. Das Abwasser kommt in rund 38 Metern Tiefe an und wird von den Mega-Pumpen rund 42 Meter hochgefördert. Vom Pumpwerk-Standort an der Kurfürstenstraße aus fließt es dann über den letzen 3,2-Kilometer-Abschnitt des Abwasserkanals Emscher (AKE) bis zum Klärwerk Emscher-Mündung in Dinslaken.

Auenlandschaft entsteht

Im kommenden Jahr entsteht in direkter Nähe des Pumpwerks im Holtener Bruch eine neue, stark vergrößerte Auenfläche, die der Emscher künftig auch als Überschwemmungs-Gebiet zur Verfügung steht. Der Spatenstich dafür erfolgt nach aktuellen Angaben der Emschergenossenschaft im Frühjahr 2022. Die Bauzeit wird voraussichtlich zwei Jahre betragen, so dass voraussichtlich im Jahr 2024 der milliardenteure Emscherumbau in Oberhausen unter Dach und Fach ist.

Oberbürgermeister Schranz sprach in der Videokonferenz mit unserer Redaktion davon, dass man daran denken sollte, zum Wohnen an der renaturierten Emscher „einen kleinen Masterplan“ zu entwickeln. Es gelte, die Chancen dafür konsequent wahrzunehmen und geeignete Standorte im Stadtgebiet zu prüfen. Der Bereich der schmalen Emscher-Insel im zentralen Stadtgebiet von Oberhausen sei für neue Wohnprojekte allerdings eher ungeeignet. Deshalb gelte es, vor allem in Frage kommende Flächen im Stadtnorden und im äußersten Stadtosten zu benennen.