Oberhausen. Die Kliniken in Oberhausen verzeichnen immer mehr Impfdurchbrüche bei über 80-Jährigen, aber auch immer mehr junge Covid-19-Patienten.

Mediziner sind alarmiert: In Oberhausen häufen sich Impfdurchbrüche bei über 80-Jährigen. Auch immer mehr Kinder mit Covid-19 müssen im Krankenhaus behandelt werden. Die vierte Pandemiewelle türmt sich mit einer bislang nicht gekannten Wucht auf. Zeitgleich kommen die Auffrischungsimpfungen nur langsam voran.

Und dann dies: Die dritte Corona-Impfung hat Israel gerettet, titelte die Deutsche Welle soeben. Tatsächlich erhalten in Israel bereits alle Einwohner ab zwölf Jahren eine Auffrischungsimpfung und starten die ersten Impfungen für Kinder ab fünf Jahren. Die Fallzahlen sanken entsprechend rapide, Alltag kehrte ein. In Deutschland dagegen kommen die Booster-Impfungen kaum voran. Krankenhäuser in Bayern und Sachsen melden immer mehr komplett belegte Intensivstationen. Inzidenzen von über 1000 setzen dort das Gesundheitssystem massiv unter Druck. Bundesweit gab das Robert-Koch-Institut (RKI) die Sieben-Tage-Inzidenz jetzt mit 312,4 an (Stand: 16.11.2021) – ein neuer Höchstwert. Obwohl die Lage in den Oberhausener Krankenhäusern vergleichsweise ruhig ist, beobachten die Ärzte vor Ort aber schon jetzt mit Sorge, dass es bei immer mehr über 80-Jährigen zu Impfdurchbrüchen kommt und vermehrt auch Kinder mit Covid-19 in der Klinik behandelt werden müssen.

46 Oberhausener mit Covid-19 liegen im Krankenhaus

Insgesamt sind es 46 Oberhausener, die am Dienstag, 16. November 2021, mit Covid-19 im Krankenhaus liegen, fünf davon auf der Intensivstation, drei müssen beatmet werden. Die Experten des Evangelischen Krankenhauses Oberhausen kämpfen um die Gesundheit von elf Covid-Patienten. „Davon befindet sich ein Patient auf der Erwachsenen-Intensivstation“, sagt eine Krankenhaussprecherin. Doch auch in der EKO-Kinderklinik schrillen die Alarmglocken: Aktuell wird dort zwar nur ein nachweislich an Corona erkrankter kleiner Patient behandelt. „Aber es liegen noch etliche weitere Verdachtsfälle in unserem Kinderbereich, bei denen das Testergebnis aussteht.“

Das Durchschnittsalter der Covid-Patienten im EKO liege aber bei über 80 Jahren. „Von den elf Patienten aus dem Erwachsenenbereich sind neun geimpft“, berichtet die Krankenhaussprecherin. „Wir sind schon überrascht von dieser hohen Anzahl an geimpften Personen.“ Immerhin zeigten die meisten Erkrankten aber nur leichte Krankheitsverläufe.

Das Geschehen wird in erster Linie von Ungeimpften bestimmt

„Wir behandeln auf unserer speziell geschützten Station im Ameos Klinikum St. Clemens Oberhausen insgesamt sechs Covid-19-Patienten“, sagt Ameos-Sprecherin Annette Kary auf Nachfrage dieser Redaktion. Auf der Intensivstation würden drei Patienten und ein Verdachtsfall versorgt. „Dabei handelt es sich sowohl um Ungeimpfte als auch um Geimpfte zwischen 28 und 91 Jahren.“ Noch seien ausreichend Betten und Beatmungsplätze vorhanden.

„Das Geschehen in unserer Klinik wird in erster Linie von nichtgeimpften Patienten und Patientinnen bestimmt“, betont Christina Fuhrmann, Sprecherin der Helios St. Elisabeth Klinik Oberhausen. Helios kümmert sich um vier Corona-Patienten, „zwei davon auf der Intensivstation“ (Stand 15.11.2021). Impfdurchbrüche stellen die Mediziner dort vor allem bei Erkrankten fest, „die trotz einer eindeutigen Empfehlung der Ständigen Impfkommission noch keine Auffrischungsimpfung erhalten hatten“.

Noch können alle geplanten Operationen stattfinden

Einschränkungen bei der Behandlung anderer Patienten gibt es in Oberhausen bislang nicht: Alle planbaren und notfallmäßigen Operationen finden statt. „Wie in den vergangenen Monaten auch, bewerten wir die Lage aber täglich neu“, erläutert Christina Fuhrmann. Sollte es erforderlich sein, könne der Klinikbetrieb entsprechend umgestellt werden.

Vier weitere Impfstellen

Die Booster-Impfungen schreiten auch in Oberhausen nur langsam voran. Deshalb plant die Stadt ab der nächsten Woche vier feste Impfstationen.

Auf dem Osterfelder Marktplatz und auf dem Saporishja-Platz am Bert-Brecht-Haus, im Sterkrader Gebäude der Kleinstädter Bühne und in einem Parkhaus am Centro kann man sich dann Erst-, Zweit- und Drittimpfung abholen.

Für Ameos ergänzt Annette Kary: „Wir stehen in engem Austausch mit den lokalen Behörden, um die Versorgung der Patienten im Rahmen unserer Kapazitäten sicherzustellen.“ Einig sind sich die Krankenhausvertreter auch in diesem Punkt: „Der wirksamste Schutz gegen schwere Krankheitsverläufe bleibt es, sich impfen zu lassen und sich rechtzeitig die Auffrischungsimpfung abzuholen.“