Oberhausen. Fotograf Klaus Micke aus Oberhausen wird mit seiner bunten Industriefotografie bei Instagram gefeiert. Schülern gibt er Tipps fürs perfekte Foto.

Seine Fotos sind leuchtend bunt, geometrisch minimalistisch und wurden bereits in der New York Times ausgezeichnet: der ehemalige WAZ-Fotograf Klaus Micke aus Oberhausen ist längst kein Unbekannter mehr. 12.600 Abonnentinnen und Abonnenten schauen sich täglich seine Fotos von Industriearchitektur aus dem Ruhrgebiet bei Instagram an – Hallen, Treppen, Dächer, Wände, Geländer, Rohre oder Laternen setzt er mit seinen Bildern in Szene.

So ist auch der Kunstkurs der elften Klasse des Konrad-Adenauer-Gymnasiums in Kleve auf den 66-jährigen Online-Künstler aufmerksam geworden. Schülerin Najoma (18) hat ihn schließlich per Instagram um einen Vortrag gebeten. „Seine bunten Bilder sind minimalistisch und beeindruckend zugleich. Da sind bei uns viele Fragen offen geblieben, die wir Herrn Micke gerne persönlich stellen wollten.“

„Ich suche nach leuchtenden Farben“

Der Kunstkurs aus Kleve steht nun vor dem Poco-Gebäude am Brammenring, nahe dem Centro. Denn Micke fotografiert vor allem Motive, an denen man täglich vorbeikommt. „Ich suche nach leuchtenden Farben.“ Am liebsten in Gewerbegebieten. Damit stellen seine Fotos einen bunten Kontrast zum Klischee der grauen Industriekultur im Ruhrgebiet dar. Morgens und abends gelinge das lichttechnisch besonders gut.

Der Fotograf und Online-Künstler Klaus Micke erzählt den Schülerinnen und Schülern wie man auf Instagram und als Fotograf erfolgreich ist.
Der Fotograf und Online-Künstler Klaus Micke erzählt den Schülerinnen und Schülern wie man auf Instagram und als Fotograf erfolgreich ist. © FUNKE/Fotoservices | Gerd Wallhorn

„Wird das nicht langweilig immer dasselbe zu fotografieren?“, fragt eine Schülerin und mustert skeptisch das leuchtend gelbe Poco-Gebäude mit den roten Akzenten. Nein, das werde es für ihn nicht, sagt Micke. „Denn durch den unterschiedlichen Lichteinfall sehen die Fotos immer anders aus.“

Auf ein Thema konzentrieren

Sein Konzept bestehe darin, kein Konzept zu haben, erklärt der Fotomeister. Er renne viel rum und fotografiere alles, was ihm spontan auffällt. „Ich bin wie ein Eichhörnchen, dass Nüsse sammelt.“ Der analytische Teil seiner Arbeit beginnt erst hinterher am Computer, wenn er sich für eines seiner 800 geknipsten Fotos entscheiden muss. „Manchmal habe ich 30 Mal dasselbe Bild. Für Instagram muss ich dann das Beste zuschneiden.“

Seine Fotografie: „Blue Lines and Orange Lines – Oberhausen“
Seine Fotografie: „Blue Lines and Orange Lines – Oberhausen“ © Unbekannt | Klaus Micke

Aber was macht ein gutes Instagrambild aus? Klaus Micke erklärt seinen Schützlingen: „Das richtige Bild ist meist das, was einem beim schnellen Durchschauen ins Auge sticht.“ Um die Fotos geschickt bei Instagram zu platzieren, solle man sich nur auf ein Thema fokussieren – am besten auf eins, dass einen selbst interessiert. „Selbst wenn es nur Toiletten sind“, sagt Micke. „Denn Follower können grausam sein und man ist in gewisser Weise abhängig von ihnen.“

Das Handy reicht aus

Auch wenn Klaus Micke seine Nikon-Kamera zum Termin mitgebracht hat, ermutigt er die Schülerinnen und Schüler, die Fotos mit dem Handy zu machen: „Das ist ganz einfach und kostet nichts.“ Und oft sei die eigene Intuition besser, als sich an fotografische Regeln, wie zum Beispiel den sogenannten „Goldenen Schnitt“ zu halten. Aber natürlich komme es dabei auch immer darauf an, was der Fotograf oder die Fotografin ausdrücken möchten, betont Micke. „Also ob die Darstellung langweilig, skurril, still oder in Bewegung sein soll.“

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Das Mehr in dem Wenigen: So preist die renommierte US-Tageszeitung den Instagram-Account des Oberhausener Bildjournalisten Klaus Micke.
Das Mehr in dem Wenigen: So preist die renommierte US-Tageszeitung den Instagram-Account des Oberhausener Bildjournalisten Klaus Micke. © Klaus Micke | Instagram.Com

„Woran denken Sie, wenn Sie fotografieren?“, fragt Bram (16), der nach dem Abi Design studieren möchte. „An nix“, antwortet Micke und lacht. „Ich reagiere nur auf leuchtende Farben.“ Auch Bram hat ein Instagramprofil, auf dem er seine Kunst teilt. Meist sind Lebensmittel darauf abgebildet, die er mit dem Programm Photoshop bearbeitet hat. „Durch Herrn Micke habe ich neue Inspiration für meinen eigenen Account gewonnen“, freut sich der Schüler.

Schülerin Mirthe (16) ist beeindruckt, dass Klaus Micke es geschafft hat, sein Hobby zum Beruf zu machen. Ihre ebenfalls 16-jährige Freundin Katharina ergänzt: „Ich folge seinem Instagram-Account gerne, weil es einfach mal etwas anderes ist, als die klassischen Influencer, die dort täglich nur ihr Essen posten.“

Der Weg zum „Foto-Influencer“

Klaus Micke hat 35 Jahre als Bildjournalist für die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) gearbeitet. Mit der Plattform Instagram hatte er da noch nicht so viel am Hut. Von Volontärinnen und Volontären der WAZ wurde er damals auf das soziale Netzwerk aufmerksam gemacht und nahm sich seit dem 1. Januar 2019 vor, jeden Tag ein Foto zu posten. Angefangen mit Schwarz-Weiß-Fotografie, ist im Laufe der Zeit immer mehr Farbe dazugekommen.