Oberhausen. Nebenwirkungen bei Medikamenten bis „bedrohliche“ Schwankungen: Oberhausener Experten haben über häufige Irrtümer zum Bluthochdruck aufgeklärt.

Wer wegen zu hohem Bluthochdruck Medikamente nehmen muss, hat oft die Sorge, dass die Arzneien mittel- bis langfristig schwere Schäden verursachen. Bluthochdruckpatienten nehmen ihre Medikamente deswegen nicht oder ungern – wegen tatsächlicher oder vermuteter Nebenwirkungen. Das hat sich jetzt bei der Telefonaktion „Herz unter Druck“ gezeigt.

Dr. Thomas Butz, der gemeinsam mit seiner niedergelassenen Kollegin Dr. Jutta Roth Fragen von rund 20 Oberhausenerinnen und Oberhausenern beantwortet hat, kann jedoch beruhigen: „Es gibt viele Medikamente gegen Bluthochdruck, die man jahrelang neben kann, ohne dass es zu Schäden kommt. Die meisten gelten als gut verträglich“, so der Chefarzt für Kardiologie am Ameos Krankenhaus St. Clemens.

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Kardiologin Roth ergänzt: „Viele Patienten sind der Meinung, man müsste unbedingt mit möglichst wenig Medikamenten auskommen. Es geht aber nicht um eine geringe Dosis, sondern darum, den Blutdruck gut zu stabilisieren.“ Ihr Rat: Von der Menge der Medikamente sollte man sich nicht abschrecken lassen, wenn diese nötig sind, um den Blutdruck optimal einzustellen.

Experten: Jeder hat Phasen am Tag mit einem höheren Blutdruck

Ein weiterer häufiger Irrtum, der sich auch bei der Telefonaktion wieder gezeigt hat: „Die meisten Patienten denken, dass der Blutdruck immer gleich ist. Das stimmt aber nicht, er passt sich immer der Situation des Patienten an - je nachdem ob ich Sport mache oder auf der Couch entspanne.“ Dieser wechselnde Blutdruck werde oft als bedrohlich empfunden, aber auch hier kann Butz besänftigen: „Jeder Mensch hat seine Spitzen am Tag. Ich kenne zum Beispiel einen Innenarchitekten, der immer dann einen hohen Bluthochdruck hatte, wenn er mit seinem Handwerker telefoniert hat“

Telefonaktion „Herz unter Druck“: Die Oberhausener Kardiologen Dr. Jutta Roth und Dr. Thomas Butz informierten über Bluthochdruck und Herzprobleme.
Telefonaktion „Herz unter Druck“: Die Oberhausener Kardiologen Dr. Jutta Roth und Dr. Thomas Butz informierten über Bluthochdruck und Herzprobleme. © FUNKE Foto Services | Herbert Höltgen

Eine Dame am Telefon habe zudem von einem hohen Bluthochdruck in der Nacht berichtet. „Das liegt bei ihr wohl daran, dass ihre demente Schwester im Heim betreut wird und sie sich große Sorgen macht, dass ihre Schwester dort nicht gut versorgt mit.“ Der hohe Druck sei also durch Ärger und Trauer entstanden. „In der Nacht, als sie keine Ablenkung mehr hatte, ist die Verarbeitung der Ereignisse dann gekommen.“ Da die meisten Anrufer zwischen 65 und 85 Jahre alt gewesen sind, sei beruflicher Stress bei der Telefonaktion kein Thema gewesen. Dieser gilt aber laut Butz ebenfalls als häufiger Verursacher eines problematischen Dauerdrucks.

Bluthochdruck ist ein häufiger Risikofaktor für Herzerkrankungen

Um zu wissen, wo die Spitzen am Tag liegen und ob dieser in einer problematischen Höhe (systolische Wert über 180 mmH) liegt, empfiehlt Roth jedem, einmal eine 24-stündige Blutdruckmessung durchführen zu lassen. „Dann geht man beruhigter durchs Leben und weiß, welche Situationen einen hohen Bluthochdruck bei einem auslösen können.“

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Das Tückische: Bluthochdruck kann auch trotz hoher Blutdruckwerte ohne Beschwerden verlaufen und deswegen jahrelang unbehandelt oder gar unentdeckt bleiben. Besonders empfehlen würde Thomas Butz eine Regelmessung über 24 Stunden allerdings jenen Patienten, die über typische Symptome wie Kopfschmerzen, Schwindel, ständige Unruhe oder Schweißattacken leiden. „Wenn der Bluthochdruck häufig so hoch ist, ist es, als wenn man unter Drogen stehen würde - was auf Dauer natürlich nicht gut ist. Wenn man gut eingestellt ist, geht es einem besser - und man verschwendet keine Lebenszeit.“

Denn: Die Volkskrankheit Bluthochdruck gilt als wesentlicher Grund für einen vorzeitigen Tod und ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für Herz- und Gefäßerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Hirnblutung, Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen oder andere Erkrankungen wie Nierenversagen.

Aktion der „Herzwochen“

Die Telefonaktion fand in Kooperation mit der WAZ und im Vorfeld der „Herzwochen“ der Deutschen Herzstiftung statt, an der sich Ameos Oberhausen regelmäßig beteiligt.

Die Herzwochen stehen jedes Jahr unter einem anderen Motto, in diesem Jahr („Herz unter Druck“) dreht sich alles um das Thema Bluthochdruck. Mehr Infos unter: www.herzstiftung.de/herzwochen2021.