Oberhausen. Bluthochdruck ist ein stiller Killer: Viele merken nicht, dass sie krank sind. Der Oberhausener Chefarzt Dr. Rafael Schäfers mit wichtigen Tipps.

Bluthochdruck zählt zu den tückischsten Volkskrankheiten überhaupt. Die meisten merken nicht einmal, dass sie betroffen sind. Die Dunkelziffer ist groß. Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter. „Jeder Dritte über 18 Jahren hat Bluthochdruck, bei den über 60-Jährigen ist bereits jeder zweite betroffen“, sagt Dr. Rafael Schäfers (61). Der Chefarzt der Nephrologischen Klinik am Johanniter Krankenhaus Oberhausen und ärztliche Leiter des mit dem Krankenhaus zusammenarbeitenden KfH-Nieren- und Dialysezentrums Oberhausen steht für die Diagnostik und Therapie von Bluthochdruckkrankheiten auf der Liste der Top-Mediziner des Nachrichtenmagazins Focus.

Woran liegt es, dass diese Krankheit noch immer unterschätzt wird?

Dr. Rafael Schäfers: Weil sie lange Zeit symptomlos verläuft. Es gibt keine Beschwerden. Die setzen erst viel später ein.

Und machen sich dann wie bemerkbar?

Meist durch allgemeine Beeinträchtigungen, die nicht sofort eindeutig zuzuordnen sind. Dazu können Schwindelattacken gehören, Herzstolpern, Kopfschmerzen oder Kurzatmigkeit beim Treppensteigen. Aber auch eine gewisse Ungeduld oder Nervosität gehören dazu. Immer wieder berichten Patienten auch von Schlafstörungen, viele leiden zum Beispiel an dem sogenannten Schlaf-Apnoe-Syndrom. Damit sind Atemaussetzer in der Nacht gemeint, die den ganzen Körper erheblich unter Stress setzen. All diese Anzeichen sollten ernst genommen und von einem Arzt abgeklärt werden. Sind bereits Organe beschädigt, können weitere Symptome hinzukommen.

Welche Organe können betroffen sein?

Vor allem Herz, Hirn und Nieren. Leider ist es noch immer so, dass ein Bluthochdruck oft erst erkannt wird, wenn die Patienten mit einem Herzinfarkt, einer Herzmuskelschwäche, einem Schlaganfall oder Nierenversagen ins Krankenhaus kommen. Die Blutdruck-Messung gehört zwar heute beim Hausarzt längst zum Standardprogramm. Doch eine einmalige Kontrolle reicht nicht aus. Selbst ein Langzeit-Messgerät kommt nicht allen Erkrankungen auf die Spur. Wir raten unseren Patienten deshalb dazu, sich in der Apotheke selbst ein Messgerät zu kaufen und ihren Blutdruck regelmäßig zu kontrollieren. Die Geräte für den Oberarm sind da am genauesten – und sie kosten nicht die Welt. Erwerben sollte man aber nur eines mit dem DHL-Siegel – das ist das Prüfsiegel der Deutschen Hochdruck-Liga.

Sie sind Spezialist für Nierenerkrankungen, wie viele ihrer Patienten haben Bluthochdruck?

Fast alle. Die Niere spielt eben eine zentrale Rolle bei der Regulation des Blutdrucks. Dabei gibt es eindeutig eine Wechselbeziehung. Ein hoher Druck schädigt auf lange Sicht die Gefäße der Nieren. Umgekehrt können aber auch Nierenerkrankungen selbst zu einem Bluthochdruck führen.

Vorerkrankungen spielen also eine große Rolle?

Bei zehn bis 15 Prozent der Betroffenen schon. Bei ihnen ist der Bluthochdruck durch Erkrankungen der Nieren, Nebennieren oder der Schilddrüse ausgelöst worden. Wir bezeichnen das als sekundäre Hypertonie. Mit der Behandlung der Ursache lässt sich der erhöhte Blutdruck aber meist wieder normalisieren.

Und bei den anderen?

Liegt eine essenzielle Hypertonie vor: Damit ist ein dauerhaft erhöhter Blutdruck ohne erkennbare Ursache gemeint. Mit zunehmendem Alter werden die Gefäße steifer, bilden sich Ablagerungen. Dadurch wird der Gefäßdurchmesser kleiner – der Druck im Kreislauf steigt.

Welche Risikofaktoren gibt es?

Das sind vor allem ein zu hohes Körpergewicht, Bewegungsmangel, Stress und eine falsche Ernährung mit zu viel Salz und Alkohol. Diese Faktoren begünstigen die Entstehung eines Bluthochdrucks. Wir sprechen in solchen Fällen auch schon einmal von einer Wohlstandskrankheit. Denn nach dem Krieg spielte Bluthochdruck bei uns keine Rolle. Dazu kommt: Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, Fettstoffwechselstörungen mit zu hohem Cholesterin und insbesondere auch das Rauchen führen im Zusammenspiel mit einem erhöhten Blutdruck auch zu einem deutlich erhöhten Risiko für die Entwicklung eines Herzinfarktes, einer Herzmuskelschwäche, eines Schlaganfalles oder eines Nierenversagens.

Seh- und Sprachstörungen weisen auf Notfall hin

Bei Sehstörungen wie Doppelbildern, Taubheitsgefühl oder einer Lähmung (Arm, Bein, verzogenes Gesicht, hängender Mundwinkel) könnte bereits ein Schlaganfall vorliegen. Auch eine plötzlich einsetzende Sprachstörung oder ungewöhnlich starke Kopfschmerzen sind Warnzeichen. Bei solchen Symptomen sollte sofort der Notruf 112 alarmiert werden.

Das Nachrichtenmagazin Focus hat eine Liste der Top-Mediziner für die unterschiedlichen medizinischen Fachgebiete in Deutschland veröffentlicht. Darunter ist auch das Evangelische Klinikum Niederrhein vertreten, zu dem das Oberhausener Johanniter Krankenhaus gehört.

Neben Dr. Rafael Schäfers wurden zwei weitere Ärzte des Oberhausener Krankenhauses ausgezeichnet: Prof. Dr. Jan Fichtner, Chefarzt der Klinik für Urologie, für seine Erfolge bei der Behandlung von Blasenkrebs, Prostatakrebs und anderen Prostataerkrankungen, sowie Prof. Dr. Jens Kuhn, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, in den Bereichen Suchterkrankungen, Angststörungen und Schizophrenie.

Mit Sport, Entspannung und einer gesunden Ernährung lässt sich aber vorbeugen?

Ja, damit kann man so einiges bewirken. Tatsächlich ist die überwiegende Mehrzahl der Bluthochdruckpatienten älter als 50 Jahre, übergewichtig und zu wenig körperlich aktiv. An mindestens fünf Tagen in der Woche zirka 30 Minuten lang spazieren zu gehen reicht erwiesenermaßen schon aus, um der Entstehung von Bluthochdruck vorzubeugen. Aber es gibt auch eine erbliche Veranlagung: Wir haben Patienten mit Bluthochdruck, die sportlich, schlank und noch recht jung sind. Gut 30 Prozent ab 18 Jahren sind betroffen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Wir haben in Deutschland den Luxus, über eine große Auswahl an Blutdrucksenkern zu verfügen. Zwar ist die richtige Einstellung nicht immer einfach, aber letztlich findet sich für jeden das richtige Medikament.

Welche Werte sollten angestrebt werden?

Von normalen Blutdruckwerten sprechen wir bis 139/89 mmHg. Als optimal sehen wir bei der Messung in der Arztpraxis Werte unter 120/80 mmHg an. Die Grenzwerte bei einer Selbstmessung zu Hause sollten sich unter 135/85 mmHg einpendeln. Bluthochdruck bedeutet entsprechend, dass in der Arztpraxis wiederholt Messwerte über 139/89 mmHg auffallen.

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