Oberhausen. Der einschneidende Sparkurs des Bistums Essen trifft immer mehr Gläubige: Nun schließt die Gemeinde St. Peter in Alstaden ihre Kirche ab.
Zweieinhalb Jahre ist der Beschluss schon alt, doch wenn am Sonntag Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck mit dem allerletzten Gottesdienst in der Alstadener Kirche St. Peter das Gebäude außer Dienst stellt, dann werden die Stunden trotz der langen Vorbereitungszeit bitter.
„Alle wissen zwar schon lange, dass die Kirche geschlossen wird, doch in den letzten Tagen fühlen sich die Menschen sehr betroffen. In Gesprächen fließen Tränen“, erzählt Pastor Marko Bralic. „Die Gläubigen sind hier geboren, wurden in der Kirche getauft, erlebten Kommunion, Firmung, Hochzeit – und einige haben hier ihre verstorbenen Ehepartner verabschiedet.“
21 Jahre lang ist Marko Bralic Pastor in der Gemeinde St. Peter, die bereits 2008 mit der Gemeinde St. Antonius verschmolzen wurde und seitdem nur noch Filialstandort ist. Auch für ihn ist die Kirche natürlich mehr als ein dem Bistum zu teuer gewordenes Gebäude aus Stein: „Für mich ist das ein Zuhause, ich habe hier mehr Zeit verbracht als in meinem Wohnzimmer. Hier habe ich gelebt, geatmet und gebetet.“
Nach der großen Neuordnung der Pfarreien im ersten Jahrzehnt hat das Bistum Essen 2014 einen noch größeren Sparkurs von seinen Gemeinden verlangt, den es euphemistisch „Pfarrentwicklungsprozess“ taufte: Bis 2030 sollen die Hälfte der Ausgaben gekappt werden. Weniger teure Gebäude und dafür neue flexible Formen, mit Gläubigen in Kontakt zu bleiben. Bei seiner Gründung im Jahre 1958 hatte das finanziell schwächste und flächenmäßig kleinste deutsche Bistum noch 1,5 Millionen Gläubige. Jetzt sind es nur noch halb so viele, von denen auch noch ein guter Teil im Rentenalter mangels Geld keine oder nur eine sehr geringe Kirchensteuer zahlt.
Dreischiffige Basilika wurde 1918 geweiht
Die dreischiffige Basilika St. Peter wurde vor 103 Jahren, 1918, als Gotteshaus geweiht – und entstand im Zuge weiterer Kirchen in Alstaden wegen des großen Zustroms an Arbeitern für Babcock, die Zechen Alstaden und Concordia. Die Peterskirche ist in der Pfarrei Herz Jesu eine von vier Kirchen. Auch in den letzten Jahren wird die Gemeinde von Christen als sehr engagiert und stabil mit engen Verbindungen untereinander eingeschätzt. Zuletzt zählte Pastor Bralic 200 bis 250 stetig Aktive bei insgesamt 2500 Katholiken im Stadtteil. Alle hoffen, dass die engagierten Gläubigen ihren Einsatz künftig in der letzten Alstadener Kirche St. Antonius fortsetzen.
Vinzent Graw, Pfarrer der Großpfarrei Herz Jesu, ist froh, dass die Spareinschnitte im Einvernehmen gelungen sind: „Bei allen, die mit St. Peter verbunden sind, schmerzt natürlich die Schließung der Kirche. Aber wir haben den Beschluss hier alle nach langen Diskussionen einmütig getroffen, alle haben dafür gestimmt.“ Denn die Einsicht in die Finanzzwänge des Bistums sei groß. Peter Alferding, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates Herz Jesu, trifft mit seiner Aussage wohl den Kern: „Mit dem Kopf ist alles klar, wir hatten hier auch keinen Aufstand. Aber das Herz hängt an diesem Ort.“
Vier Kirchen gehören zur Oberhausener Pfarrei Herz Jesu
In den drei Oberhausener Stadtbezirken existieren nach den großen Fusionen im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts nur noch vier Pfarreien: Herz Jesu (Süden / Innenstadt / Alt-Oberhausen), St. Marien (Marienviertel / Alt-Oberhausen), St. Pankratius (Osterfeld) und St. Clemens (Sterkrade). Es ist wahrscheinlich, dass in Zukunft Alt-Oberhausen nur noch eine Pfarrei haben wird, Herz Jesu also mit St. Marien vor der Fusion steht. Zur Pfarrei Herz Jesu gehören die Kirchen St. Antonius, St. Peter, Herz Jesu und St. Joseph in Styrum. Zum Abschied von St. Peter hat die Gemeinde in dieser Woche mehrere Veranstaltungen organisiert: Kita-Schatzsuche, Seniorenmesse, Frauenmesse, Chorproben, ökumenischer Gottesdienst, Kaffee und Kuchen. Am Samstagnachmittag gibt der Gospelchor zwei Kurzkonzerte. Um 17 Uhr am Sonntag beginnt die letzte Heilige Messe mit dem Bischof – anschließend trägt eine kleine Prozession das ewige Feuer zur St.-Antonius-Kirche am Antoniusplatz.
Was selbst den in der Gemeinde St. Antonius beliebten Pastor Bralic ein wenig tröstet: „Hier wird nicht alles flach gemacht, sondern das Gebäude bleibt im Kern stehen. Sogar der Altarbereich wird weiter als Ort des Gebets und des Treffpunkts existieren.“ Denn es wird einen neuen Eigentümer des Geländes geben, der das Kerngebäude als architektonischen Identifikationspunkt des Stadtteils erhalten will.
Kaufvertrag der Peterskirche noch nicht unterschrieben
Der Kaufvertrag ist zwar noch nicht in trockenen Tüchern, die Verantwortlichen dürfen deshalb nicht darüber reden. Doch wenn man sich im Stadtteil umhört, erfährt man: Das Bistum verkauft das Areal am Petersplatz 5 mitsamt der Immobilie wohl an einen christlichen Investor und Betreiber. Geplant sind auch altengerechte moderne Wohnungen im unteren und mittleren Preissegment.