Oberhausen. Im zweiten Anlauf hat es Oberhausen geschafft: Um „Smart City“ zu werden, fließen Fördergelder in Millionenhöhe aus Berlin in die Stadt.

Attraktive Lock-Angebote für junge Start-ups, moderne und vernetzte Arbeitsorte in Cafés und Stadtparks oder nur per Computer gelenkte Linienbusse ohne Fahrer: Für Projekte wie diese bekommt Oberhausen frisches Geld aus Berlin. 13,6 Millionen Euro fließen aus dem Fördertopf für „Smart Cities“ – weitere 1,5 Millionen Euro investiert die Stadt selbst in neue Digital-Strategien.

So kommt die Stadt doch noch an die Fördergelder des Bundesinnenministeriums, nachdem die Bewerbung im vergangenen Jahr gescheitert war. Ziel der Förderung: Kommunen sollen zu „Smart Citys“ werden: zu Großstädten, die Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Klimabewusstsein mit intelligenten Ideen nach vorne bringen. Mit diesen Ideen sollen die Lebensqualität gesteigert und der öffentliche Raum spürbar aufgewertet werden.

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Wie so oft bei großen Projekten wie diesen, starten die Experten-Runden nun erst einmal in die Konzeptphase: Seit diesem Monat werden Leitplanken entwickelt werden, um ganz konkrete Projekte dann ab 2023 umsetzen zu können. Insgesamt ist die Modellphase auf fünf Jahre ausgelegt.

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Profitieren sollen Bürgerinnen und Bürger, mittelständische Unternehmen und neue Start-ups dann aber ganz konkret. Strategiedezernent Ralf Güldenzopf kündigt einen Fonds an: Jahr für Jahr stehen 500.000 Euro zur Verfügung, um Projekte vor Ort in den Stadtteilen zu unterstützen. Ebenfalls im nächsten Jahr möchten Stadt und Wirtschaftsförderung eine neue Technik zur Verfügung stellen, mit der Menschen mit einer Behinderung die Stadt besser erkunden können. So sollen wichtige Informationen zu Sehenswürdigkeiten etwa aufs Smartphone gesendet werden, damit blinde oder eingeschränkt sehfähige Personen sie vor Ort über ein Audioprogramm abspielen können.

3D-Modelle sollen Stadtplanung verdeutlichen

Bei allen Projekten sollen immer auch Bürger eingebunden werden. Denn die Digitalisierung bietet zwar nach Ansicht von Güldenzopf viele Chancen, birgt aber auch eine große Gefahr: Dass sich Menschen ausgeschlossen fühlen, denen der Zugang zu moderner Technik fehlt. „Wir müssen eine Spaltung der Gesellschaft unbedingt vermeiden: durch Transparenz und Beteiligung.“ Oberhausens Chef-Stratege denkt beispielsweise an Modelle aus dem 3D-Drucker, die die Stadtplanung in den einzelnen Quartieren viel plastischer und damit anschaulicher abbilden können als etwa Zeichnungen. So können Bürger die Vorhaben besser beurteilen.

Nichts ist in Stein gemeißelt

Die aktuelle Förderrunde des Programms „Modellprojekte Smart Cities“ steht unter dem Leitfaden „Gemeinsam aus der Krise“. Städte, die in den Genuss einer Förderung kommen wollten, mussten ein schlüssiges Konzept vorlegen, mit welchen Ideen Stadtentwicklung dazu beitragen kann, die Coronakrise und ihre Folgen zu bewältigen.Anders als im Vorjahr konnte Oberhausen dieses Mal überzeugen. „Unser Antrag war stringenter, hatte einen roten Faden“, erklärt sich Strategiedezernent Ralf Güldenzopf den Erfolg. Grundsätzlich sei der Antrag für solch eine Förderung eine große Herausforderung. „Wir müssen Ideen entwickeln für einen Zeitraum von fünf Jahren, ohne zu wissen, was sich in diesen fünf Jahren alles noch tut.“ Das Konzept sei daher nicht in Stein gemeißelt. „Wir können auf aktuelle Entwicklungen reagieren.“

Langfristig könnte Oberhausen mit Hilfe der „Smart City“-Förderung auch automatisierte Fahrten von Linienbussen ohne Fahrer im Nahverkehr anbieten, sagt Boris van Benthem, Leiter des städtischen IT-Bereiches. Das geplante Wohnquartier in der Neuen Mitte könnte hier Experimentier-Raum werden. Dass dies durchaus möglich ist, zeigt die Stadt Monheim: Dort pendeln autonome Busse bereits seit Februar 2020 zwischen Alt- und Innenstadt. Was Monheim von Oberhausen unterscheidet, ist allerdings die deutlich entspanntere Haushaltslage.

Nicht so sehr ins Geld gehen dürfte dafür die Entwicklung einer Smartphone-App, mit der man nicht nur erfährt, welche Busverbindung Fahrgäste am schnellsten von A nach B bringt – sondern auch, ob es weitere Angebote in der Nähe gibt, wie Miet-Fahrräder, den E-Roller der EVO oder Möglichkeiten, ein Auto zu leihen (Car-Sharing). Diese App soll auch mit den Verkehrsrechnern vernetzt werden, so dass Pendler beispielsweise nicht über die Neue Mitte nach Hause geleitet werden, wenn Weihnachtsmarkt oder Arena-Konzerte dort für viel Verkehr sorgen.