Oberhausen. Wie geht Klimaschutz konkret im Stadtteil, wenn es etwa um das Thema Heizen geht? Ein Beispiel aus Oberhausen-Tackenberg zeigt es eindrucksvoll.
Klimaschutz ist derzeit mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl das Thema Nr. 1. Global geprägte Forderungen oder auch das Pariser Klimaschutzabkommen spielen dabei eine zentrale Rolle. Doch die Energiewende und nachhaltiger Klimaschutz fangen am besten direkt vor der Haustür an. Ein neues Oberhausener Projekt zeigt das eindrucksvoll. Im Stadtteil Tackenberg entstehen mehrere Nahwärme-Inseln, jeweils passgenau ausgerüstet mit einem eigenen kleinen Blockheizkraftwerk.
Über 800 Wohnungen erhalten künftig auf diese Weise ihre Wärme. Doch nicht nur das: Auch die Theodor-Heuss-Realschule und ihre Sporthalle sowie die Grundschule am Siedlerweg werden an das neue, kleinteilige Netz angeschlossen.
Guter Nutzungsgrad durch moderne Kraft-Wärme-Kopplung
Künftig gibt es in Tackenberg fünf der besagten, gasbetriebenen Blockheizkraftwerke (BHKW). Diese BHKW haben einen besonders guten Nutzungsgrad, sie erzeugen sowohl Wärme als auch Elektrizität (Kraft-Wärme-Kopplung) und sparen im Vergleich zu einem herkömmlichen zentralen Großkraftwerk oder anderen Lösungen Kohlendioxid-Emissionen ein.
Der Strom aus den BHKW soll grundsätzlich in günstigen Zeiten – wenn zum Beispiel wenig Erneuerbare im Netz sind – produziert werden, um das umliegende Netz zu entlasten. Die dabei erzeugte Wärme wird auf ausgeklügelte Weise in Wärmespeichern gespeichert und anschließend dem Leitungsnetz bzw. den Anwohnern als Heizwärme bereitgestellt.
Die Energieversorgung Oberhausen (EVO) arbeitet bei dem Projekt unter anderem eng mit dem Fraunhofer Institut Umsicht zusammen; mit der Osterfelder und der Sterkrader Wohnungsgenossenschaft sind zwei weitere wichtige Partner bei dem Vorhaben präsent, die in Tackenberg viele, bislang nicht ans Fernwärmenetz angeschlossene und mit Einzel-Heizkesselanlagen ausgerüstete Wohnhäuser haben und sich auch mit Hilfe dieses Projekts zeitgemäß aufstellen. Verbunden sind die neuen Wärme-Inseln mit einer energetischen Sanierung angeschlossener Wohnhäuser.
Projekt an der Flöz-Matthias-Straße
An der Flöz-Matthias-Straße ist jetzt das erste Blockheizkraftwerk von den Projektbeteiligten vorgestellt worden – ein Gebäude, das im Straßenbild kaum auffällt und direkt neben einem Garagenhof liegt. 700.000 Euro werden in diese erste von fünf künftigen Wärme-Inseln investiert.
Zukunftsweisendes Projekt
Die künftigen Nahwärme-Inseln im Stadtnorden finden bereits bundesweit bei kommunalen Fachleuten Beachtung; so gab es zum Beispiel schon eine Anfrage aus Mainz zu dem Oberhausener Projekt.
Wichtig für die Kunden: Abrechnungstechnisch entspricht der Endpreis dem Fernwärmepreis der EVO.
In vier Wochen soll dieses „Netz 1“ – rechtzeitig zur neuen Heizperiode – in Betrieb gehen. Bis Ende 2022 sollen dann die weiteren Quartiers-Netze folgen. Das alles läuft unter dem ungewöhnlichen Namen „Quentin“. Wer sich über einen Vornamen als Projektbezeichnung wundert, erhält schnell Aufklärung. Quentin bringt als Abkürzung den Nutzen und die Ziele der Tackenberger Wärme-Inseln wissenschaftlich präzise auf den Punkt: „Quartiersentwicklung auf Basis von Nahwärmeinseln mit flexiblen KWK-Systemen und Teilsanierung“. Man könnte auch einfach sagen: Mehr Klimaschutz, ganz lokal umgesetzt.