Oberhausen. Zwei Jahre hatte Oberhausen keine Palliativ-Station mehr. Im St. Marien Klinikum gibt es nun wieder eine. Im Fokus: Die Wünsche der Schwerkranken.

Als die Palliativ-Station im St. Josef Hospital im Zuge der damaligen Insolvenz des Katholischen Klinikums Oberhausen (KKO) geschlossen wurde, da entstand ein Riss im Versorgungsnetz der Stadt. Das Loch wurde nun wieder geflickt: Zu Beginn des Septembers ist im St. Marien-Klinikum des KKO-Investors Ameos die Arbeit in der neuen Palliativstation aufgenommen worden. „Hier wird die Autonomie der Patienten gelebt, hier bestimmen sie den Tagesablauf“, bringt Susanne Dahmen, pflegerische Leitung der Station, den Kerngedanken der Station auf dem Punkt.

Angehörige können auch in Corona-Zeiten übernachten

Mit sieben Patientenzimmern, einem Raum der Stille als Rückzugsmöglichkeit, einen direkten Zugang zum Krankenhausgarten, einem Wohnzimmer und einer Küche, in der selbst gekocht werden kann, unterscheiden sich die Räume hier deutlich von anderen Stationen – dort, wo die „Gerätemedizin“ im Mittelpunkt steht. Für Dahmen ist diese nur „positiv schmückendes Beiwerk“. Nach Jahrzehnten als Intensivpflegerin war es ihr wichtig, dort aktiv zu sein, wo man den Menschen mehr begleiten kann, sich richtig auf ihn einlassen kann. „Wir entscheiden im Krankenhaus oft über die Menschen, die in den Betten liegen, ohne dass uns das wirklich bewusst wird – und weil der normale Alltag oft nichts anderes zulässt. Hier ist das anders.“

Blick in den Besucherraum der neuen Station: In der Palliativversorgung kommt es auf eine freundliche Gestaltung an.
Blick in den Besucherraum der neuen Station: In der Palliativversorgung kommt es auf eine freundliche Gestaltung an. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Anders sein heißt auch: Es ist viel Platz für die Angehörigen. Die Zimmer sind so ausgestattet, dass die Liebsten der kranken Menschen hier übernachten können. Auch in Corona-Zeiten ist der tägliche Besuch möglich. Nicht daran denken mag Dahmen allerdings, wie sich die Palliativarbeit unter den Bedingungen zum Beginn der Pandemie, als die Isolation das oberste Gebot war, gestaltet hätte. „Jetzt unterscheidet es sich zum Glück nicht mehr sehr von der Zeit vor Corona“, sagt Dahmen, die auch schon im St. Josef Hospital palliativ gepflegt hatte.

Für welche Patienten die neue Station im St. Marien Klinikum gedacht ist

So sieht es in den Patientenzimmern der neuen Station aus. Im Bild ist das Stationsteam (v. li.): Pfleger Jan Grutsche, Dr. Thomas Karden-Janska, Susanne Dahmen (Stationsleitung Pflege) und Chefarzt Dr. Hans-Martin Frühauf.
So sieht es in den Patientenzimmern der neuen Station aus. Im Bild ist das Stationsteam (v. li.): Pfleger Jan Grutsche, Dr. Thomas Karden-Janska, Susanne Dahmen (Stationsleitung Pflege) und Chefarzt Dr. Hans-Martin Frühauf. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Aber was macht die palliative Pflege eigentlich aus? „Wir versuchen herauszufinden: Was bewegt die Patienten? Was sind ihre Hobbys und Interessen“, erklärt Oberarzt Thomas Kaden-Janska. Wichtig sei auch, sich mit der Biographie der Menschen auseinanderzusetzen, um sie in kurzer Zeit bestmöglich kennenzulernen. Im Team arbeiten dann Pflegekräfte, Psychologen, Seelsorger sowie Physio- und Ergotherapeuten zusammen – alle möglichst orientiert an die tatsächlichen Bedürfnisse der Menschen.

Die Palliativstation ist an die Klinik für Innere Medizin und Geriatrie im St. Marien angegliedert, ihr Stationsleiter ist der Chefarzt der Klinik, Dr. Hans-Martin Frühauf. Er findet, dass die Palliativversorgung im Ruhrgebiet und speziell auch in Oberhausen bereits „sehr vorbildlich“ aufgestellt sei – vor allem im ambulanten Bereich über das Oberhausener Palliativnetz, in dem mehrere Versorger zusammenarbeiten. Was in der Stadt aber nun einmal gefehlt habe, das sei eine Station in einem Krankenhaus gewesen. Sie richte sich nun an Schwerkranke, deren Angehörige mit der Pflegesituation zu Hause überfordert sind oder die so schwere Symptome aufweisen, dass eine dauerhafte Beobachtung durch ein Stationsteam vonnöten ist.

Chefarzt: „Wir wollen den Patienten geben leben bis ihr Leben vorbei ist“

Das Stationsteam hat sich vor allem auf Tumorpatienten, die im Endstadium ihrer Krebserkrankung sind, vorbereitet. Aber etwa auch Patienten mit schweren Lungenerkrankungen oder neurologische Patienten mit schweren Hirnblutungen werden voraussichtlich ihren Weg in die Station finden. „Das ist hier aber keine Sterbestation“, betont Chefarzt Frühauf. „Es geht darum, den Zustand der Menschen zu stabilisieren, ihnen die Schmerzen zu nehmen. Wir wollen ihnen Leben geben – bis das Leben vorbei ist.“

Neue Hospiz-Gesellschaft

Umstrukturierungen gab es kürzlich auch bei den Hospizen von Ameos. Die „Christliche Hospize Oberhausen gGmbH“ hat zum Mai 2021 die Hospizdienste von Ameos übernommen. An der Gründung der neuen Gesellschaft beteiligt waren die Caritas, die vier Oberhausener Pfarreien sowie die Beteiligungsgesellschaft des Bistums Essen.

Die Gesellschaft übernimmt seitdem die Verantwortung für das stationäre Hospiz St. Vinzenz Pallotti (Osterfeld), den ambulanten Hospizdienst sowie das „Möwennest“ als ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst. Alle drei wurden zuvor vom Katholischen Klinikum Oberhausen getragen und zunächst von Ameos weiterbetrieben.