Oberhausen. Stadtdechant Peter Fabritz verlässt Oberhausen. Er leitet ab Oktober das Kirchengericht im Erzbistum Köln. Der Erzbischof hat ihn darum gebeten.
Propst Peter Fabritz ist in Oberhausen wohl, um es salopp zu formulieren, so bekannt „wie ein bunter Hund“. Der 54-Jährige hat nie ein Blatt vor den Mund genommen und auch in kritischen Zeiten wie der Flüchtlingskrise öffentlich stets klar Stellung für mehr Menschlichkeit bezogen. In seiner Gemeinde St. Clemens in Sterkrade war er Pfarrer mit Leib und Seele. Doch das ist Geschichte. Der Oberhausener Stadtdechant leitet ab Oktober das Kirchengericht im Erzbistum Köln. Dies bestätigt Fabritz im Gespräch mit der Redaktion nun selbst, auch, um der seit längerem brodelnden Gerüchteküche das Wasser zu entziehen.
„Geplant war der Wechsel nicht“, erzählt Fabritz offen. Er sei von dem Angebot in seinem Sabbatjahr überrascht worden. Die Auszeit, die Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck allen langgedienten Pfarrern ermöglicht, wird im Essener Bistum gerne genutzt. Die Oberhausener Gemeindemitglieder von St. Clemens hatte der Rückzug ihres Propstes im Januar 2021 dennoch irritiert. „Der Mann ist schwer krank“, sorgten sich einige. „Da hat es Knatsch hinter den Kulissen gegeben“, tippten andere. Fabritz ist froh, „dass weder das eine noch das andere zutrifft“.
Wer einen Blick auf seine Ämter wirft, dürfte mehr Verständnis für eine solche Pause entwickeln: Fabritz war nicht nur Stadtdechant von Oberhausen und Pfarrer der Propsteipfarrei St. Clemens, sondern als promovierter Kirchenrechtler auch längst als Vizeoffizial der Außenstelle Essen des Bischöflichen Offizialates Münster tätig.
Zum 30. September von allen bisherigen Ämtern freigestellt
„Als Offizialat bezeichnet man dabei das in der katholischen Rechtsordnung für jedes Bistum vorgeschriebene Gericht, das über Klagen nach kanonischem Recht entscheidet“, erläutert Fabritz. „Die kirchliche Gerichtsbarkeit dient dem Rechtsschutz innerhalb der Kirche.“ Den überwiegenden Teil der Aufgaben bildeten Eheverfahren zur Klärung des kirchlichen Personenstandes. Der Offizial oder Leiter sei zugleich Gerichtsvikar des Bischofs, „das heißt, er leitet stellvertretend für den Bischof dessen Gerichtsbarkeit“.
Ein Job, den er nun in leitender Funktion in Köln ausüben wird: „Der Kölner Erzbischof selbst hat mich angerufen und darum gebeten.“ Bischof Overbeck stellt Fabritz deshalb zum 30. September von all seinen bisherigen Ämtern für zunächst fünf Jahre frei. In Köln tritt der Kirchenrechtler ab Oktober die Nachfolge von Günter Assenmacher an, der sich bereits im Mai zurückzogen hatte, da ihn ein Gutachten zum Umgang der Bistumsspitze mit Missbrauchsfällen belastet.
Propst André Müller übernimmt das Pfarramt St. Clemens
Und was wird nun aus Fabritz’ Ämtern in Oberhausen? In St. Clemens vertritt ihn seit der Auszeit längst der Gladbecker Stadtdechant und Pfarrer der Propsteipfarrei St. Lamberti, Propst André Müller. Müller hat bereits zugestimmt, das Amt des Pfarrers von St. Clemens zum 1. Oktober dauerhaft zu übernehmen. Darüber hinaus bleibt der Gladbecker aber auch weiterhin Pfarrer seiner alten Propsteipfarrei St. Lamberti.
Peter Fabritz freut sich auf die neue Aufgabe, für die er jetzt seinen Wohnsitz nach Köln verlagern wird. „Aber ich werde Oberhausen auch sehr vermissen – nicht nur wegen unserer tollen Karnevalssitzungen“, räumt er augenzwinkernd ein. Ein Kaplan habe einmal zu ihm gesagt: „Wenn du in Oberhausen mit dem Eulenorden ausgezeichnet wirst, dann hast du es in dieser Stadt geschafft.“ Nun, Fabritz ist seit 2015 Träger des Eulenordens „Närrische Weisheit“. Er hat es wohl tatsächlich geschafft, bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Nicht nur seine Gemeindemitglieder werden ihn vermissen.