Oberhausen. Dirk Vöpel (SPD) aus Oberhausen will bei der Bundestagswahl am 26. September seinen Wahlkreis verteidigen. Eine Vor-Ort-Visite am Wahlplakat.

Dieser Bundestagswahlkampf schreibt manchmal kleine überraschende Anekdoten: Als wohl einziger sozialdemokratischer Bundestags-Direktkandidat zeigt der Oberhausener Dirk Vöpel auf den SPD-Wahlplakaten Profil. Da der 50-Jährige bei einem zentralen Kandidaten-Fotoshooting der Partei nicht dabei sein konnte, haben er und sein Team selbst die Bildauswahl getroffen und sich für ein Profil- statt des üblichen Kandidaten-Porträtbildes von vorne entschieden.

„Das passt“, sagt Dirk Vöpel mit Blick aufs Plakat, das nun überall im Stadtbild zu sehen ist. „Wir haben in Oberhausen ja schon immer unser eigenes Ding gemacht.“ Dieser Bundestagswahlkampf 2021 ist aus Sicht des Bundestagsabgeordneten ein ganz besonderer. Das unterstreicht er immer wieder im Vor-Ort-Gespräch am Wahlplakat. „Coronabedingt läuft das Meiste online. Es gibt nicht so viele Wahlkampfauftritte in Präsenz.“ Eine Situation, die der Sozialdemokrat durchaus bedauert. „Vor vier Jahren sind wir noch durch sämtliche Stadtteile gezogen. Das ist in diesem Jahr leider so nicht möglich.“

Trotzdem gibt es Wahlkampfstände und das direkte Gespräch mit den Menschen. Und bei diesen Gelegenheiten reaktiviert Vöpel sozusagen zurückliegende, biographische Stationen als Politiker: Er war in der Bezirksvertretung, er war im Stadtrat, er war zwei Jahre Bezirksbürgermeister von Alt-Oberhausen: „Die Menschen unterscheiden ja nicht, ob ich als Bundespolitiker für ein konkretes Thema überhaupt zuständig bin. Die kommen mit all ihren lokalen Sorgen.“

„Innenstädte zeitgemäß gestalten“

Immer wieder wird Vöpel dabei auf das Thema wilder Müll im Oberhausener Straßenbild angesprochen. Ob er was dagegen tun könne? Und Vöpel sieht da durchaus Bezugspunkte zu seiner Tätigkeit in Berlin: „Wir müssen unsere Städte pflegen und zukunftsfest machen.“ Dabei gehe es vor allem auch um die Innenstädte, um die Oberhausener Zentren in Osterfeld, Sterkrade und Alt-Oberhausen. Gut ausgestattete Bundeszuschüsse und passgenaue Bundesprogramme könnten helfen, zentrale Stadtbereiche sauber, attraktiv und belebt zu gestalten, etwa durch eine zeitgemäße Mischung aus günstigem Wohnen, Geschäften und Kultureinrichtungen. Dafür will er sich zum Beispiel weiterhin in Berlin einsetzen.

Bundestagswahlkreis 117

Der Bundestagswahlkreis Oberhausen – Wesel III (Wahlkreis 117) umfasst die Stadt Oberhausen und die Stadt Dinslaken (Kreis Wesel).

Dinslaken gehört seit dem Jahr 2002 zu diesem Wahlkreis; vorher bestand der Wahlkreis immer nur aus der Stadt Oberhausen.

Dabei spielt nach Überzeugung von Dirk Vöpel auch der Kampf gegen die überbordenden kommunalen Altschulden eine wichtige Rolle. Hier müsse endlich eine Entschuldungs-Lösung für hoch verschuldete Städte wie Oberhausen her, unterstützt vom Bund und einem künftigen SPD-Bundeskanzler Olaf Scholz. Sonst drohe im Falle eines unerwarteten Zins-Anstieges die kommunale Handlungsunfähigkeit.

Doch eigentlich dominieren ja ganz andere Themen diesen Wahlkampf. Das weiß auch Dirk Vöpel. Die Flutkatastrophe in NRW und Rheinland-Pfalz, die Erderwärmung, die Wende hin zur grünen Industrie. Der Kampf gegen den Klimawandel und soziale Gerechtigkeit - das gehört für Vöpel zusammen. Der Ausstieg aus fossilen Energieträgern wie Kohle und Erdöl dürfe nicht dazu führen, dass zehntausende Industrie-Arbeitsplätze verloren gingen. Hier setzt Vöpel einen klassischen sozialdemokratischen Akzent. „Energiewende und Klimaschutz müssen für normale Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bezahlbar bleiben.“

Als einstiger „Zivi“ im Verteidigungsausschuss

Vöpel ist seit 2013 Bundestagsabgeordneter. Wenn es nach ihm ginge, wäre er seitdem Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales. Ist er aber nicht. Seit 2013 ist der einst Zivildienst leistende Oberhausener im 36-köpfigen Verteidigungsausschuss präsent. In die oft sperrige, ihm zunächst fremde Bundeswehr-Materie hat er sich nach eigenen Angaben inzwischen gut eingearbeitet. Jetzt zeige die brisante Situation in Afghanistan, wie wichtig das sei.

Dirk Vöpel hat bei der Bundestagswahl vor vier Jahren 38,5 Prozent der Erststimmen erhalten und lag deutlich vor Hauptkonkurrentin Marie-Luise Dött (CDU), die auf 29,1 Prozent der Stimmen kam. Sein weit hinten rangierender Listenplatz spiele für ihn keine Rolle, sagt er: „Ich will diesen Wahlkreis wieder direkt gewinnen.“