Oberhausen. Die Stadt will das Nadelöhr Kewerstraße beseitigen - durch eine umfangreiche Sanierung. Ein 100 Jahre alter Baum steht den Plänen aber im Weg.
Als Michael Welke erfuhr, dass die Bahnunterführung Kewerstraße in Alstaden ausgebaut werden soll und sich den Plan der Stadt Oberhausen ansah, traute er seinen Augen nicht. „Die wollen doch tatsächlich die 100-jährige Buche auf der Grünfläche davor fällen.“ Welke drängt nun Politikerinnen und Politikern, eine andere Lösung zu finden.
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Wie berichtet, will sich die Stadt anschließen, wenn die Deutsche Bahn 2022/23 die marode Brücke durch einen breiteren Neubau ersetzt. Bebel- und Kewerstraße sollen von der Einmündung der Fischer- in die Bebelstraße bis zur Einmündung der Straße Ohrenfeld in die Kewerstraße umgebaut werden. Und zwar so, dass sich zwei Linienbusse auf diesem Abschnitt begegnen können, ohne dass einer von ihnen anhalten muss.
Gleich zwei Engstellen behindern Linienbusse
Die Strecke weist heute gleich zwei solche Engstellen auf: Die erste befindet sich, aus Stadtmitte kommend, kurz vor der Aufweitung mit den abgehenden Straßen Behrensstraße und Püttstraße; die zweite direkt in der 90-Grad-Kurve vor der Unterführung.
Im ersten Fall würde die Kurve begradigt - außer für Rechtsabbieger in die Behrens- oder Püttstraße. Im zweiten Fall würde die Fahrbahn verbreitert. Dadurch rückt der neue auf zwei Meter verbreiterte Gehweg ans Nachbargrundstück heran. Die Buche steht dieser Verbreiterung im Weg. „Die Grünfläche, auf der sie steht, wird um die Hälfte verkleinert“, hat Welke festgestellt. Was von ihr bleibt, wird von einem künftig 2,50 Meter breiten Gehweg durchzogen. Der mündet in einen Überweg über die Bebelstraße, für den gleich zwei Verkehrsinseln angelegt werden sollen.
Davon ist Anwohner Jörg Grzenia ebenfalls nicht begeistert. Er wohnt im Haus Behrensstraße 2. Der Gehweg würde genau vor seiner Garagenausfahrt auskommen, sagt er. Außerdem könnte die künftig begradigte Bebelstraße gar nicht eingesehen werden, wenn man vor seiner Garage diesen Überweg benutzen will. „Deshalb überqueren die meisten Fußgänger die Bebelstraße ja heute auch da, wo sie sie in beide Richtungen überblicken können“, ergänzt Welke. Dort sollte nach seiner Meinung der neue Übergang angelegt werden, notfalls schmaler.
Versickerungsfläche würde verkleinert
Grzenia glaubt auch nicht, dass die Begegnung von Bussen oder Lkw verbessert wird, befürchtet sogar neue Komplikationen beim Rechtsabbiegen in die Behrensstraße mit ihren Inseln. „Wenn die Busse pünktlich sind, kommen sie sich hier gar nicht in die Quere“, sagt Welke. Und: „Was spricht dagegen, hier Tempo 20 auszuschildern?“ Die stark verkleinerte Grünfläche fehle künftig auch als Versickerungsfläche bei Starkregen. „Dann steht das Wasser in der Unterführung.“
Mit Grundeigentümern noch gar nicht gesprochen
Andere Sorgen hat ein weiterer Anwohner, Günter Markmann von der Fischerstraße. Er muss sich heute mit seinem Auto weit in die Bebelstraße hineinwagen, um sie überblicken zu können, wenn er wegfährt. Er kann nicht erkennen, dass der Plan daran etwas ändert, auch wenn er teilweise eine Verbreiterung des Gehwegs vorsieht. „Seltsam, dass man nicht gefragt wird“, wundert er sich. Für eine vollständige Verbreiterung müsste er etwas von seinem Grundstück abgeben.
Stadt setzt überwiegend auf Fördergelder
Die Gesamtkosten für den Umbau werden auf 11,6 Millionen Euro geschätzt.
Davon entfallen rund 10,1 Millionen Euro auf den Brückenbau und 1,5 Millionen Euro auf den Straßenumbau. Nicht eingerechnet ist der Ausbau des Gehwegs bis zur Einmündung Fischerstraße, da er nicht zur Unterführung gehört.
Die städtischen Kosten würden rund 4,6 Millionen Euro betragen. Die Beamten rechnen aber damit, dass es vom Land NRW dafür einen Zuschuss gibt, so dass unter dem Strich noch 1,6 Millionen Euro von ihr aufzubringen sind.