Oberhausen. Die Planungen für die dritte Corona-Impfung in Oberhausen stehen. Ab September geht es los – zuerst in den Pflegeheimen, später in den Praxen.

Die Vorbereitungen für die dritte Corona-Impfung ab September laufen in Oberhausen auf Hochtouren. Klar ist bereits, wer sie erhält: Alle Bewohnerinnen und Bewohner und Mitarbeiter in Pflegeeinrichtungen sowie Pflegebedürftige, die zu Hause leben. Außerdem Behinderte in Einrichtungen der Eingliederungshilfe, immungeschwächte Patienten und alle Senioren ab 80 Jahren. Dazu kommen Oberhausener, die zwei Impfungen mit Astrazeneca oder den Einmalpiks mit Johnson & Johnson erhalten haben und Genesene, die nach sechs Monaten mit einem Vektorvakzin geimpft wurden.

In Oberhausen sind allein in den Alteneinrichtungen, Hospizen und Behinderteneinrichtungen rund 5800 Menschen berechtigt – und genau dort sollen die Auffrischungsimpfungen auch starten. „Denn diese Gruppen sind nicht nur besonders gefährdet, ihre Impfung liegt auch schon am längsten zurück“, erläutert Dr. Stephan Becker, Vorsitzender der Kreisstelle Oberhausen der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein. Denn Studien aus Israel und den USA hatten gezeigt, dass der Impfschutz nach etwa sechs Monaten langsam nachlässt.

Selbst bereits vollständig Geimpfte infizieren sich dort immer häufiger mit der deutlich ansteckenderen Delta-Variante. Auch in Oberhausen gibt es inzwischen vermehrt Impfdurchbrüche. So berichtete die Stadt erst kürzlich, dass sich von rund 116.000 vollständig geimpften Menschen 78 mit dem Coronavirus angesteckt haben. Davon zeigten 18 keinerlei und 58 nur sehr leichte Symptome, zwei mussten nach Angaben von Krisenstabsleiter Michael Jehn aber ärztlich behandelt werden. Die Impfstoffe schützen in der Regel also zwar auch nach Monaten noch sehr gut vor einem schweren Verlauf – aber eben nicht mehr ganz so zuverlässig vor einer Ansteckung. Entsprechend hatte sich das NRW-Gesundheitsministerium (MAGS) zu einer Booster-Impfung für besonders gefährdete Gruppen entschieden.

Booster-Impfungen frühestens nach sechs Monaten

„Diese Auffrischimpfungen sollen frühestens sechs Monate nach Ende der Impfserie durchgeführt werden“, erläutert Christopher Schneider, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein. Bewohner von Alten- und Pflegeheimen sollen ihren Piks dabei – wie bereits im Frühjahr – in der Regel über einen mit dem Heim kooperierenden Arzt in der Einrichtung selbst erhalten. „In den noch bis Ende September betriebenen Impfzentren sieht das Land NRW derzeit keine Drittimpfungen vor, daher können über die KV auch keine Termine gebucht werden“, ergänzt Schneider. Einige Detailfragen zu den Impfungen seien aber noch offen und würden gerade auf Bundesebene geklärt, „wie etwa die neue Impfverordnung des Gesetzgebers, die die rechtliche Basis für diese Drittimpfungen bilden wird“.

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Der Aufwand für die niedergelassenen Mediziner ist enorm. „Zurzeit steht uns für diese dritte Impfung nur das Vakzin von Biontech zur Verfügung“, sagt Stephan Becker. Jede benötigte Dosis müsse zuvor in den Praxen erst aufbereitet werden. „Aus einer Ampulle lassen sich sechs Dosen herstellen. Für uns heißt das, dass die Planung exakt sitzen muss, damit keine Spritze im Müll landet.“ Da sich eine Kombination von Grippeimpfung und Corona-Impfung in der Winterzeit als bester Schutz gerade für ältere Menschen erwiesen habe, müsse auch der dafür notwendige Impfabstand von 14 Tagen mitberücksichtigt werden.

Impfzentrum hilft bei der Vermittlung von Ärztinnen und Ärzten

An einen Start gleich Anfang September glaubt Becker deshalb nicht. „Wir sollen die dritte Impfung ebenfalls ans Robert-Koch-Institut melden, aber bislang gibt es dafür noch gar keine Meldemöglichkeiten.“ Auch die Kennziffer für Abrechnungen liege noch nicht vor. Senioren, die zu Hause leben und die Auffrischungsimpfung bei ihrem Hausarzt erhalten sollen, bittet der Ärztesprecher auch deshalb noch um etwas Geduld. „Es werden garantiert alle ihre Impfung erhalten, auf ein, zwei oder drei Monate kommt es dabei wirklich nicht an.“ Dies bestätigen übrigens auch die Hersteller Biontech und Pfizer selbst auf ihrer Homepage. Die Unternehmen empfehlen dort eine dritte Impfung nach „sechs bis zwölf Monaten“.

Eine große Erleichterung für die Praxen ist ebenfalls schon in Arbeit und soll bis Dezember vorliegen: eine Fertigspritze für den Biontech-Impfstoff. Damit entfällt nicht nur die aufwändige Aufbereitung des Vakzins, sondern die Impfungen können künftig passgenau bestellt werden. „Womit sich zugleich das Risiko verringert, dass dieses wertvolle Medikament weggeschmissen werden muss, weil wir nicht genug Patienten dafür finden“, sagt Becker.

Die Stadt will jetzt Pflegeeinrichtungen, die keine Ärztin oder keinen Arzt zur Durchführung der Impfungen gewinnen können, unterstützen. „Diese Einrichtungen können sich an unser Impfzentrum wenden – wir werden dann dabei behilflich sein, Mediziner zu vermitteln“, versichert Stadtsprecher Martin Berger.