Oberhausen. Bei den jüngsten Unwettern hatte Oberhausen Glück: Die Starkregen-Wolken zogen am Stadtgebiet weitgehend vorbei. Doch es kann knapp werden.
Die Wirtschaftsbetriebe Oberhausen (WBO) wollen die Herausforderungen der Zukunft packen. Doch nicht nur ihre eigene Zukunft als Gemeinschaftsunternehmen der Stadt und des privaten Entsorgungskonzerns Remondis steht in den Sternen. Wetter-Unbill macht den WBO-Experten immer mehr zu schaffen.
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Im Februar standen die WBO heftig in der Kritik, als das Schneechaos über die Stadt hereinbrach. Anlass genug für die SPD, den WBO-Betriebshof im Industriegebiet an der Buschhausener Straße in Lirich zu besuchen. Rund 20 Interessierte, meist SPD-Senioren, folgten der Einladung - und wollten auch wissen, wie sich die Wirtschaftsbetriebe auf künftige Herausforderungen einstellen. WBO-Geschäftsführer Karsten Woidtke und Pressesprecher Jan Küppers begrüßten die Gäste um Sonja Bongers, die Landtagsabgeordnete und Vorsitzende der SPD-Ratsfraktion.
Der Bedarf an Streusalz explodierte
Zu diesen Herausforderungen können auch in Zukunft Schneemassen gehören. Küppers machte vor den beiden Streusalzsilos die Dimensionen deutlich, um die es in diesem Winter ging: Jeder Silo fasst 150 Tonnen Salz. „In diesem Winter haben wir 1700 Tonnen gestreut“, erklärte er. Deshalb sei in einer Remise ein zusätzliches Lager angelegt worden. Nach Auskunft von Woidtke ist inzwischen geklärt, dass die WBO künftig die Haltestellen von Bussen und Straßenbahnen von Schnee räumen. Da gab es Unklarheiten.
Pumpwerke dürfen nicht ausfallen
Mehr Probleme machen den WBO-Fachleuten aber unvorhersehbare Starkregen, die das ganze Jahr über auftreten können und dann das 500 Kilometer lange Kanalnetz bis an die Belastungsgrenze bringen können - und darüber hinaus. „Da ist unsere größte Sorge, dass die beiden Pumpwerke, die wir betreuen, im Ernstfall auch funktionieren und nicht verstopfen“, sagte der Geschäftsführer. So müsse das Pumpwerk in Eisenheim im Extremfall bis zu 7500 Liter Wasser pro Sekunde bewältigen, pro Sekunde also den Inhalt von 150 Badewannen. Das habe zuletzt einwandfrei funktioniert, wenn nicht, wäre es folgenschwer. Weitere Pumpwerke im Stadtgebiet unterhält die Emschergenossenschaft.
Um jederzeit einsatzbereit zu sein, ist die Pforte des WBO-Betriebshofs rund um die Uhr besetzt. Und damit die 170 Spezialfahrzeuge möglichst immer startklar sind, arbeitet die Werkstatt im Zwei-Schicht-Betrieb. „Wir haben in unserem Kfz-Lager rund 30.000 Ersatzteile auf Lager“, hörte die Besuchergruppe. Auch die Mülheimer Entsorgungsbetriebe lassen ihre Fahrzeuge hier warten.
Ein Wasserstoff-Müllwagen kostet fast eine Million Euro
Mit einigen Pkw hat der Elektroantrieb bei den WBO bereits Einzug gehalten. Die schweren Lkw aber lassen sich nur elektrisch antreiben, wenn der Strom an Bord erzeugt wird: aus Wasserstoff. Ein erster Wasserstoff-Müllwagen ist bestellt. Aber Karsten Woidtke machte deutlich, dass sich diese Technik heute noch gar nicht rentiert: „Ein normaler Müllwagen kostet rund 230.000 Euro“, erklärte er. Bei dem bestellten Wasserstoff-Laster seien es 950.000 Euro. Es gebe aber 700.000 Euro staatliche Fördermittel dazu.
Weil immer mehr Oberhausener ihren Grünschnitt bei den WBO abliefern, wird der Wertstoffhof an der Buschhausener Straße für zwei Millionen Euro umgestaltet. „Als wir ihn 2003 eröffnet haben, haben wir im Jahr 500 Tonnen Grünschnitt angenommen“, berichtete Woidtke. Als dann 2014 entschieden wurde, dass Bürger Grünabfälle kostenlos abgeben dürfen, sei die Menge auf 6000 Tonnen gestiegen. Der zweite Annahmeplatz an der Gabelstraße in Sterkrade, der zur Entlastung geschaffen wurde, ist vorläufig bis Ende 2022 genehmigt.
Die WBO-Fachleute zeigten den Besuchern die Umbaupläne. Die Fläche des Wertstoffhofs wird ausgedehnt. Für die Grünschnitt-Ablieferung wird es wahlweise eine separate Zufahrt für die Autofahrer geben. Eine Bürgerin wollte wissen, was damit geschieht. Der Grünschnitt wird in Lünen und Coesfeld kompostiert.
Oberbürgermeister lässt Kauf des Anteils prüfen
Auch in eigener Sache ist die Zukunft der WBO als Privatunternehmen offen. Es soll überprüft werden, ob der Betriebshof bald wieder ganz in städtische Hand kommt. Die Stadt hat die Möglichkeit des Rückkaufs der 49 Prozent Remondis-Anteile. „Wir haben vor vier Wochen darüber mit dem Oberbürgermeister gesprochen“, erklärte Woidtke der SPD-Gruppe. Daniel Schranz habe daraufhin eine Beratungsfirma beauftragt, zu prüfen, welche Auswirkungen eine Eingliederung in die Stadtverwaltung hat. „Das heutige System funktioniert“, sagte er. Sonja Bongers wollte sich zu diesem Thema nicht eindeutig äußern: „Warten wir das Gutachten ab."
WBO: Zahlen und Fakten
Die Wirtschaftsbetriebe Oberhausen GmbH (WBO) sind für die Abfallbeseitigung, die Straßenreinigung, den Winterdienst sowie für die Unterhaltung des Kanalnetzes und zugehöriger Anlagen wie Regenrückhaltebecken und Pumpstationen sowie für 38 Kilometer Fließgewässer zuständig. Außerdem überwachen sie die 250 Ampelanlagen im Stadtgebiet und sind für die Verkehrsschilder zuständig. Dafür allein werden rund 4000 Schilder auf Lager gehalten.
Für diese Aufgaben beschäftigen die WBO zur Zeit 411 Frauen und Männer, darunter 24 Auszubildende, vom Straßenwärter bis zur Industriekauffrau.