Oberhausen. Nach dem Lkw-Brand müssen ein Teil der A40 und die Zugstrecke zwischen Essen und Duisburg gesperrt werden. Für Pendler bedeutet das harte Zeiten.
Schon seit Wochen müssen Pendler zwischen Oberhausen und Essen äußerst flexibel sein, um rechtzeitig dorthin zu kommen, wo sie vor Ort sein müssen. Denn vor allem der schwere Lkw-Brand im Herbst 2020 direkt unterhalb der Eisenbahnbrücken in Mülheim-Styrum hat den Zugverkehr auf der wichtigen Verbindungsstrecke im Ruhrgebiet massiv durcheinandergewirbelt. Und ab Mitte August 2021 wird es zunächst erst einmal schlimmer: Wieder müssen die Zugstrecke zwischen Essen und Duisburg und die Autobahn A 40 rund um Mülheim-Styrum gesperrt werden – für fünf Tage.
Ute Alija macht die Strapazen schon seit langem mit: Die Essenerin setzt sich am Hauptbahnhof der Nachbarstadt in den Ersatzbus für die S-Bahn S 3 (Hattingen – Oberhausen), um über lange Umwege irgendwann am Oberhausener Hauptbahnhof einzutreffen. In der Nähe besucht sie regelmäßig ihre Schwägerin. „Doch dieser Schienenersatzverkehr (SEV) fährt nur einmal in der Stunde, am Wochenende gar nicht, und am Abend nach 19 Uhr wird man irgendwo plötzlich vom Busfahrer herausgelassen: Entweder in Essen-Frintrop oder am Borbecker Bahnhof in Essen“, schildert Alija ihre Erfahrungen. „Da sind natürlich alle Fahrgäste erbost, weil sie erst einmal umsteigen müssen, um dann irgendwie nach Hause zu fahren. Das dauert unglaublich lange.“
Kundenwunsch: Schienenersatzverkehr häufiger anbieten
Warum seien die Bahnbetreiber eigentlich nicht in der Lage, den Schienenersatzverkehr häufiger anzubieten? „Mindestens drei Mal in der Stunde, so wie die Züge fahren, und wenigstens bis 22 Uhr sollte der Ersatzbus schon fahren“, meint die Stammkundin des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR).
Was den normalen Fahrgast wundert, können die Bahnprofis erklären – aus ihrer Sicht vollkommen logisch, aus Fahrgast-Sicht mit kundenunfreundlichen Folgen: Denn der Schienenersatzverkehr, also der Bus mit der Infotafel SEV, soll gar nicht die kompletten Verbindungen zwischen Essen und Oberhausen ersetzen – und er ist auch gar nicht als Ersatz für die seit Ende 2019 nur noch alle halbe Stunde verkehrende S-Bahn S 3 gedacht. Sondern im Kern ersetzt der Bus nur die Bahnlinie RE 49 (Wuppertal – Essen – Oberhausen – Wesel), die betrieben von dem Nahverkehrsunternehmen Abellio normalerweise ohnehin nur einmal in der Stunde von Oberhausen nach Essen fährt – und zwar nur montags bis freitags von 6 bis 19 Uhr, also nicht am Wochenende.
Tagelange Totalsperrung von Autobahn und Zugstrecke
Für die umfangreichen Bauarbeiten ab Mitte August, bei denen in Mülheim-Styrum sechs Hilfsbrücken errichtet und an die Gleise angeschlossen werden, sind nach Angaben der Bahn weitere Sperrungen notwendig. Diese werden erneut den Zug- und Autoverkehr durchs Ruhrgebiet stark belasten, ehe es dann ab der zweiten September-Woche, ab Montag, 6. September 2021, wieder besser wird.
Die Autobahn A 40 wird von Freitag, 13. August, 20 Uhr, bis Montag, 23. August, 5 Uhr, in beiden Fahrtrichtungen im Bereich rund um Mülheim-Styrum komplett gesperrt, in Fahrtrichtung Essen ab dem Kreuz Kaiserberg. Die Ausfahrten Mülheim an der Ruhr (aus Richtung Duisburg) und Kaiserberg werden ebenfalls gesperrt.
Die Eisenbahnstrecke von Essen nach Duisburg wird von Sonntag, 15. August, 6 Uhr, bis Freitag, 20. August, 6 Uhr, nicht befahren – fünf Tage lang. Die Züge des Fernverkehrs werden zwischen Dortmund bzw. Gelsenkirchen und Duisburg bzw. Köln umgeleitet. In Bochum, Essen und Mülheim entfallen alle ICE-/IC-Halte. Ab Bochum bzw. Essen bestehen Umsteigeverbindungen zu den Fernverkehrsbahnhöfen Dortmund und Gelsenkirchen mit den Zügen des Nahverkehrs.
Alle Züge der S-Bahn S 3 zwischen Essen Hbf und Oberhausen Hbf fallen in dieser Zeit komplett aus – ein Schienenersatzverkehr(SEV)-Bus fährt zwischen diesen Hauptbahnhöfen aber „in dichtem Takt“, wie die Bahn schreibt.
Die Züge der Linie Regionalbahn RB 32 über Oberhausen fallen jeweils zwischen 6 Uhr und 22 Uhr auf dem kompletten Weg zwischen Dortmund Hbf und Duisburg Hbf aus. Es gibt dann einen Ersatzbusverkehr zwischen Oberhausen und Altenessen-Bahnhof.
Die Linie RE 6 (RRX) verkehrt zwar durchgehend von Köln/Bonn Flughafen bis Minden (Westfalen), wird aber zwischen Duisburg Hbf und Dortmund Hbf mit Halt in Oberhausen-Hauptbahnhof, Essen-Altenessen, Gelsenkirchen-Hauptbahnhof und Herne umgeleitet.
Weitere Details zu den Fahrplanänderungen der Bahn findet man auf der Internetseite bahn.de/aktuell.
Die S-Bahn S 3 wird nach Auskunft von Abellio zwar derzeit auch durch einen Bus ersetzt, durch eine andere Schienenersatzverkehrs-Linie, aber nur von Oberhausen-Hauptbahnhof bis Mülheim-Styrum im 30-Minuten-Takt. In Mülheim-Styrum besteht dann Anschluss an die Züge der Linie S 3 Richtung Essen Hbf. Denn dieser Teil der Zugstrecke ist ja durch den Ausfall der Eisenbahnbrücken in Styrum nicht betroffen.
Allerdings diese ärgerlichen Widrigkeiten nach Angaben der Deutschen Bahn AG nicht mehr ganz so lange. Ab Montag, 6. September, sollen die Zuglinien wieder ganz normal über die Strecke Oberhausen – Mülheim – Essen rollen, da dann nach den bisherigen Plänen die notwendigen sechs Behelfsbrücken für die Zugstrecke in Mülheim-Styrum eingebaut worden sind.
Doch zunächst einmal wird es für alle Bürger im Ruhrgebiet, die mobil sein müssen, schwieriger, von A nach B zu kommen – zumindest im westlichen Ruhrgebiet. Geplant ist derzeit, dass in Styrum ab Freitag, 13. August, über zehn Tage lang mit Hilfe von zwei 750-Tonnen-Kränen sechs Hilfsbrücken für den Güterverkehr und für die S-Bahn von und nach Oberhausen eingezogen werden. Danach schließen die Bauarbeiter die Brücken an die Schienenstrecken an. Für diese Bauarbeiten muss die Autobahn A 40 in diesem Gebiet ab Mitte August für zehn Tage, die Eisenbahnstrecke zwischen Duisburg und Essen für fünf Tage komplett gesperrt werden (Details siehe Infokasten).