Oberhausen. Zwei Stunden lang wollte Mathias Reuter mit seinen Kollegen beim Sommerkabarett im Zentrum Altenberg unterhalten. Dann kam der Regen.

So geht das eben bei Freiluftveranstaltungen und wegen Corona: Eine halbe Stunde vor dem offiziellen Ende mussten die vier Spaßmacher Mathias Reuter, Christian Hirdes, Benjamin Eisenberg und Marco Jonas Jahn im Hof des Zentrums Altenberg abbrechen. Sie wollten ihr Publikum nicht länger im Regen sitzen lassen. Bis dahin aber unterhielten sie es mit kabarettistischen Einsichten zum aktuellen Tagesgeschehen und aus anderthalb Jahren künstlerischer Zwangspause.

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Benjamin Eisenberg zum Beispiel hofft, dass sich die neuen Hygienestandards länger halten und es für mehr Männer selbstverständlich wird, sich nach dem Gang auf Toilette die Hände zu waschen. Nach einer Untersuchung machen das nämlich mit Wasser und Seife nur 51 Prozent, elf Prozent gar nicht. Außerdem habe er es zu schätzen gelernt, sich durch das Gebot, auf Distanz zu gehen, von Menschen mit Mundgeruch leichter fernhalten zu können, bekannte er.

Schwiegermutter in Quarantäne

Christian Hirdes drückte es am E-Piano singend aus, dass Corona auch seine guten Seiten habe, weniger Lärm von schreienden Kindern draußen etwa und den Verzicht auf ätzende Familientreffen. Er wünschte sich, dass Schwiegermutter weiter in Quarantäne bleibt.

Marco Jonas Jahn hat das Reisen mit dem Auto entdeckt, sich beim Urlaub in Frankreich aber einen Kreisverkehr-Koller zugezogen. Seitdem weiß er die deutschen Ampeln wieder zu schätzen.

Reuter und die Warn-App

Corona war auf seinem Höhepunkt die Glanzzeit der modernen Kommunikationsmittel. Die Erfahrungen der Kabarettisten damit fielen allerdings gemischt aus. Mathias Reuter bekannte, die "Nina"-Warn-App der Bundesregierung zu nutzen. Sein großer Bekanntenkreis traue ihm dies freilich gar nicht zu, zumal er nicht einmal über Whats-App erreichbar sei. Die Folge sei eine regelrechte Lawine von Telefonanrufen gewesen, um ihn davor zu warnen, dass in seiner Straße das Wasser abgestellt wurde.

Mit Facebook probierte es Christian Hirdes in der Einsamkeit. Er trug am E-Piano lebhaft vor, was er die Menschheit aus seinem Privatleben so alles hat wissen lassen. Dann sei er aber mehrfach gesperrt worden, ohne sich je obszön oder hässlich geäußert zu haben.

Vorsichtshalber zurückgetreten

Natürlich durften im Wahljahr auch politische Ansichten nicht fehlen. So hatte Benjamin Eisenberg die Lacher auf seiner Seite, als er den SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach in leierndem Tonfall imitierte. Er belustigte sich über Franziska Giffey, die vorsichtshalber schon mal als Familienministerin zurückgetreten sei, ehe ihr der Doktortitel aberkannt wurde.Den CDU-Politiker und Wirtschaftsberater Friedrich Merz bezeichnete er als „maskuline Finanzmarktmätresse“. Und zu Alexander Gauland von der AfD zitierte er Martin Luther: „Aus einem verzagten Arsch kommt kein fröhlicher Furz.“

So hatten die rund 80 Zuschauer vor der Halle des Vereins für aktuelle Kunst im Ruhrgebiet ihr Vergnügen, obwohl sie sich zwischendurch mit Regenschirmen und Kapuzen schützen mussten. Sie bekamen von Hirdes noch sein Loblied auf den VfL Bochum zu hören, der wieder erstklassig ist. Auch ließen sie sich von Jahn berichten, wie sich dessen Onkel den teuren, durch viel Schwarzarbeit sauer verdienten BMW in einem holländischen Tierpark von einer Elefantenkuh habe zertreten lassen.

Nicht mehr zumutbar

Dann stoppten die vier Darsteller wegen des Regens. „Das können wir ja keinem Zuschauer länger zumuten“, erklärte Reuter nachher. In die benachbarte Halle hätte man wegen Corona nicht gedurft.

Das Quartett kommt im September zurück

„Freistil“ heißt das Kulturprogramm der Stadt Oberhausen. Damit soll aus Mitteln der Kulturstiftung des Bundes die Kultur-Szene in der Stadt wieder in Schwung kommen.

Benjamin Eisenberg und Mathias Reuter gastieren in diesem Rahmen mit „Kabarett im Doppelpack“ am Sonntag, 29. August, 18 Uhr, erneut im Zentrum Altenberg. Das Quartett vom „Sommerkabarett“ kehrt dorthin am 17./18. September zurück.