Oberhausen. Bald startet das neue Ausbildungsjahr. Und viele Jugendliche haben noch keine Lehrstelle. In diesen Branchen lohnt sich eine Bewerbung besonders.

Hunderte Jugendliche in Oberhausen haben nach ihrem Schulabschluss noch keine Perspektive für ihr Berufsleben. 665 Betroffene suchen laut aktueller Zahlen der Arbeitsagentur derzeit noch nach einer passenden Lehrstelle. Dabei hält der Markt noch Chancen bereit, wie eine genaue Betrachtung der Daten zeigt. Und bis zum Ausbildungsstart sind es noch einige Wochen.

Viele freie Plätze gibt es derzeit etwa noch bei den Verkäuferinnen und Verkäufern, im Bäckereifachverkauf, im Einzelhandel und Büromanagement, bei Elektronikerinnen und Elektronikern, in der Gebäudetechnik, im Maler- und Lackiererhandwerk, in der Gebäudereinigung und im Sanitärbereich. Hier könnten sich Bewerbungen an einen Fachbetrieb vor Ort also besonders lohnen, gerade im Einzelhandel, Verkauf und im Büromanagement. In diesen Branchen gibt es nämlich nicht nur noch viele freie Plätze, sie gehören auch mit zu den beliebtesten Ausbildungsberufen bei jungen Menschen.

1700 Euro im dritten Lehrjahr

Vielleicht locken nicht die guten Chancen, sondern vergleichsweise hohe Verdienstmöglichkeiten weitere Bewerberinnen und Bewerber. Eine kleine Enttäuschung vorweg: Im bestbezahlten Ausbildungsberuf dürfte es in Oberhausen mit Stellen eher mau aussehen: Angehende Schiffsmechaniker verdienen im dritten Lehrjahr 1700 Euro. Im letzten Ausbildungsjahr folgt die Baubranche allerdings dicht dahinter.

Weitere Ausbildungszweige mit einem Verdienst von über 1000 Euro im Monat während der Ausbildung: Anlagenmechanik, Chemielabore, Elektro, Industrie- und Zerspanungsmechanik, Kanal- und Straßenbau, Polizeivollzugsbeamte und Ausbildungen bei der Agentur für Arbeit.

Hier können sich Jugendliche melden

Wer noch auf der Suche nach einer passenden Lehrstelle ist, sollte sich bei der Oberhausener Arbeitsagentur melden. Das Beratungsteam ist montags bis donnerstags von 9 bis 16 Uhr sowie freitags von 9 bis 14 Uhr zu erreichen unter 0208-85 06 112 oder per E-Mail an Oberhausen.berufsberatung@arbeitsagentur.de.Die Jugendlichen können einen persönlichen Beratungstermin vereinbaren, der wegen der Corona-Hygieneregeln derzeit noch als Video-Chat angeboten wird. Die Arbeitsagentur verspricht nicht nur eine individuelle Beratung, sondern auch konkrete Stellenangebote.

In Berufen mit vergleichsweise vielen Lehrlingen ist die Verdienstmöglichkeit leider unter diesem Schnitt. Angehende Friseurinnen und Friseure etwa, aber auch Tischlerinnen und Tischler und Maler und Lackiererinnen verdienen in der Regel weniger als 800 Euro im Monat. Der derzeit mit den meisten Azubis besetzte Beruf liegt allerdings deutlich darüber: Kraftfahrzeugmechatronikerinnen und -mechatroniker verdienen im Schnitt 897 Euro im Monat.

Ausbildung als Mittel gegen Fachkräftemangel

Die Coronakrise hat den Ausbildungsmarkt auch in Oberhausen arg gebeutelt. Vor allem bei der Vermittlungen von Jugendlichen gab es Probleme, da Formate wie Ausbildungsmessen oder Infoveranstaltungen an Schulen nicht wie gewohnt stattfinden konnten. Aktuell fehlen Ausbildungsstellen, um alle suchenden Jugendlichen mit einem Platz versorgen zu können.

Gabriele Sowa ist die Geschäftsführerin der Arbeitsagentur in Oberhausen. 
Gabriele Sowa ist die Geschäftsführerin der Arbeitsagentur in Oberhausen.  © Unbekannt | Bundesarbeitsagentur

Dies ist für Oberhausen aber leider nicht unüblich, das Problem gab es auch bereits vor der Corona-Pandemie. In diesem Jahr meldeten Unternehmen immerhin 1000 freie Ausbildungsstellen. Das sind 115 weniger als im Vorjahr und 204 weniger als vor dem Ausbruch der Pandemie. Auf die 1000 freien Stellen kamen in diesem Jahr 1500 Bewerberinnen und Bewerber. 24 weniger als im vergangenen Ausbildungsjahr und 118 weniger als im Jahr davor.

Am deutlichsten wird der Corona-Knick bei der Relation zwischen Bewerbern und freien Stellen. Vor 2018 kamen rein rechnerisch zwei Azubi-Kandidatinnen und Kandidaten auf einen freien Platz. Dies hatte sich zunächst deutlich verbessert, die Quote stieg in den Folgejahren von rund 0,5 auf 0,65 und 0,76 im Jahr vor Corona, also 2019. Im Coronajahr 2020 sank sie minimal auf 0,75. In diesem Jahr liegt sie bei 0,69. Tendenz weiter sinkend: Rechnet man die derzeit 665 Jugendlichen ohne Ausbildungsvertrag auf die 445 freien Lehrstellen, ergibt sich eine Quote von 0,67.

„Hier sind wir weiter dran, wirklich alle Jugendlichen zu beraten, die eine Ausbildungsstelle suchen“, sagt Gabriele Sowa, Geschäftsführerin der Oberhausener Arbeitsagentur. Aber: „Wir brauchen dringend mehr Ausbildungsstellen.“ Das Team spreche daher weiter immer wieder Betriebe gezielt an. Sowa hofft, dass die Corona-Inzidenz in Oberhausen weiter sinkt und die Betriebe mutiger werden. Ausbildung sei immer noch das beste Mittel, den eigenen Fachkräftemangel zu decken.

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