Oberhausen. Erdbeeren schmecken frisch geerntet besonders gut. Das wissen Familien zu schätzen. Ein ertragreicher Besuch in Dümpten.

Morgens um zehn ist auf dem Erdbeerfeld an der Straße Lepkesfeld in Dümpten schon ordentlich Betrieb. Links pflücken die Profis, rechts die Laien. Vor der Holzhütte, in der Erik Muscheid, ein Student, heute die Freunde des Selbsterntens begrüßt, hat sich schon eine kleine Schlange gebildet.

Mit Schüsseln, Körben und Eimern ausgerüstet, warten sie auf Einlass. Wer kein Gefäß dabei hat, kann ein Körbchen aus Pappe kaufen. Für die schnelle Versorgung mit den leckeren Früchtchen ohne eigenen Einsatz stehen Erdbeeren zum Kauf bereit. Die sind natürlich etwas teurer als die selbst gepflückte süße Beute.

„Als wir das Feld im letzten Jahr entdeckt hatten, war’s mit den Erdbeeren schon vorbei“, verrät Marlon Löwen. Mit seiner Frau Anna, Lena (3) und Isaak (1) hat er gerade mit dem Pflücken begonnen. „Es soll ein Spaß-Erlebnistag für uns und die Kinder sein“, sagt Anna Löwen. „Wir sammeln zum Sofortverzehr und für eine Torte.“

Beate und Goran Radman aus Buschhausen teilen sich eine Erdbeere.
Beate und Goran Radman aus Buschhausen teilen sich eine Erdbeere. © Franz Naskrent / FFS

Mit dem Probieren hat Isaak bereits begonnen. Ohne die Blättchen zu entfernen, schiebt er sich vorsichtig eine Erdbeere in den Mund, dann noch eine. „Das macht nichts“, meint seine Mutter. Klein-Anna arbeitet bereits nach dem Motto eine ins Körbchen, eine ins Mäulchen. Auf dem Selbsternte-Feld ist „all you can eat“, probieren nach Lust und Laune, erlaubt. Gewogen und bezahlt wird am Ende nur, was mit nach Hause genommen wird.

Viele Erdbeeren sind schon prächtig rot, groß, süß und saftig. Rot färben sie auch die T-Shirts der Kinder und die Hände der jungen und erwachsenen Sammler. Mit einem Fähnchen aus Flatterband ist markiert, wo die Pflücker heute die beste Beute erwartet. Das weiß Familie Müller, die jedes Jahr zum Ernten kommt, „extra aus Schmachtendorf in den Süden“, wie Stefanie Müller betont, sehr zu schätzen. „Von uns aus nach Kirchhellen, wo es auch Erdbeeren zum Selbstpflücken gibt, ist’s ja nicht weit. Aber hier sind die besten, megafrisch und reif, bessere Erdbeeren gibt’s nirgendwo.“

Mit der Beute zur Waage

Bauer Johannes Scheidt präsentiert eine Schale mit leckeren Erdbeeren.
Bauer Johannes Scheidt präsentiert eine Schale mit leckeren Erdbeeren. © FRANZ NASKRENT / FFS | Martin Möller

Gerade mal eine halbe Stunde haben sie, ihr Mann Jörn und die beiden Kinder, Marlene (9) und Greta (5) gebraucht, um zwei Körbe, zwei Schüsseln und zwei kleinere Eimer zu füllen. Schon heißt es ab mit der Beute zur Waage, ins Auto und zurück in den Stadtnorden. Dort wird sofort Marmelade für ein ganzes Jahr hergestellt und eine Menge davon zunächst eingefroren. „Dann ist sie immer super frisch.“ Ins Müsli, in den Quark oder ins Joghurt gemischt sei sie ein Hit, „aber am besten schmeckt sie immer noch morgens auf dem Brötchen“. Und Marlenes Lehrerin wird eine köstliche Freude abbekommen, ebenso wie die Kita-Erzieherinnen von Greta. „Als kleines Dankeschön“, sagt ihre Stefanie Müller. „Die nehmen Erdbeeren mit in die Sommerpause.“

Dass es schon Sinn macht, sich nach dem Fähnchen auf dem Feld zu richten und nicht unbedingt gleich vorne auf dem Feld mit dem Sammeln zu beginnen, bestätigt Obstbauer Johannes Scheidt. „Wir pflanzen mehrere Sorten, die unterschiedlich schnell reifen“, sagt er. So werde die Pflücksaison auf fast zwei Monate ausgedehnt, begonnen habe sie dieses Jahr mindestens 14 Tage später als sonst. „Bisher bin ich mit der Saison zufrieden, obwohl es zu Beginn des Frühjahres zu viel geregnet hat und die Sonne jetzt bewirkt, dass die noch kleinen Früchte zu schnell rot werden“, sagt Scheidt.

Selbstpflücken ist gefragt

Das Angebot des Selbstpflückens lohne sich durchaus und das Interesse daran sei Corona-bedingt merklich gestiegen. „Hier ist genug Platz, man kann auf die Abstände achten.“ Auf Wochenmärkten verkauft Scheidts Betrieb die Früchte nicht, wohl aber im Hofladen, der sich nicht weit vom Feld an der Mühlenstraße 128 befindet. Der Gärtnermeister mit Fachrichtung Obstbau hat den Betrieb in Dümpten 2015 übernommen. Seit 1991 werden auf dem 1,5 Hektar großen Acker bereits Erdbeeren angebaut. „Ich saß schon als Kind im Erdbeerfeld“, sagt Scheidt. Die acht Profi-Pflücker, die er beschäftigt, ernten auch die Kirschen, von denen die ersten bereits reif sind, sowie die Äpfel, die im September ebenfalls auch zum Selbstpflücken angeboten werden.

Sieben Tage die Woche

Ernten können Selbstpflücker auf dem Feld an der Straße Lepkesfeld montags bis samstags von 8.30 bis 18.30 Uhr und sonntags von 9 bis 16 Uhr. Es reifen ständig Früchte nach, so dass eine gute Ausbeute stets garantiert ist.

Für Liebhaber von frischem, regionalem Obst und Gemüse und anderen regionalen Produkten lohnt sich auch ein Besuch im nahe gelegenen Hofladen der Familie Scheidt an der Mühlenstraße 128. Er ist montags bis freitags von 9 bis 18.30 Uhr geöffnet, samstags von 9 bis 14 Uhr.

Eintritt fürs Pflücken zahlen die Erdbeerfans nicht, wohl aber wird ein Mindest-Pflückbetrag von drei Euro für Erwachsene und zwei Euro für Kinder erhoben. „Sie zahlen nur, was Sie mindestens pflücken müssen, wenn Sie später mehr Erdbeeren haben, wird nur die Differenz beglichen“, erklärt Erik Muscheid. Ein Kilo selbst gepflückte Erdbeeren kostet heute 4,90 Euro. „Das lohnt sich auf jeden Fall“, sind die Fans überzeugt. Spaß haben sie dabei obendrein und den Vorteil des kostenlosen unbegrenzten Naschvergnügens während der Arbeit.