Oberhausen/Dortmund. Hooligan-Schlägereien in Oberhausen und Dortmund: Vier Prozesse starten bald. Mehrere Täter wurden verurteilt, viele Verfahren auch eingestellt.
Sie hatten sogar bundesweit für viel Aufsehen gesorgt: Drei Massenschlägereien von Fußball-Hooligans am Sterkrader Bahnhof und auf dem Parkplatz der König-Pilsener-Arena am Centro Oberhausen und im Klinikviertel in Dortmund. Mittendrin: Gewaltbereite „Fans“ aus dem gesamten Ruhrgebiet und darüber hinaus. In Oberhausen richtete die Polizei die Ermittlungskommission „Rampe“ ein. In Dortmund übernahm die „EK Johannes“. Nach monatelangen Ermittlungen kommt Bewegung in die juristische Aufarbeitung.
In Dortmund beginnt am 18. Juni der erste von vier Prozessen gegen insgesamt acht Männer, die an der Auseinandersetzung an der Johannesstraße im Klinikviertel im Februar 2020 beteiligt gewesen sein sollen. Ihnen werden nach Angaben des Dortmunder Amtsgerichts gemeinschaftliche gefährliche Körperverletzung und Landfriedensbruch vorgeworfen. Zwei Gruppen waren damals aneinander geraten. Beim Eintreffen der Polizei flüchteten die vermummten Schläger. Acht Beteiligte konnten die Beamten noch vor Ort vorläufig festnehmen.
„Bezug zur Ultraszene von Schalke oder Dortmund“
Die Polizei ging später davon aus, dass bei der Schlägerei insgesamt 40 bis 50 Personen beteiligt waren. „Alle bislang namentlich bekannten Tatverdächtigen haben einen Bezug zur Ultraszene des Vereins S04 oder zur Ultraszene des BVB.“ Auf der Flucht war einer der Schläger sogar mit einem Auto auf die Polizisten zugefahren. Insgesamt identifizierte die Polizei 27 Personen, die als Tatverdächtige gelten. Bei mindestens acht von ihnen reichte es für die Anklage. Sie werden sich vor einem Einzelrichter verantworten müssen - das heißt, in der Regel dürfte eine Geld- oder niedrige Freiheitsstrafe verhängt werden, die zur Bewährung ausgesetzt werden könnte.
Im Fall der Massenschlägerei am Sterkrader Bahnhof sind die Verfahren schon weiter gediehen. Dort hatten sich im September 2019 möglicherweise bis zu 100 Beteiligte geprügelt, die die Polizei ebenfalls in die Kategorie Gewalttäter Sport einsortierte. Danach gab es Gerüchte, Anhänger von Rot-Weiss Essen und Borussia Dortmund hätten gemeinsam Fans von Rot-Weiß Oberhausen abgepasst. Die Polizei sprach offiziell zunächst von „Gewalttätern aus dem Umfeld rivalisierender Hooligan-Gruppierungen“.
50 Verdächtige im Visier der Ermittlungsbehörden
Rund 50 Verdächtige aus Oberhausen, Essen, Dortmund, Mülheim, Dinslaken, Bochum, Iserlohn und Hünxe waren im Visier der Ermittlungsbehörden. Die Bilanz fällt laut Staatsanwaltschaft Duisburg so aus: In elf Fällen gab es eine Geldstrafe, in einem Fall eine - noch nicht rechtskräftige - Freiheitsstrafe von sechs Monaten mit Bewährung, zudem einige Strafbefehle. In 29 Fällen wurden die Verfahren eingestellt, unter anderem wegen Geringfügigkeit der Vorwürfe oder weil sich der sogenannte „hinreichende Tatverdacht“ dann doch nicht erhärten ließ.
Auf die Zielgerade gehen auch die Ermittlungen nach der Massenschlägerei nach einer Mixed-Martials-Arts-Veranstaltung in der Oberhausener König-Pilsener-Arena auf dem Parkplatz der Halle im November 2019. Damals prügelten rund 40 Beteiligte aus der Hooligan-Szene unter anderem von Schalke und Dortmund aufeinander ein. Zuletzt dauerte nach Angaben des zuständigen Duisburger Staatsanwalts noch die Auswertung des umfangreich sicher gestellten Beweismaterials, vor allem der Handys, an.
Drei Razzien: Polizei stellt umfangreiches Beweismaterial sicher
Ähnlich Aufsehen erregend wie die Schlägereien waren auch drei ruhrgebietsweite Razzien, mit denen die Polizei nach den beiden Auseinandersetzungen in Oberhausen in diversen Städten gegen die Szene vorging, darunter auch in Dortmund, Gelsenkirchen, Essen, Bochum oder Duisburg. Sicher gestellt wurden dabei Elektroschocker, Messer, Baseballschläger, Reizgas und Hooligan-typische Utensilien, wie Sturmhauben, Mundschutze oder Spezialhandschuhe.
Vor allem aber auch Handys, Laptops und Speicherkarten, auf die sich die Ermittlungen stützen müssen. In der Regel machen die Verdächtigen gegenüber den Ermittlungsbehörden keine Angaben. Nach der Schlägerei im Dortmunder Klinikviertel gingen bei der Polizei nicht mal Zeugenhinweise ein.