Oberhausen. Die Bildungskarte MyCard holt das Bildungs- und Teilhabepaket offenbar aus seinem jahrelangen Dornröschenschlaf. Nun liegt eine erste Bilanz vor.

Das Bildungs- und Teilhabepaket (BuT) der Bundesregierung galt lange Jahre als politischer Rohrkrepierer, weil kaum jemand die Leistungen in Anspruch nahm. Armen Familien sollte damit geholfen werden. Mehr soziale Teilhabe ist das Ziel. Jetzt bringt eine innovative Bildungskarte neuen Schwung in das Projekt.

Seit dem 1. Februar 2021 wird die so genannte MyCard in Oberhausen ausgegeben – an Kinder und Jugendliche aus Familien mit geringem Einkommen. Damit soll der Weg zu den BuT-Leistungen unbürokratisch geebnet werden. Nur die Kosten für den Schulbedarf und notwendige Schülerbeförderung werden noch direkt an die Antragstellerinnen und Antragsteller ausgezahlt. Alle anderen BuT-Leistungen werden nun über die MyCard abgerechnet.

Unbürokratisch und transparent

Die Stadtverwaltung unterstreicht: „Für die Abrechnung sind eine einfache PC-Ausstattung mit Internet-Zugang oder ein mobiles Endgerät ausreichend und die Leistungen stehen sofort und ohne bürokratischen Aufwand direkt zum Abruf zur Verfügung.“ Sowohl für die Nutzer als auch für die Anbieter von Leistungen, wie etwa Sportvereine, sei transparent ersichtlich, in welcher Höhe ein Budget für Teilhabe-Angebote noch zur Verfügung stehe.

Es gibt zudem eine telefonische und auch eine Online-Beratung, damit die Familien schnell den Weg zu MyCard finden. Sobald die Leistungsberechtigten über die MyCard Oberhausen verfügen, sei die Nutzung möglich, heißt es.

Mit Suchfunktion präsent

Dieses unbürokratische Vorgehen stößt offenbar auf gute Akzeptanz: Bisher wurden in Oberhausen von Kommune und Jobcenter schon rund 11.000 Karten ausgestellt. Auf der Internetseite von MyCard Oberhausen sind bereits viele Registrierungen von Anbietern aus den Bereichen Sport, Kultur, Schule, Kindertagesstätten und Lernförderung zu verzeichnen. Mit der Suchfunktion der Online-Plattform können interessierte MyCard-Kundinnen und -Kunden aus der Fülle der Angebote auswählen und sich schnell einen Überblick darüber verschaffen, was für sie speziell infrage kommt. Erste Reaktionen fallen positiv aus, so die Stadtverwaltung. Auch die Möglichkeit, wohnortunabhängige Angebote (z. B. im sportlichen Bereich) wahrzunehmen, finde großen Zuspruch.

Politik diskutiert die Bildungskarte

Die Oberhausener Politik diskutiert im Juni den aktuellen Stand zur Bildungskarte MyCard.

Die Karte ist in vier Fachausschüssen ein Thema: im Jugendhilfeausschuss, im Sozialausschuss, im Sportausschuss und im Schulausschuss.

Wichtig: Die Familien loben besonders, dass jetzt nicht mehr so viele Einzelanträge zu stellen sind. Dies schreckte bislang zahlreiche Eltern ab und galt lange Zeit als größtes Hemmnis für die Nutzung von Angeboten aus dem Bildungs- und Teilhabepaket. Auch für die Anbieter, für Sportvereine etwa, habe sich vieles im Abrechnungsverfahren deutlich vereinfacht, heißt es.

Noch nicht mit vollem Potential

Die Verwaltung unterstreicht zugleich, dass bedingt durch die Corona-Pandemie MyCard derzeit noch nicht das volle Potential entwickeln könne. Die Pandemie habe „eine erhebliche Einschränkung von Leistungsangeboten“ bewirkt und somit könne die MyCard Oberhausen ihre Vorteile noch nicht „vollständig entfalten“.