Oberhausen. In der Umfrage „Corona-Check“ der Redaktion wird das Krisenmanagement der Stadt Oberhausen besser bewertet als das von Land und Bund. Warum?

Dass die Corona-Pandemie zunehmend an den Nerven der Bürger zerrt, hat man vor allem seit Jahresbeginn 2021 gespürt: Im Gegensatz zur ersten Phase der Pandemie bewertete die Bevölkerung die Taten und Beschlüsse der handelnden Akteure in Bund, Land und Kommunen während der zweiten und dritten Corona-Infektionswelle immer kritischer: Zu schleppend der Verlauf der Impfaktionen, zu verworren und widersprüchlich die Corona-Verhaltensregeln – und die Einschnitte in die bürgerlichen Freiheitsrechte.

Im März 2021 hat die WAZ Oberhausen im Rahmen der großen Corona-Umfrage „Corona-Check“ im Verbreitungsgebiet der WAZ nach der Stimmung und den Meinungen der Bürger vor Ort gefragt. 23 Themenblöcke wurden dabei beantwortet – insgesamt nahmen 15.304 Menschen aus 16 Städten der Region an der Umfrage teil, aus Oberhausen waren es 900. Die Umfrage ist zwar nicht repräsentativ, gibt aber ein recht gutes Stimmungsbild ab.

Einschneidende Eingriffe ins Corona-Alltagsleben

Besonders auffallend war dabei die Bewertung des Corona-Managements in Bund, Land und Kommune. Dass die Regierenden mit ihren einschneidenden Eingriffen ins Alltagsleben von Menschen und Unternehmen keinen Blumentopf gewinnen würden, ist logisch. Kein Wunder also, dass das Corona-Krisenmanagement auf der Notenskala von 1 (sehr gut) bis 5 (sehr schlecht) mit rund 4,0 abgeschnitten hat. Dabei wurde das Gebaren der schwarz-gelben Landesregierung nur minimal schlechter bewertet als das der schwarz-roten Bundesregierung.

Der Oberhausener Krisenstabsleiter Michael Jehn und Oberbürgermeister Daniel Schranz (von links) bei einer Sitzung des Krisenstabes am Anfang der Pandemie im April 2020 in der Stadthalle.
Der Oberhausener Krisenstabsleiter Michael Jehn und Oberbürgermeister Daniel Schranz (von links) bei einer Sitzung des Krisenstabes am Anfang der Pandemie im April 2020 in der Stadthalle. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Allerdings bewerten die Oberhausener das Management ihrer Stadt durchweg besser – um mehr als eine halbe Note. Dieser Bewertungstrend ist in allen Ruhrgebiets-Städten zu beobachten, aus denen Bürger am WAZ-Corona-Check teilgenommen haben. Woran liegt das? Haben Bürger generell mehr Vertrauen in die gut beobachtbare lokale Kompetenz vor Ort? War das Krisenmanagement in den Städten wirklich so viel besser als im Land und im Bund?

Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) glaubt nicht, dass generell die Führungskräfte in den Kommunen besser eingeschätzt werden und mehr Vertrauen bei den Einwohnern genießen als das fernere Regierungspersonal in Bund und Land. Dafür hat er schon viel zu oft erlebt, wie hart die Kritik der Bürger an Stadtplanungsentscheidungen und Steuererhöhungen vor Ort ausgefallen ist. Doch den Bürgern sei auch in der Corona-Pandemie recht klar, wer wofür die Verantwortung trägt. „Die Corona-Schutzverordnungen sind auf Bundes- und Länder-Ebene entwickelt und verabredet worden, die Kommunen haben sie nur umgesetzt. Das ist den Oberhausenerinnen und Oberhausenern, die nicht mit den Regeln einverstanden waren, offenbar bewusst.“

Corona-Check ergibt ein sehr gutes Stimmungsbild

Um belastbare Zahlen zu bekommen, wurde der Corona-Check begleitet durch Dr. Ana Moya, Statistik-Dozentin und Daten-Analystin der FUNKE-Mediengruppe. Insgesamt haben sich 15.304 Menschen aus dem gesamten Ruhrgebiet an der Umfrage im März 2021 beteiligt, darunter rund 900 aus Oberhausen.

„Wie beim Stadtteil-Check im vergangenen Jahr haben wir darauf geachtet, dass in jedem Ort eine ausreichende Teilnehmerzahl erreicht wurde. Da wir auch Geschlecht und Alter der Teilnehmerinnen und Teilnehmer abgefragt haben, erkennen wir auch in diesen Punkten die Qualität der Stichprobe“, sagt die Analystin.

Die Umfrage „Corona-Check“ ist keine repräsentative Umfrage, da die Teilnehmer nicht zufällig ausgewählt worden sind, sondern selbst entschieden haben, die Fragebögen mit den 23 Fragen auszufüllen. „Insgesamt haben wir aber ein sehr valides Stimmungsbild. Der Corona-Check gibt Einblicke in die Empfindens-Welt der Menschen unserer Region. Zudem erlauben die Antworten teilweise Prognosen, wie sich unsere Gesellschaft unter dem Eindruck der Pandemie verändert“, meint Moya.

Das Hauptproblem der vergangenen Monate sieht Daniel Schranz allerdings im Meinungs- und Entscheidungswirrwarr der Bundes- und Landes-Regierungsverantwortlichen. „Gerade in der letzten Phase war die Vielstimmigkeit in Bund und Bundesländern sehr groß, das hat viel Vertrauen gekostet.“ Dagegen hat den vielfältig besetzten städtischen Corona-Krisenstab seit März 2020 tatsächlich ausgezeichnet, dass all die verschiedenen Gruppierungen nicht zerstritten in der Öffentlichkeit aufgetreten sind – sondern weitgehend an einem Strang gezogen haben. „Unter denen, die am Management der Krise hier vor Ort beteiligt sind, herrscht viel Übereinstimmung“, bilanziert das Stadtoberhaupt.

Note für Oberhausen: 3,41 von fünf Notenmöglichkeiten

Angesichts einer Note von 3,41 bei einer Notenmöglichkeit von fünf für die Stadt Oberhausen kann man auch nicht davon sprechen, dass das Corona-Krisenmanagement reibungslos verlaufen ist. Im Nachhinein sieht Daniel Schranz das Hauptproblem darin, die Kommunikation der notwendigen Corona-Schutzregeln bis in den letzten Winkel der Stadt zu gewährleisten. „Wir hätten vielleicht noch mehr versuchen sollen, noch besser zu erklären, warum die Maßnahmen so getroffen und umgesetzt wurden. Das hätte möglicherweise für mehr Verständnis bei denen gesorgt, die mit den Corona-Regeln nicht einverstanden waren oder besonders hart getroffen wurden.“

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Der Christdemokrat räumt erstmals ein, dass die Stadt Oberhausen – ähnlich wie die Regierungen von Bund und Land – nicht gut vorbereitet auf diese Pandemie war. „Wir haben daraus gelernt und setzen das um – zum Beispiel bei der Ausstattung mit Personal, beim Anlegen von Vorräten, bei der Digitalisierung.“

Äußerst positiv bewertet Schranz aber, dass Oberhausen sehr schnell in einem Krisenstab alle Akteure und Akteurinnen „an einen Tisch“ geholt hat – Stadtverwaltung, Gesundheitsamt, Krankenhäuser und Ärzteschaft und Apotheker, Feuerwehr, Hilfsorganisationen, Polizei, Kommunaler Ordnungsdienst, Bundeswehr, Pflegeeinrichtungen und Pflegedienste.

„Alle haben konzentriert zusammengearbeitet, um mit den Auswirkungen der Corona-Krise umzugehen und Schlimmeres zu verhindern. Auch die Politik hat an einem Strang gezogen: Es gab und gibt in Oberhausen großes Einvernehmen und eine gute Abstimmung, was die Bekämpfung der Pandemie angeht. Alle waren überzeugt: Zusammen kriegen wir das hin“, lobt der Oberbürgermeister.