Oberhausen. Die Pläne zur Bebauung der Grabelandfläche in Oberhausen findet auch Zuspruch. Warum besonders junge Familien gern ein Grundstück kaufen wollen.
„Das ist ein Schandfleck, keine grüne Idylle.“ Da sind sich die Kaufinteressenten einig, wenn sie über das Grabeland in Oberhausen-Sterkrade sprechen. Nachdem bekannt wurde, dass die MAN GHH Immobilien die Bebauung des Geländes plant, haben sich die dort ansässigen Kleingartenpächter zusammengetan, um das Vorgehen zu stoppen. Mit einer Petition wollen sie den Oberbürgermeister überzeugen, das Vorhaben einzustellen.
MAN-Geschäftsführer Rüdiger Stolz äußerte Verständnis für die Position der Kleingärtner, forderte aber Akzeptanz für die Pläne, die er dieser Redaktion bereits vorstellte. Das Gelände soll laut Aussage der MAN nur behutsam gebaut werden, eine großzügige Grünfläche soll für die Allgemeinheit entstehen und einen verlängerten Arm zum benachbarten Volkspark bilden. Die Fronten scheinen verhärtet.
Viele Kaufinteressenten stehen schon lange auf der Warteliste der MAN GHH Immobilien
Auch die Kaufinteressenten, die es kaum erwarten können, eines der rund 20 Grundstücke zu erwerben, haben sich mittlerweile vernetzt und vertreten eine klare Meinung zur Fläche in Sterkrade. „Ich höre immer wieder Stimmen, die überrascht sind, dass man überhaupt durch dieses Gelände laufen darf“, erzählt Nina Eis. „Andere berichten von Bio- oder Sperrmüll, der an der Straße oder auf dem Weg abgeladen wird. Es gibt Menschen, die fühlen sich hier nicht wohl, selbst wenn sie nur an dem Gelände vorbeilaufen.“
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Sie will mit ihrer Familie ein Haus auf der Fläche bauen, steht schon seit langer Zeit auf der Warteliste der MAN GHH Immobilien. „Wir kennen selbst einen Pächter und sind seit vielen Jahren sporadisch in dem Gebiet unterwegs. Viele Flächen sind verwildert und sich selbst überlassen. Ein schöner Ort zum Verweilen für alle Bürger ist es meiner Meinung nach nicht.“
In einem offenen Brief haben die Kaufinteressenten bereits auf ihr Anliegen aufmerksam gemacht. Unterstützung bekommen sie auch vom Sterkrader Bezirksbürgermeister Ulrich Real (SPD): „Ich habe mir selber ein Bild vor Ort gemacht und teile die Einschätzung hinsichtlich des Zustandes dieses Grundstückes. Eine ‘grüne Idylle’ kann auch ich hier nicht erkennen“, schreibt er in einer Mail, die dieser Redaktion vorliegt. „Auch teile ich Ihre grundsätzliche Einschätzung, dass die Einleitung eines geordneten Bebauungsplanverfahrens notwendig ist, um diesen Bereich attraktiv zu gestalten, einschließlich einer Wohnbebauung. Als planungspolitischer Sprecher kann Ihnen somit versichern, dass ich ein Verfahren zur Aufstellung eines Bebauungsplans grundsätzlich unterstütze“, heißt es dort weiter.
Sterkrader Fläche ist eine große Chance für junge Familien
Besonders für junge Familien scheint die Fläche ein potenzieller Ort für die Zukunftsplanung zu sein. „Für uns wäre das wie ein Sechser im Lotto“, betont Nina Eis. „Ich komme aus Oberhausen und würde unglaublich gern in Sterkrade meinen Traum vom Eigenheim verwirklichen.“
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Für sie als Architektin wäre ein Grundstück ohne Investorbindung ein Jackpot, da sie sich dort baulich selbst verwirklichen könnte. „Viele Familien suchen schon seit Jahren verzweifelt nach Grundstücken in unserer Stadt. In Oberhausen bewegt sich allerdings nur sehr wenig, deshalb ist man schon fast gezwungen, in andere Städte auszuweichen. Eine so zentrale Lage wie in Sterkrade ist eine tolle Sache, die wir unbedingt unterstützen und verwirklicht sehen wollen.“
So geht es auch anderen Interessenten. „Wir stellen wegen der Grundstückssuche unsere Familienplanung momentan hinten an“, erzählt Benjamin Winken. Der Oberhausener ist alteingesessener Sterkrader und möchte gerne wieder mit seiner Frau aus Dümpten zurückkehren. „Wir möchten die Kleingartenpächter nicht persönlich angreifen. Allerdings profitieren so wenige Menschen von so viel Fläche. Da die Gärten auch von Generation zu Generation weitergegeben wurden, hatten viele andere nie eine Chance auf einen Garten.“ Mit dem Wohnungsbau entstehe auch eine öffentliche und gepflegte Naturfläche, die allen zur Verfügung stehen würde: „Ein Mehrwert für alle Bürger“, glaubt Winken.
Die Pläne der MAN GHH Immobilien
Die MAN wird lediglich die inneren Grundstücke des Geländes zum Verkauf anbieten wollen, insgesamt rund 20 Flächen für frei stehende Einfamilienhäuser, die jeweils zwischen 400 und 550 Quadratmetern groß werden.
Die an der Wilhelmstraße anliegenden Grundstücke würden an einen Investor verkauft werden, der dort Eigentumswohnungen bauen will. Auf der anderen Seite der Fläche, an der Steinbrinkstraße, würden nach aller Voraussicht Wohnungen für ältere Menschen entstehen.