Oberhausen. Oberhausener bis 69 Jahren erhalten keinen Termin im Impfzentrum. Für ein Paar führte dies zu einer nervenzehrenden Suche bis nach Niedersachsen.

Keine Corona-Impfung für 60- bis 69-Jährige in den Impfzentren? Seit dem 6. Mai können erste Impfwillige aus der dritten Priorisierungsgruppe Termine in den Impfzentren vereinbaren. Der Andrang war riesig, die Termine waren auch in Oberhausen rasch ausgebucht. Der vom Bund für Mai zur Verfügung gestellte Impfstoff für die Zentren ist nach Angaben des NRW-Gesundheitsministeriums bereits jetzt komplett verplant. Ein Schock für Dagmar Mischliwietz (67) und ihren Mann (68). Dabei waren sich die Oberhausener sicher: „Wie in den ersten beiden Priorisierungsgruppen wären auch diesmal sicherlich die Altersgruppen ganz vorne mit dabei.“ Doch weit gefehlt. Für die 60- bis 69-Jährigen, die zur dritten Gruppe gehören, ist in NRW bislang gar keine Impfung in den Zentren vorgesehen. Für das Paar begann eine lange Suche – die letztlich dann doch noch ein glückliches Ende fand.

Ein Blick auf die Homepage der Stadt Oberhausen bestätigt: In der Willy-Jürissen-Halle werden derzeit vor allem Berufsgruppen wie Lehrerinnen und Lehrer weiterführender Schulen und Beschäftigte in Drogerien und Supermärkten geimpft, außerdem Kontaktpersonen von Schwangeren und Pflegebedürftigen, die daheim betreut werden.

Die Telefonleitungen der Arztpraxen sind überlastet

Corona-Impfungen für die Altersgruppe der 60- bis 69-Jährigen aber finden aktuell in Oberhausen ausschließlich in den Arztpraxen statt. Pech für Familie Mischliwietz, denn: „Unser eigener Hausarzt beteiligt sich an dieser Impfaktion nicht.“ Entsprechend groß ist der Andrang auf alle impfenden Praxen, wie kürzlich auch der niedergelassene Internist Dr. Christof Emschermann bestätigte. Folge: „Die Telefonleitungen in den Praxen sind ununterbrochen belegt, wir haben es bei sechs Ärzten versucht“, erzählt Dagmar Mischliwietz entnervt.

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Doch nirgends kam das Ehepaar durch. „Entweder hörten wir nur das Besetztzeichen, es wurde nicht abgenommen oder wir wurden sofort wieder aus der Leitung geschmissen.“ Den Praxen selbst will die 67-Jährige aber keinen Vorwurf machen. „Die Impfterminvergabe ist generell einfach schlecht geregelt worden.“ Verzweifelt hatte das Paar schließlich sogar versucht, Termine in Niedersachsen zu bekommen. „Dort und in vielen anderen Bundesländern sind Buchungen für unsere Altersgruppe problemlos längst in den Impfzentren möglich.“

Niedersachsen lehnt eine Impfung des Ehepaares ab

Doch während das Gesundheitsministerium in Nordrhein-Westfalen es ausdrücklich ermöglicht, Impftermine zumindest NRW-weit unabhängig vom Wohnort in jedem Impfzentrum zu buchen – sieht die Sache länderübergreifend schon wieder ganz anders aus. „Auf unsere Anfrage erhielten wir in Niedersachsen nur die Antwort, dass Personen aus NRW nicht angenommen würden“, musste Dagmar Mischliwietz verärgert feststellen.

96 Prozent der Todesfälle sind älter als 60 Jahre

Natürlich tragen Menschen in bestimmten Berufsgruppen ein erhöhtes Risiko, sich mit dem Coronavirus zu infizieren. Doch wer sich die Zahlen der Covid-19-Todesfälle des Robert-Koch-Institutes anschaut, erkennt: Fast 57.000 Menschen, die an oder mit Corona verstorben sind, sind über 80 Jahre alt.Dazu kommen bundesweit rund 24.500 Todesfälle zwischen 60 und 79 Jahren. Damit entfallen knapp 96 Prozent aller Todesfälle im Zusammenhang mit Corona allein in diese beiden Altersgruppen.

„Das war eine schwierige Zeit für uns, wir sind doch nicht mehr die Jüngsten und wünschen uns einfach mehr Normalität.“ Aus Sorge, im Falle einer Infektion schwer zu erkranken, hat das Ehepaar seit über einem Jahr kaum noch soziale Kontakte.

Völlig unerwartet fand ihre nervenaufreibende Suche dann aber doch noch ein gutes Ende: „Überraschend ist es uns endlich gelungen, bei einem Arzt eine freie Telefonleitung zu erwischen.“ Ein ausführliches Aufklärungsgespräch hat bereits stattgefunden. „Wir haben auch schon einen festen Impftermin erhalten“, erzählt die Oberhausenerin. Sie ist glücklich, meint aber dennoch: Die Terminvergabe für ihre Altersgruppe hätte besser organisiert werden müssen.