Oberhausen. Der Oberhausener Familienbetrieb „Beckers Beste“ feiert 60. Geburtstag – mitten in der Corona-Krise. Zum Jubiläum gibt es ein besonderes Gewürz.

Der Corona-Lockdown hinterlässt im Leben der Menschen einen faden Beigeschmack. Doch das Team von „Beckers Beste“ würzt auch diese triste Zeit: Der bekannte Familienbetrieb aus Oberhausen feiert mitten in der Corona-Krise den 60. Geburtstag. Tobias Stamm, der den Betrieb in dritter Generation gemeinsam mit seiner Ehefrau Lilla leitet, führt fort, was Großmutter Roselinde auf den Wochenmärkten in Osterfeld und Sterkrade aufgebaut hat.

Roselinde Becker kommt nach dem Krieg aus den Ostgebieten in den Ruhrpott. Sie startet mit einem kleinen Verkaufsstand für Tee und Gewürze. Oma Roselinde ist zunächst Hausfrau, arbeitet dann aber auf den Wochenmärkten als Verkäuferin bei einem lokalen Händler. Als dieser in den Ruhestand wechselt, übernimmt sie mit Ehemann Horst das mobile Geschäft. „Beckers Beste“ heißt es noch heute.

„Beckers Beste“ Dauergast auf Sterkrader Fronleichnamskirmes

Drei Generationen kümmern sich um die Würze

Roselinde Becker gehört mit Ehemann Horst zu den Gründern des Unternehmens. Sie lenkten bei „Beckers Beste“ von 1961 bis 1989 die Geschäfte. Danach übernahmen Wilfried und Angelika Stamm die Stände. Seit 2010 führen Lilla und Tobias Stamm den Handel fort. Ihre Töchter Sarah und Julia helfen mit.

Der große Gewürzstand steht in Oberhausen auf den Wochenmärkten in Sterkrade (Mittwoch, Samstag) und Schmachtendorf (Donnerstag). Aber auch in anderen Revierstädten wie Essen (Rüttenscheid, Frohnhausen, Altenessen) und Bottrop (Mitte, Fuhlenbrock) baut der Betrieb seinen Wagen auf.

Sie sehen sich als klassische Schausteller. Nicht nur, weil sie mit ihren aromatischen Pulvern und kräftigen Teeblättern auf der Sterkrader Fronleichnamskirmes ein Dauergast sind. Das Reisen, quer durch Deutschland, ist für sie Alltag. Normalerweise. Eine Pandemie macht auch beim Spezialitätenhandel keine Ausnahme.

„Die Kieler Woche, Frühlingsfest in Freiburg“, Tobias Stamm kann die Termine herunterbeten, die nun ausfallen. Neben den Wochenmärkten sind Veranstaltungen für das Familienunternehmen wichtig. Alleine im vergangenen Jahr fielen 100 Arrangements aus. „Das fängt man nicht so einfach auf.“ Sorgen im Jubiläumsjahr.

„Beckers Beste“ hat mittlerweile 21 Mitarbeiter

Eine typisch starke Verkaufssaison gibt es für sie nicht. „Das ist abhängig vom tagesaktuellen Marktwetter“, sagt Tobias Stamm. Wenn die Sonne lacht, lachen auch die Händler. Während die Großeltern mit wenigen Artikeln starteten, hat sich „Beckers Beste“ Döschen für Döschen, Tütchen für Tütchen gesteigert.

21 Mitarbeiter packen mittlerweile mit an. Schon 1000 verschiedene Artikel befinden sich im Angebot - nun auch ein passendes Allrounder-Jubiläumsgewürz mit dem Namen „1961“, dem Gründungsdatum des Betriebs.

Orange ist die Erkennungsfarbe: „Beckers Beste“ verkauft regelmäßig auf den Wochenmärkten in Sterkrade und Schmachtendorf. Auch in anderen Revierstädten wie Essen und Bottrop baut der Betrieb seinen Wagen
Orange ist die Erkennungsfarbe: „Beckers Beste“ verkauft regelmäßig auf den Wochenmärkten in Sterkrade und Schmachtendorf. Auch in anderen Revierstädten wie Essen und Bottrop baut der Betrieb seinen Wagen © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Dass die Würze zieht, dabei helfe auch das Fernsehen mit, sagt Stamm. Kochshows wie „Das perfekte Dinner“ oder „Die Kochprofis“ animieren die Zuschauer, selbst einmal bislang unbekannte Gerichte auszuprobieren und nachzukochen. „Dann kommen wir ins Spiel.“

Eigener Honig aus Ahorn, Akazie, Raps und Weißdorn

Mit der Beratung wollen sich die Gewürzhändler gegenüber der Supermarkt-Konkurrenz abheben – und freilich auch durch die Auswahl. Waldmeister kennen viele nur als Aroma. Bei „Beckers Beste“ gibt es ihn frisch. Auch Bärlauch und Olivenkraut werden nachgefragt. „Die Klassiker bleiben Salz, Pfeffer und Paprika.“ Spezielle Gewürze und Kräuter können im Internet vorbestellt und auf dem Wochenmarkt abgeholt werden, um die Wartezeit zu verkürzen.

Der Honig stammt aus der Region und wird besonders häufig nachgefragt. Ihr Frühtrachthonig besteht aus Ahorn, Akazie, Raps und Weißdorn. Selbst die Tüten werden aus Maisstärke hergestellt, um die Umwelt zu schonen.

Mit den Wochenmärkten klappt es derzeit, aber der Rummel fehlt. Bleibt die Frage: Was machen Schausteller, wenn das Reisen stillsteht? „Aufräumen“, sagt Tobias Stamm und muss etwas lachen. „Doch schnell ist alles sauber und sortiert. Danach sitzt man dann eher Druckstellen ins Sofa.“