Oberhausen. Wenn selbst die Jägerschaft in ihrem Revier den Besen schwingt, dann ist das dem Kölner Künstler Ivo Weber Aufnahmen mit der Großbildkamera wert.

Ein kleines Waldstück erobert den Stadtraum: Vom 16. bis 26. April zeigen Plakatwände bundesweit eine im schönsten Sinne „plakative“ Arbeit des Kölner Künstlers Ivo Weber. In Oberhausen ist gegenüber dem leerstehenden Metronom-Theater für zehn Tage eine großformatige Aufnahme aus der jährlichen Aktion „Waldfegen“ zu sehen.

Im Kölner Raum ist das Waldfegen längst eine feste Größe. Seit knapp 20 Jahren inszeniert Ivo Weber diese Aktion alljährlich im Herbst mit ausgewählten Gästen. Die wechselnden Teams stammen häufig aus der Kunst- und Kuratoren-Szene – auch Kasper König, der langjährige Direktor des Museums Ludwig, hat schon zum Feger gegriffen. Doch selbst die Jägerschaft war schon fegend in ihrem Revier unterwegs. Diese Aufnahme von Torsten Franz und seinem Team ist übrigens an der Osterfelder Straße zu sehen.

Am Ende ist der Herbstwald wieder belaubt

Fasziniert sind alle, die sich dem Wald vermutlich nie zuvor auf diese „häusliche“ Weise angenähert hatten. Beim Fegen einer abgezirkelten Fläche kommt der intensive erdige Geruch auf – und entsteht plötzlich ein neuer Raum, in dem sich die Teilnehmenden mit ausgewählten Requisiten positionieren.

Diesen Moment hält der Fotograf Olaf Hirschberg mit seiner Großbildkamera in sorgsam inszenierten Aufnahmen fest. Am Ende wird gemeinsam aufgeräumt, das Laub erhält wieder seinen angestammten Platz im Ökosystem. Alle Jahre wieder, jedes Mal neu arrangiert und choreographiert, lässt sich vieles hineindeuten in diese einfache und doch komplexe Zeremonie: Gegenwart und Vergänglichkeit, das Verwischen der Spuren. Respekt vor dem Wald, ein behutsames Agieren in der Natur. Skurrilität und Ernsthaftigkeit.

Vor allem geht es Ivo Weber um die Kunst selbst: Die vermeintlich sinnfreie Tätigkeit des Waldfegens wandelt sich im Laufe der Aktion zur lebendigen Skulptur – was bleibt, ist das Bild. Für alle sichtbar an zehn Tagen an ausgewählten öffentlichen Standorten. Oberhausens neue Mitte reiht sich das großformatig ein neben einem halben Dutzend fotogener Plakate in Berlin und gleich 17 in Köln – dem Ursprungsort der Fege-Kunst.

Wer mehr erfahren möchte, den informiert online waldfegen.com – dort ist auch am Freitag, 16. April, von 18 bis 20 Uhr die Eröffnung im Livestream zu sehen.