Oberhausen. Beim Blick auf die Oberhausener Straßen haben wir es schon geahnt: Corona hat die Unfallzahlen sinken lassen. Der Verkehrsbericht spiegelt das.
Selten ist es auf den Oberhausener Straßen so ruhig gewesen wie im Jahr 2020. Die Lockdowns der Corona-Krise und die deutlich verringerten Pendler- und Verkehrsströme haben dazu geführt, dass es einen klaren Rückgang bei den Unfallzahlen gegeben hat. Dies belegt der nun vorliegende Verkehrsbericht der Polizei Oberhausen. Die Anzahl der Verkehrsunfälle im Jahr 2020 beträgt 6758 und liegt damit auf dem niedrigsten Stand der vergangenen zehn Jahre. Gegenüber 2019 nahm die Zahl der Unfälle um 1179 ab.
Damit verunglückten weniger Menschen auf den Oberhausener Straßen. Ihre Zahl verringerte sich von 772 im Jahr 2019 auf 609 im Jahr 2020, ebenfalls der niedrigste Wert seit zehn Jahren.
In Oberhausen ereigneten 2020 mit besagten 6758 Unfällen rund 15 Prozent Unfälle weniger als im Vorjahr 2019. Die Unfallhäufigkeitszahl (Anzahl der Verkehrsunfälle je 100.000 Einwohner) beläuft sich im Jahr 2020 auf 3206 Fälle und hat sich damit im Vergleich zum Vorjahr um 558 verringert. „Das ist verglichen mit ähnlich großen Städten ein sehr guter Wert“, unterstreicht Julitta Gotzner, Leiterin der Direktion Verkehr, die zusammen mit Polizeipräsident Alexander Dierselhuis den Verkehrsbericht 2020 am Mittwoch vorstellte.
Diese weithin positive Entwicklung hat zugleich eine bemerkenswerte Ausnahme: Wenn es um verletzte Fahrradfahrer geht, sind die Zahlen gestiegen - offenbar ist das ebenfalls ein Resultat der Corona-Krise. Die Oberhausener sind verstärkt auf das Fahrrad umgestiegen; und das hat die Unfallzahlen vermutlich steigen lassen. Gab es 2019 noch 115 verletzte Fahrradfahrer in Oberhausen, beträgt diese Zahl im Corona-Jahr 2020 insgesamt 134. Die Zahl der bei Fahrradunfällen verletzten Kinder erhöhte sich um 10 auf 19 Mädchen und Jungen.
Positive Entwicklung - nur nicht beim Fahrrad
Abgesehen von diesem Negativ-Punkt kann die Polizei Oberhausen ansonsten auf eine grundsätzlich positive Unfallentwicklung verweisen: Es gibt weniger Verkehrstote, weniger Schwerverletzte, weniger Leichtverletzte und insgesamt gesehen auch weniger verkehrsbedingt verletzte Kinder im Stadtgebiet. Leider muss die Polizeibehörde Oberhausen 2020 einen Menschen zählen, der im Straßenverkehr gestorben ist. 2019 waren es allerdings noch drei Menschen, die auf diese Weise ihr Leben verloren haben.
Wie bei den verletzten Kindern stieg auch die Anzahl der Jugendlichen, die bei einem Fahrradunfall zu Schaden gekommen sind (2019: 6; 2020: 9). Bemerkenswert: Erstmalig verletzte sich ein Jugendlicher in Oberhausen während der Fahrt auf einem Pedelec - eine Unfallursache, die mit wachsender Beliebtheit dieses Verkehrsmittels wohl noch an Bedeutung gewinnen wird. Dies gilt ebenso für die Gruppe der Seniorinnen und Senioren mit Blick auf die Nutzung von Pedelecs: Bei den älteren Menschen ist die Zahl der mit dem Pedelec Verunglückten um etwas mehr als das Doppelte gestiegen - von sechs Fällen im Jahr 2019 auf insgesamt 13 Fälle im Jahr 2020.
Hohe Priorität: Unfallfluchten und deren Aufklärung
Stets ein sensibler Punkt in der Statistik: die Zahl der Unfallfluchten nach Unfällen mit Personenschaden. Sie beträgt 47 im Jahr 2020 und ist damit um fünf gesunken. Die Ermittlerinnen und Ermittler des Verkehrskommissariats räumen der Aufklärung dieser besonders rücksichtslosen Art der Fahrerflucht eine sehr hohe Priorität ein. Die Aufklärungsquote im Bereich Unfallflucht mit Personenschaden liegt laut Polizei bei 62 Prozent. Das bedeutet, dass mehr als jede zweite dieser Unfallfluchten aufgeklärt wird. Allerdings ist die Aufklärungsquote im Vergleich zum Vorjahr etwas gesunken.
Verkehrsbericht mit Abstand
Wie schon bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik 2020 verzichteten Polizeipräsident Alexander Dierselhuis und sein Team auch bei der Präsentation des Verkehrsberichtes 2020 coronabedingt auf die klassische Pressekonferenz mit vielen Teilnehmern.
Stattdessen gab es im Einzelgespräch mit Abstand die Gelegenheit zum Nachfragen.
Die Entwicklung der Verkehrsunfälle unter Alkohol- und Drogeneinwirkung in Oberhausen liegt mit 70 Fällen deutlich unter der Vorjahreszahl (2019: 93). Waren es im Jahr 2019 noch 68 Fahrzeugführer, die alkoholisiert an einem Unfall beteiligt waren, so sind es jetzt 57 Personen. Im Bereich Drogen wurden im Jahr 2019 insgesamt 25 Personen nach einem Verkehrsunfall positiv auf Drogen getestet. 2020 sind es nur noch 13 Fahrzeugführer. Auch hier lässt Corona offenbar die Zahlen sinken.