Oberhausen. Die dicke Schneedecke sorgt im bewaldeten Norden von Oberhausen für neue Freizeitbeschäftigungen. So sieht es rund um den Hiesfelder Wald aus.
Donna kann ihren Pfoten nicht trauen. Kalt ist diese weiße Puderschicht, die plötzlich auf ihrem gewohnten Spazierweg liegt. Und doch ist es einfach zu verlockend, mit den Beinchen in der komischen kalten Soße einzusinken.
+++ Sie möchten keine Nachrichten aus Oberhausen verpassen? Dann bestellen Sie hier unseren kostenlosen Newsletter +++
Die junge Hündin von Tanja Martin lernt noch. „Die Hundeschulen sind ja leider geschlossen“, sagt Frauchen. „Darum improvisieren wir und verlagern das ein wenig in den Wald.“ Die rote Leine strahlt über dem Schnee. Sieben Monate ist Donna jung. Es ist ihr erster Schnee. Aus dem verspielten Flocken-Fangen hat sie einen Sport gemacht.
Im Hiesfelder Wald ist das Hunde-Duo nicht alleine. „Seit es geschneit hat, habe ich das Gefühl, dass mehr Spaziergänger unterwegs sind. Gerade von außerhalb“, sagt Tanja Martin.
Eigene Skilanglauf-Loipe durch den Hiesfelder Wald
Die Wanderwege in Sterkrade-Nord, zwischen Königshardt, Walsumer Mark und Hirschkamp, könnten aus einem dieser Wintersport-Paradiese stammen. Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen vor der Haustür? Die Schneeberge am Straßenrand können jedenfalls schon mithalten. Manchmal lassen sie Verkehrsschilder wie Gipfelkreuze aussehen. Manchmal werden sie zu hohen und eisigen Bordsteinen vor den Parkbuchten. Zum Ärger der Autofahrer.
Annegret Ombeck hat den am Höhenweg startenden Spaziergang zum Ruhepol nicht neu entdeckt. Denn sie wohnt ganz in der Nähe. Und als der weiße Riese aus den Wolken am Sonntag im Norden loslegte, spazierte sie auch bei Minusgraden. „Die Hunde müssen raus. Da kann ich keine Schneepause einlegen.“
Das Bild im Hiesfelder Wald hat sich verändert. Den Wintersport gibt es plötzlich tatsächlich auch in Oberhausen. „Ja, eine Frau habe ich schon beim Skilanglauf getroffen“, bestätigt Annegret Ombeck. „Sie hatte sich sogar eine eigene Loipe angelegt.“ Für Flachland-Tiroler keine einfache Aufgabe. „Am nächsten Tag musste sie von vorne anfangen.“ Die Fußabdrücke der vielen Spaziergänger hatten die Schienenführung für Langlauf-Skier kurzerhand planiert.
Mehr Spaziergänger im Schnee unterwegs
Sie wird es mit Fassung getragen haben. So wie die Spaziergänger sich ihre Bommelmützen ins Gesicht schieben. Die Schals festzurren. Sich an den Partner kuscheln. Und die Hände in Jackentaschen vergraben. Die Sonne kämpft sich durch das Geäst. Das Wetter ist einfach zu herrlich.
Jogger sind etwas seltener geworden. Wenn doch, dann tragen sie festeres Schuhwerk als sonst. Auf den Wegen ist der Schnee zu flachen Flächen festgetrampelt. „Fürs Spaziergehen ist das in Ordnung. Wenn man vernünftig aufpasst“, ruft ein älteres Paar herüber.
Einige Bäche am Wegesrand gluckern durch die Schneedecke. Ein bisschen Schneewittchen-Gefühl kommt einem in den Sinn, wenn umgestürzte Bäume mit ihrem breiten und flachen Wurzelwerk den weißen Belag märchenhaft einen rabenschwarzen Kontrast verleihen.
Tierische Spurensuche in der Winterlandschaft
Wer zwischen das Gestänge der Baumstämme blickt, der entdeckt im Schnee einzelne Tierspuren. Rehe und Wildschweine sind im Hiesfelder Wald nicht selten. Doch diesmal lassen sich nur einige Rotkehlchen blicken, die hastig auf den winterlichen Fußwegen landen. Wenn sie ihren Kopf zur Seite drehen, könnte man fast meinen, dass sie über fluoreszierende Jackenfarben eingemümmelter Spaziergänger staunen.
So geht’s zum Hiesfelder Wald
Der Hiesfelder Wald liegt im Nord-Osten von Oberhausen. Das Naturschutzgebiet ist auf Oberhausener Stadtgebiet rund 1400 Hektar groß. Darin sind Wald- und Grünflächen sowie Wanderwege enthalten. Der Wald markiert zugleich die südwestliche Grenze des Naturparks Hohe Mark.
Die Wanderstrecken entlang des Rotbachs sind besonders beliebt. Wer einen Parkplatz sucht, der findet Stellplätze an der Franzosenstraße und am Höhenweg. An der Haltestelle „Hirschkamp“ hält unter anderem die Linie 960, die den Norden mit Sterkrade, der Innenstadt und Dümpten verbindet.
Am Waldausgang hört man wieder Autos zischen, die Schneekanten schneiden. Und beim Fußweg Richtung Prinzenstraße, vorbei an zugeschneiten Vorgärten, denkt man plötzlich auch an kleine Geschenkeläden. Mit Glanzbild-Postkarten in Drehständern, auf denen „Warme Gedanken aus Walsumer Mark“ steht. Und kernige Spazierstöcke mit eingeschnitztem „I love Königshardt“. Ein bisschen Winterurlaub-Phantasie wird schließlich noch erlaubt sein.