Oberhausen. Der Stillstand der Busse bringt viele Stoag-Kunden auf die Palme. Der wetterbedingte Lockdown wird breit diskutiert. Wann ist Besserung in Sicht?

Mit dem sich aufklärenden Winterhimmel ist am Dienstag eine bohrende Frage immer mehr in den Blickpunkt gerückt: Wie kann es sein, dass die Linienbusse der Stoag - abgesehen von einem Notverkehr auf der ÖPNV-Trasse - nach einem ausführlich angekündigten Wintereinbruch seitdem mehrere komplette Tage stillstehen?

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In den Sozialen Netzwerken ist seit dem Wochenende die Kritik am Stoag-Lockdown immer mehr gewachsen. Eine Facebook-Kommentatorin bringt ihre Sicht des lokalen ÖPNV-Stillstands kurz und knapp auf den Punkt: „Unfassbar. Armselig.“ Eine andere Bürgerin formuliert zwei Fragen: „Warum kriegt Oberhausen das mal wieder nicht hin? Andere Städte kriegen es teilweise doch auch hin?“ Eine weitere Kommentatorin schreibt: „Ich habe lange Jahre in der Eifel gewohnt. Da war das, was jetzt im Ruhrgebiet passiert, Dauerzustand! Busse hatten grundsätzlich Winterausrüstung!“

Stoag-Chef bittet um Verständnis

Stoag-Geschäftsführer Werner Overkamp kennt die Stimmung in der Oberhausener Bevölkerung und bittet um Verständnis: „Ich bedauere es sehr, dass wir in Oberhausen keinen Linienverkehr anbieten können und zur Zeit nur den Shuttleverkehr auf der Trasse haben. Aber die Straßen sind stellenweise noch so vereist, dass wir es nicht verantworten können, mit Bussen dort zu fahren. Es ist ein Unterschied, ob jemand privat mit seinem Pkw fährt oder ein Bus mit Fahrgästen unterwegs ist. Wir haben die Verantwortung für unsere Fahrgäste.“

Es gibt zugleich auch Online-Kommentare, die Verständnis für den lokalen ÖPNV-Lockdown äußern. „Wir müssen an die Gesundheit aller denken. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie schwierig es ist, einen Bus, geschweige denn einen Gelenkbus, bei diesen Witterungsverhältnissen zu steuern“, formuliert etwa Kathrin Klimek, selbst Fahrerin bei der Stoag. Auch dazu gibt es zustimmende weitere Wortmeldungen.

In Duisburg fahren die Busse

Ein Blick in die Region zeigt: Auch in anderen Städten stehen Busse und Bahnen still, etwa im Kreis Recklinghausen, wo sich alle Fahrzeuge der Vestischen seit Sonntag „bis auf Weiteres“ im Depot befinden. Auch in Bochum und Essen fahren Busse, wenn überhaupt, nur auf Sparflamme. Anders in Duisburg: Die dortige DVG lässt ihre Busse fahren, ersetzt sogar eine Straßenbahnlinie wegen vereister Oberleitungen durch Busse, wobei es teils zu Ausfällen und Verspätungen kommt. Aber ein ÖPNV-Angebot ist in der Nachbarstadt vorhanden.

So lange die Straßen in Oberhausen - hier die Lothringer Straße am Montagnachmittag – noch von Eis und Schnee bedeckt sind, ist eine Wiederaufnahme des Linienbetriebes für die Stoag problematisch.
So lange die Straßen in Oberhausen - hier die Lothringer Straße am Montagnachmittag – noch von Eis und Schnee bedeckt sind, ist eine Wiederaufnahme des Linienbetriebes für die Stoag problematisch. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Oberhausen ist noch nicht so weit: „Unsere Probefahrten haben gezeigt, dass auf den Linienwegen stellenweise blankes Eis ist“, berichtet Stoag-Sprecherin Sabine Müller. Die Hauptstraßen seien zwar frei, aber die Linienwege der Busse würden auch über Nebenstraßen verlaufen und hier gebe es die Probleme mit dem Eis. Sabine Müller: „Dazu kommt, dass der Schnee von den Straßen teilweise in die Haltestellen geschoben worden ist, so dass diese nicht zu nutzen sind oder Treppenauf- und abgänge vereist sind. Wir haben eine große Verantwortung, weil wir Fahrgäste befördern. Deshalb wägen wir sehr sorgfältig ab, ob bzw. wo wir fahren können.“ Wann alle Strecken und Haltestellen geräumt seien, könne sie nicht sagen, das obliege der WBO, so die Stoag-Sprecherin.

Gibt es Preisnachlässe?

Kunden fragen direkt nach: Stillstand, wie lange noch?

Die Stoag erreichen derzeit zahlreiche Anrufe von Kundinnen und Kunden, die sich nach den genauen Gründen des Stillstands erkundigen oder sich beschweren wollen. „Ich selber habe mit vielen Menschen telefoniert. Die Kundinnen und Kunden, mit denen ich Kontakt hatte und dabei die Situation erläutern konnte, haben Verständnis gezeigt“, berichtet Stoag-Sprecherin Sabine Müller.

Im Notdienst gibt es auf der Trasse keinen festen Fahrplan; die Busse pendeln zwischen Hauptbahnhof und Sterkrade.

Unterdessen hat der ÖPNV-Lockdown die Politik erreicht. Guido Horn, Stadtverordneter von Offen für Bürger (OfB), hat eine kleine Anfrage an Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) gerichtet: „Die aktuelle Wetterlage und damit einhergehende Straßensituation ist nicht erst seit gestern bekannt, sie wurde durch die Medien mit einigen Tagen Vorlauf angekündigt“, formuliert der OfB-Politiker. Es sei nun sofort zu prüfen, ab wann die Stoag den Linienbetrieb wieder aufnehmen könne. Die Bürgerinnen und Bürger, so heißt es weiter, müssen sich auf das städtische Nahverkehrsangebot verlassen können und rechtzeitig mit mindestens einem Tag Vorlauf wissen, „ob der ÖPNV als Lösung für Fahrten zur und von der Arbeit zur Verfügung steht“. Guido Horn fragt auch, ob es Preisnachlässe geben wird, etwa für Monatskartenbesitzer. Die politische Aufarbeitung des Stoag-Stillstands hat also wohl gerade erst begonnen.

Hoffen auf Mittwoch

Die Stoag hofft derweil, am Mittwoch den Linienbetrieb zumindest eingeschränkt wieder aufnehmen und auch die Revierflitzer wieder einsetzen zu können. Mit Sicherheit lasse sich das allerdings im Moment noch nicht sagen. Man stehe dazu im Kontakt mit der WBO. Einen kleinen Hoffnungsschimmer gab es dann am Dienstagnachmittag: Zusätzlich zum Shuttleverkehr auf der ÖPNV-Trasse fuhren zwischen 16 und 22 Uhr Busse zwischen Hauptbahnhof und der Haltestelle Landwehr.