Oberhausen. Im Corona-Jahr 2020 erhielten deutlich mehr Jugendliche keinen Ausbildungsvertrag als in den Vorjahren. Doch es gibt einen Hoffnungsschimmer.

Die Coronakrise und ihre Auswirkungen haben den Ausbildungsmarkt in Oberhausen hart getroffen. Viele Betriebe sorgen sich um ihre Existenz und bilden daher weniger aus. Für junge Leute wird die Suche nach einer passenden Lehrstelle immer schwieriger. Bis Ende Januar wollten Arbeitsagentur und Jobcenter noch einmal einen Endspurt einlegen, um Jugendliche doch noch mit einem Ausbildungsvertrag zu versorgen. Aber auch das lief nicht wie gewünscht.

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„Unsere Erwartungen wurden nicht erfüllt“, sagt Christiane Artz, Geschäftsführerin der Oberhausener Arbeitsagentur, ganz offen. Das Ausbildungs-Team habe noch einmal sehr geworben, um Jugendliche zu erreichen. Denn dass Betriebe weniger ausbilden, ist nur ein Grund für die Probleme: Wegen der Coronakrise erreichen die Jobberater die Jugendlichen derzeit nicht auf den gewohnten Wegen. Jobmessen und Börsen in den Schulen durften nicht stattfinden, auch persönliche Beratungsgespräche vor Ort fallen wegen der strengen Hygiene-Vorschriften aus.

500 Jugendliche haben im Corona-Jahr 2020 eine Ausbildung begonnen

Immerhin: Von Oktober bis Januar zählt die Arbeitsagentur 110 Nachzügler: junge Leute, die doch noch eine Ausbildung starten konnten – im sogenannten fünften Quartal, also den ersten Monaten nach dem eigentlichen Ausbildungsstart im September. Doch 288 jungen Menschen fehlt noch immer eine Berufsperspektive. Das sind 50 mehr als im Vorjahr, was einem Plus von über 17 Prozent entspricht. Laut Zahlen des Jobcenters haben 501 Jugendliche im vergangenen Jahr eine Ausbildung begonnen, 2019 waren es 660. „Das ist ein erheblicher Rückgang, aber die große Katastrophe ist ausgeblieben“, meint Jobcenter-Geschäftsführer Uwe Weinand.

Die Situation bleibt dennoch labil. „Gerade in den Corona-Jahren können wir uns Ausbildungsabbrüche nicht leisten“, warnt Artz. Die Quote ist in Oberhausen ohnehin hoch: Jeder dritte Jugendliche führt seine Lehre nicht zu Ende. In der anhaltenden Krisenlage schade dies nicht nur den Azubis selbst, sondern auch den Betrieben. Artz appelliert an die jungen Menschen: Sobald Probleme auftreten, sollten sie umgehend Kontakt zur Arbeitsagentur oder auch zum Jobcenter aufnehmen. „Es gibt Hilfen!“

Die Geschäftsführerin hat aber auch Grund zur Hoffnung: Die Zahl der Ausbildungsstellen ist in Oberhausen im vergangenen Jahr zwar gesunken. Aber mit einem Minus von fünf Prozent stehe die Stadt noch vergleichsweise besser da als im NRW-Schnitt (minus acht Prozent). Auch sei die Arbeitsagentur mittlerweile technisch besser ausgestattet, so dass Beratungsgespräche zunehmend digital stattfinden, sich die Experten also wieder auch ein persönliches Bild vom Schützling machen können. Die digitalen Angebote sollen weiter ausgebaut werden. Denn das beste Mittel, um das Problem anzugehen ist laut Christine Artz: „Informieren, informieren, informieren.“ Über Angebote, Möglichkeiten und staatliche Hilfen.

Hoffnung macht auch die Entwicklung auf dem Oberhausener Arbeitsmarkt. Der habe zwar unter den Corona-Folgen gelitten, stabilisiere sich aber langsam. „Das zeigt mir, dass es manchen Betrieben wieder besser geht.“ Und hätten Betriebe weniger wirtschaftliche Sorgen, könnten sie sich auch wieder mehr um das Thema Ausbildung kümmern, so die vage Hoffnung der Agentur-Chefin.

Die Berufsberatung der Arbeitsagentur erreichen Jugendliche und Eltern unter 0208-8506112. Informationen gibt es auch auf der Seite arbeitsagentur.de/vor-ort/oberhausen/berufsberatung. Für Arbeitgeber steht die Hotline 0800-4555520 zur Verfügung.