Oberhausen. Die Debatte zum Missbrauchsskandal im Bistum Köln wird immer kontroverser. Was sagt Thomas Gäng, Vorsitzender des Katholikenrats in Oberhausen?

Der Kölner Missbrauchsskandal schlägt zunehmend Wellen. Kardinal Rainer Maria Woelki gerät immer stärker in die Kritik der Laien, weil er eine vorliegende Studie zum Umgang von Verantwortungsträgern des Erzbistums Köln mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs zurückhält. Unsere Redaktion fragte Thomas Gäng, Vorsitzender des Katholikenrats in Oberhausen, wie er die aktuelle Situation dazu einschätzt.

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Der Kölner Katholikenausschuss plädiert jetzt sogar für ein Eingreifen des Vatikans – ist das der richtige Weg?

Thomas Gäng: Ich halte die Einschaltung des Papstes für einen guten und richtigen Weg. Dies insbesondere vor dem Hintergrund der extrem verhärteten Positionen. Aus der Entfernung betrachtet habe ich den Eindruck, dass der Gesprächsfaden gerissen bzw. zerstört ist. Hier sollte, ich würde sogar sagen muss, eine „neutrale“ Institution, die aber mit Entscheidungskompetenz ausgestattet ist, aktiv werden. Gewünscht hätte ich mir, dass die Akteure der katholischen Kirche in Köln selbst eine gute Lösung gefunden hätten, insbesondere im Blick auf die mit der Auseinandersetzung einhergehenden erneuten Belastung für die Missbrauchsopfer.

Wie schätzen Sie die Stimmung unter den Oberhausener Katholikinnen und Katholiken mit Blick auf die Situation in Köln ein?

Ich gehe davon aus, dass die Stimmung der Katholikinnen und Katholiken in Oberhausen in der Mehrzahl der in Köln entspricht. Zumindest lassen mich das Rückäußerungen vermuten, die ich zu dem Thema erhalte. Insbesondere das Kommunikationsverhalten und die derzeit gefühlte Sprachlosigkeit von Kardinal Woelki werfen natürlich große Fragen auf. Viele Engagierte in der katholischen Kirche fühlen sich durch die Vorgänge belastet und möchten nicht immer dafür in Verantwortung genommen werden, was andere tun oder eben nicht tun.

Thomas Gäng, Vorsitzender des Katholikenrates in Oberhausen.
Thomas Gäng, Vorsitzender des Katholikenrates in Oberhausen. © FFS | Christoph Wojtyczka

Was muss die katholische Kirche aus Ihrer Sicht generell tun, um hier verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen?

Transparenz, Ehrlichkeit und konkrete Übernahme von Verantwortung sind die Gebote der Stunde. Nur wer sich öffnet und bereit ist, Fehlverhalten zu benennen und dementsprechend zu handeln zeigt, dass er daraus gelernt hat und kann damit rechnen, dass ihm wieder Vertrauen entgegengebracht wird. Hier versuchen wir im Bistum Essen zum Beispiel mit der Veröffentlichung einer Studie zum sexuellen Missbrauch einen sichtbar anderen Weg zu gehen.

In Köln werden derweil die Gräben immer tiefer. . .

. . .unabhängig von der Causa Woelki macht mir allerdings diese wachsende Unfähigkeit in Kirche und Gesellschaft Sorge, miteinander ins Gespräch zu kommen bzw. zu bleiben. Dies verbunden mit einer zunehmenden Polarisierung und Verhärtung. Auch ich erlebe dies immer wieder. Aktuell zum Beispiel bei der Frage der Wiederaufnahme von Präsenzgottesdiensten. Ich halte es für extrem wichtig, im Gespräch und Austausch zu bleiben.