Oberhausen. Sparclubs werden in Kneipen seltener. In einem Fitnessstudio in Oberhausen sind die Kästen dagegen ausgebucht. Strafgelder gehen ans Kinderhospiz.

Alles für den Dackel! Alles für den Club! Wer nicht die Nase rümpft, der liebt die organisierte Gemeinschaft. Sport, Karneval, Schützen – die Liste ist lang. Wenn es ums Geld geht, heißt es dagegen: Das war einmal! Sparclubs, bei denen Mitglieder wöchentlich einen Obolus im säuberlich nummerierten Fach zur Seite legen, werden in Oberhausen immer seltener. Das liegt daran, dass der natürliche Lebensraum der häufig grün angepinselten Sparkästen – nämlich die Kneipe – schwindet.

Auch interessant

In Lirich stemmt sich ein Sparclub erfolgreich gegen diesen Trend. Diese sparsam sammelnde Gemeinschaft ist seit Jahren ausgesucht. Nicht jeder, der ein Fach besparen möchte, findet überhaupt ein freies Kästchen. Das Besondere: Der Sparkasten hängt in keiner Gaststätte, sondern in einem Fitnessstudio.

Theorie im Fitnessstudio: Wer spart, trainiert disziplinierter

Ganz genau kann sich Besitzer Benjamin Kohl vom Fitnessstudio „Halle B1“ am ehemaligen Babcock-Gelände zwar nicht an die Initialzündung erinnern. Doch vor sieben Jahre hockte sich Kohl, damals noch in seinem Studio „Injoy“ im Gewerbegebiet Eisenhammer, mit dem damaligen Team zusammen, um die an schweren Gewichten schwitzenden Kunden für einen neuen Sparclub zu begeistern. Klein, aber fein.

Gut gespart, gut gespendet: Der Sparclub-Vorsitzende Uwe Bruckwilder übergibt einen Scheck über 1.500 Euro an Heike Sieben, die Koordinatorin der ambulanten Dienste im Kinder- und Jugendhospiz Möwennest. Ungewöhnlich: Die Sparer organisieren sich in keiner Kneipe, sondern im Liricher Fitnessstudio „Halle B1“.
Gut gespart, gut gespendet: Der Sparclub-Vorsitzende Uwe Bruckwilder übergibt einen Scheck über 1.500 Euro an Heike Sieben, die Koordinatorin der ambulanten Dienste im Kinder- und Jugendhospiz Möwennest. Ungewöhnlich: Die Sparer organisieren sich in keiner Kneipe, sondern im Liricher Fitnessstudio „Halle B1“. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

„Wir zahlen das Geld vor Weihnachten aus. Und kurz vor Weihnachten können doch alle etwas Geld gebrauchen“, dachte Initiator Kohl praktisch an die Geschenke-Saison. Und dass ein Grund zum gemeinsamen Feiern geschaffen werde, könne auch nicht schaden. Die weitere Theorie: „Wer im Sparclub einzahlt, kommt regelmäßiger zum Training.“

Tatsächlich wuchs das Interesse, obwohl die Sparzinsen fielen. 120 Sparsame machten in der Spitze mit. Seit der Sparkasten vor gut anderthalb Jahren ins neue Fitnessstudio auf dem ehemaligen Babcock-Gelände umgezogen ist, sind es etwas weniger 96 Mitglieder – allerdings mit Absicht.

Strafgelder aus dem Sparclub fürs Kinderhospiz Möwennest

„Es wurde immer schwieriger, geeignete Räume für die Auszahlungsfeier zu finden, die ins Budget passen“, sagt Kohl. „Darum haben wir die Mitgliederzahl begrenzt, damit auch alle daran teilnehmen können.“ Im Haus Union oder bei Kleine-Natrop sorgten die fitten Sparer schon für Umsatz.

2020 dämpfte allerdings die Corona-Pandemie die Stimmung. An eine Jahresabschlussfeier war natürlich im Lockdown nicht zu denken. Das Fitnessstudio ist geschlossen, die Gastronomie ebenfalls – und große Menschenansammlungen sind verboten. Also suchte der Club nach Alternativen. Durch Strafgelder für unpünktliches Einzahlen finanziert er sonst Feier-Musik und Tombola. Und diesmal?

Das Geld wurde gespendet. So hat der Club um seinen Vorsitzenden Uwe Bruckwilder – natürlich: Ordnung muss sein – abgestimmt. Immerhin 1500 Euro wurden nun nicht für eine heitere Feier verwendet, sondern für die wichtige Arbeit des Kinderhospiz’ Möwennest.

Belastbare Zahlen, wie viele Sparclubs in Oberhausen noch fleißig einzahlen, gibt es übrigens nicht. Niedrigzinsphasen haben dem traditionellen Gemeinschaftssparen aber zusätzlich geschadet. Vermehren lassen sich die Einlagen jedenfalls so gut wie nicht mehr. „Es geht beim Sparclub eben vor allem um die soziale Komponente“, meint Benjamin Kohl.