Oberhausen. Serienweise erhält eine 80-jährige Oberhausenerin betrügerische Anrufe. Doch die Frau behält den Überblick und führt sogar Protokoll.
Kriminelle haben sich seit Monaten bei einer 80-jährigen Oberhausenerin sozusagen die Zähne ausgebissen. Bei zahlreichen Betrugsversuchen ließ die gut informierte und clevere Seniorin die vermutlich aus einem Callcenter im Ausland agierenden Telefonbetrüger regelrecht abblitzen. Das berichtet jetzt die Polizei.
Am Dienstag, 5. Januar, sei die Schmachtendorferin dann persönlich zur
Polizeiwache gegangen und habe die Polizisten darüber informiert, dass sie bereits seit dem 13. November 2020 immer wieder die besagten Anrufe von unbekannten Nummern erhalten hatte.
BMW versprochen
Die Betrüger versprachen ihr verschiedene Gewinne, darunter angeblich auch einen BMW. Anstatt auf die Betrugsmaschen reinzufallen, führte die Seniorin eine genaue Liste mit den verschiedenen Rufnummern, die sie jetzt der Polizei übergab. Beiläufig erwähnte sie dann noch, dass sie Anrufe von den notierten Rufnummern nicht mehr annimmt.
Dieses umsichtige und clevere Verhalten der gut informierten Oberhausenerin beeindruckte auch den Leiter des Oberhausener Betrugskommissariats. "Unsere Senioren sind auch durch die fortlaufende Aufklärungsarbeit der Oberhausener Seniorensicherheitsberater und durch die ständigen Warnhinweise in den lokalen und sozialen Medien schon sehr gut informiert. Trotzdem finden Telefonbetrüger leider immer noch Opfer", sagte Kriminalhauptkommissar Ralf Simon. Oft würden sich Täter am Telefon auch als angebliche Polizisten ausgeben und mit dieser Masche einen Betrug versuchen.
Tipps der Polizei
- Wenn etwa die falsche Polizei nach Geld oder Wertsachen fragt: sofort auflegen!
- Nicht ausfragen lassen! Die echte Polizei fragt nie nach Kontostand,
Bank-/Kreditkartendaten, Passwörtern und PIN.
- Wer aufgefordert wird, im laufenden Gespräch 110 zu wählen oder sich von dem Anrufer mit 110 verbinden zu lassen, sollte sofort auflegen! Die Polizeifahnder: "Warten Sie unbedingt das Freizeichen ab, wählen Sie dann selbst 110!"
- Keine Unbekannten in die Wohnung lassen.
- Niemals Geld oder Wertsachen an unbekannte Personen übergeben.
- Wer Opfer einer Betrugstat geworden ist, sollte sofort die Polizei informieren.
Appell an Kinder und Enkel
Hauptkommissar Ralf Simon appelliert besonders an die Kinder und Enkel, ihre Eltern und Großeltern über die dreisten Betrugsversuche zu informieren. Die Telefonbetrüger-Mafia gehe in ihren Callcentern, die oft in der Türkei stationiert seien, ganz systematisch vor, so der Fahnder. Die Kriminellen würden in Telefonbüchern gezielt nach alten und altmodischen Vornamen.
Die Täter wüssten dabei, dass die ältere Generation grundsätzlich sehr freundlich und hilfsbereit sei. Der Polizeifahnder: "Das wollen sie ausnutzen und versuchen in den Telefonaten das Vertrauen der Senioren zu erlangen und so im Gesprächsverlauf an persönliche Informationen zu gelangen, mit denen sie den älteren Herrschaften dann finanziellen Schaden zufügen wollen."
Betroffene sollten am besten sofort die Polizei unter den bekannten Telefonnummern oder per Notruf 110 informieren.