Oberhausen. Caritas und Diakonie können hilfsbedürftigen Menschen zur Weihnachtszeit nicht so nahe sein wie sie gern möchten. Wie sie dennoch unterstützen.
Eigentlich sind die Advents- und Weihnachtszeit Wochen, in denen die Caritas und die Diakonie ihren Klienten nahe sein wollen. Insbesondere bei denen, die in der Zeit der Familie und des Beisammenseins niemanden haben oder jeglichen Kontakt zum Beispiel aufgrund einer psychischen Erkrankung scheuen. Corona lässt das im Jahr 2020 nicht zu.
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Frank Domeyer, Leiter des Diakonischen Werkes in Oberhausen, trifft das genauso sehr wie seine Mitarbeiter. „Wir sind sehr traurig, weil wir häufig die einzigen Kontaktpersonen für die Menschen sind. Die Einsamkeit bekommen wir nicht wie sonst kompensiert, auch wenn wir versuchen, möglichst die Kontakte zu halten.“ Dafür wird derzeit hauptsächlich auf das Telefon und Videoanrufe zurückgegriffen. „Persönlich aber nur mit FFP2-Masken, vorzugsweise im Freien“, sagt Domeyer. „Das ist aber auch keine Freude bei zwei Grad draußen.“
Bei der Diakonie ist das Kirchencafé an der Steinbrinkstraße geschlossen, Adventstreffen fanden nur in kleinen, speziellen Gruppen statt. „Wir versuchen das anzubieten, was möglich ist. Aber Advents- und Weihnachtsfeiern fallen alle aus, so etwas ist nicht zu verantworten“, stellt Domeyer klar. Bei der Arbeit der Offenen Tür im Psychosozialen Gesundheitszentrum achte man darauf, nur zwei bis drei Kontakten mit ausreichend Abstand zu begegnen. „Dazu haben wir uns noch Luftreiniger zugelegt“, ergänzt der Geschäftsführer.
Diakonie Oberhausen verteilt Schlafsäcke
Insbesondere sei die ganze Situation auch schwierig für die Wohnungslosen. Die Diakonie verteilt bereits Schlafsäcke und Prepaid-Handys, um Kontakt halten zu können. „Bei einer völlig desolaten Lage können sie sich auch in unserer Wärmestube aufhalten“, berichtet Frank Domeyer. Ebenso kümmern sich Helfer vom Medizinmobil SAM am Hauptbahnhof und am Bunker in Sterkrade um Hilfesuchende, indem es warme Getränke und Speisen sowie ärztliche Versorgung anbietet.
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Nicht viel anders sieht die Situation bei der Caritas aus. „Die Angebote sind stark reduziert, es werden abgespeckte Weihnachten“, sagt Direktor Michael Kreuzfelder. „Der Wunsch nach Nähe und Gesellschaft ist überall vorhanden, kann aber kaum umgesetzt werden.“ Die Novemberlichter, der in den vergangenen Jahren so beliebte Handwerkermarkt, fiel bereits aus. „Das hat die betreuten Personen stark getroffen, da sie immer stolz waren, ihre selbst erstellten Werke aus Holz und Ton zu verkaufen.“
Warmes Mittagessen zum Mitnehmen
Doch nicht alles hat bei der Caritas geschlossen. Im Gleis 51 an der Mülheimer Straße gibt es nach Anmeldung täglich zwischen 12 und 14 Uhr ein warmes Mittagessen zum Mitnehmen. Das Bistro Jederman an der Gildenstraße bietet ebenfalls Essen zum Mitnehmen an. In der Zeit von 11.30 bis 15 Uhr kann es abgeholt oder nach Absprache auch geliefert werden. Zudem soll es eine digitale Weihnachtsfeier mit Videos der Mitarbeiter und Klienten geben.
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Die Kontakt- und Beratungsstelle für psychisch Erkrankte (KOBS) wird zwischen Weihnachten und Silvester öffnen, jedoch sind diese Angebote schon ausgebucht, teilt Caritas-Sprecherin Susanne Möltgen mit. „Dazu planen wir, die Klienten mit einem Weihnachtsgruß, einem Päckchen Naschereien und einem Essensgutschein zu überraschen, um die Zeit bis zu größeren Treffen zu überbrücken.“
Spenden für Wohnungslose
Die Diakonie bittet um Spenden, um Wohnungslosen zu Weihnachten etwas Gutes tun zu können. Gesucht werden praktische Alltagsgeschenke, Süßigkeiten, Schutzmasken, Desinfektionsmittel in kleinen Größen, Decken, Schlafsäcke, gut erhaltene Winterbekleidung und Geld, um die Ausgabe des kostenlosen Festessens stemmen zu können.
Infos unter 0208-85 00 880 und auf diakonie-oberhausen.de. Informationen über die Caritas gibt es unter 0208-94 04 40 und 0208-91 10 70 sowie im Internet: caritas-oberhausen.de.
Im Carl-Sonnenschein-Haus an der Bebelstraße ist an Heiligabend Singen im Hof mit viel Abstand geplant. Die Bewohner können vom Fenster aus zuhören und zuschauen. Mit den geistig behinderten Bewohnern vom ambulant betreuten Wohnen gibt es Mini-Weihnachtsfeiern in Gruppen von zwei bis drei Personen sowie zusätzlich Spaziergänge und Telefonate, sagt Caritas-Sprecherin Möltgen.
Der Bereich Familie und Bildung ist über die zentrale Nummer 0208-94 04 40 erreichbar, die Erziehungsberatung unter der Durchwahl -60. Ebenso wird Online-Beratung angeboten. Für Senioren gibt es eine Geschenkaktion. „Es fällt so viel flach, aber uns sind die Hände gebunden. Da blutet der Caritas das Herz“, sagt Susanne Möltgen. „Insgesamt möchten wir aber zeigen: Wir sind da und springen im Notfall ein.“