Oberhausen. Die Impfbereitschaft ist in den Oberhausener Pflegeheimen offenbar groß – und man ist auf dem Weg, dort möglichst alle zu überzeugen.
Sobald der Corona-Impfstoff einsatzbereit ist, werden die Mitarbeiter und Bewohner der 26 stationären Pflegeeinrichtungen in Oberhausen ihn bevorzugt verabreicht bekommen – wenn sie sich denn bereit erklären. Stefan Welbers, Sprecher der Pflegeheime im Oberhausener Krisenstab und Leiter des Seniorenzentrums „Gute Hoffnung“ in Sterkrade, geht jedenfalls von einer großen Impfbereitschaft aus. „Ich habe dem Krisenstab gemeldet, dass wir mit einer 100-prozentigen Impfquote in den Heimen planen sollten.“
Pflegeheim-Sprecher: Warum sollten die anderen die Versuchskaninchen sein?
Er selbst habe bei seiner Belegschaft erlebt, wie innerhalb weniger Tage zahlreiche Skeptiker zu Befürwortern wurden. „Ich war selbst überrascht“, sagt Welbers, der behauptet, „keinerlei Druck“ in seinem Team auszuüben. Wirkung gezeigt habe offenbar eine tägliche Gesprächsrunde zur Impfung, in der viele Fragen und Sorgen mit Hilfe von Informationen aus der Gesundheitsministeriumskampagne „Zusammen gegen Corona“ offen diskutiert und ausgeräumt worden seien. „Reden hilft“, sagt Welbers.
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Bei den Gesprächsrunden sei dann oft deutlich geworden, dass „viele sich nicht wirklich Gedanken gemacht haben und eher aus Unreflektiertheit Vorbehalte hatten“, sagt der Einrichtungsleiter. „Man sollte für sich schon gute Gründe gegen die Impfung haben.“ Die Einstellung, erst einmal lieber andere Leute „Versuchskaninchen“ spielen zu lassen, sei dabei wenig überzeugend. „Wir haben zwar keine Impfpflicht, aber als Pflegekräfte eine starke Impfverpflichtung.“
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Um die Impfbereitschaft zu wecken, müsse man auch als Vorgesetzter „mit gutem Beispiel vorangehen“, meint Welbers. „Es ist eine Frage der Führung.“ Er selbst wolle sich sofort impfen lassen. „Ich habe 2009 die Schweinegrippe durchgemacht, ich hatte fünf Tage knapp unter 40 Grad Fieber, am vierten Tag dachte ich, dass ich es nicht mehr schaffe.“
Impfbereitschaft unter Pflegekräften nicht höher als im Rest der Bevölkerung?
Auch Andrea Farnschläder, Geschäftsführerin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) mit drei Altenheimen in Oberhausen, geht davon aus, „dass sich die Pflegekräfte ihrer Vorbild-Funktion bewusst sind und wir deswegen eine hohe Bereitschaft haben werden“. Gegenteilige Äußerungen habe sie von den anderen Pflegeanbietern in Oberhausen noch nicht gehört. „Wir konnten ja schon während der gesamten Corona-Krise beobachten, dass sich viele Pflegekräfte auch privat stark einschränken, um niemanden auf der Arbeit zu gefährden.“
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Ulrich Christofczik, Sprecher der Arbeitgeber-Initiative Ruhrgebietskonferenz Pflege, glaubt dagegen, dass die Impfbereitschaft unter den Pflegekräften derzeit nicht wesentlich höher ist als im Durchschnitt der Bevölkerung. Bundesweit will sich laut einer Umfrage der Barmer nur eine knappe Mehrheit impfen lassen. „Es gibt eine Menge Vorbehalte“, sagt Christofczik, der als Chef des Evangelisches Christophoruswerks in Duisburg Vorgesetzter von rund 1200 Mitarbeitern ist. „Deswegen ist es auch wichtig, dass wir – ohne moralischen Druck aufzubauen – die Impfbereitschaft durch ärztliche Aufklärungsgespräche erhöhen.“
Impfung in den Heimen: Ein Arzt für eine Einrichtung
Solche Gespräche, merkt Andrea Farnschläder an, könne man aber erst dann überhaupt durchführen, wenn genug Informationen zum Impfstoff vorhanden seien. „Die Einzelentscheidung kann dann auch nur im Einzelgespräch erfolgen.“ Bis dahin sei es erforderlich, sich so gut wie möglich in den Einrichtungen vorzubereiten. Das betont auch Pflegeheim-Sprecher Stefan Welbers: „Wobei wir natürlich ein bisschen ins Blaue hinein planen.“ Der Heimleiter erwartet, dass in Oberhausen letztendlich je ein Arzt für eine Einrichtung bereit stehen wird, um dort die Impfungen durchzuführen – also 26 Ärzte für 26 Heime.