Oberhausen. Ein Oberhausener hatte die Polizei nach einem Fahndungsaufruf zum Wohnort des mutmaßlichen Täters gerufen, doch die soll untätig geblieben sein.

Der Oberhausener kann es noch immer nicht fassen, soeben erst hat er sich offiziell über die Polizei in Oberhausen beschwert. Was war passiert? Er hatte einen Kriminellen auf einem in dieser Zeitung veröffentlichten Fahndungsfoto erkannt, sofort die Polizei zu Hilfe gerufen und sogar gleich zu dem Haus geführt, in dem er den Täter vermutete. „Doch die Beamtinnen lehnten die Durchsuchung ab und kehrten nach wenigen Minuten einfach wieder zur Wache zurück“, erzählt der verdutzte Tippgeber.

Zum Hintergrund: Mit einem richterlichen Beschluss hatte die Kriminalpolizei in Oberhausen kürzlich per Foto nach einem Verdächtigen gefahndet, der bereits Ende August 2020 im Knappschaftskrankenhaus in Bottrop einen Patienten bestohlen haben soll. Noch am selben Tag hatte der Mann nach Angaben der Polizei die gestohlene EC-Karte an Geldautomaten in Oberhausen-Osterfeld und Duisburg eingesetzt und dadurch insgesamt 900 Euro erbeutet.

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Aber es sollte noch schlimmer kommen: Der gleiche Täter wird ebenfalls verdächtigt, bereits Mitte des Jahres eine todkranke Patientin auf der Palliativstation eines Oberhausener Krankenhauses bestohlen zu haben. Nach diesem Diebstahl soll er sogar in ihre Wohnung eingedrungen sein, um dort mehrere Wertsachen mitgehen zu lassen. Die schwerstkranke Frau war noch am Tattag im Krankenhaus verstorben.

Offizielle Beschwerde bei der Leitstelle der Polizei

Doch kommen wir zu unserem Hinweisgeber aus Oberhausen zurück. Er berichtet: Am Samstag, 28. November, habe er die Person auf dem zwei Tage zuvor von der Polizei veröffentlichten Fahndungsfoto erkannt. Er habe über den Notruf sofort die Polizei informiert und sich mit zwei jungen Polizistinnen bereits 15 Minuten später vor einem Haus an der Blumenthalstraße in Oberhausen getroffen, in dem der Mann sich aufhalten sollte. „Die zwei Polizistinnen sagten mir, dass das Haus polizeibekannt sei und dass sie dort nicht reingehen würden, sie hätten aber alles notiert.“ Gleich darauf seien die Beamtinnen wieder weggefahren. Wenig später beschwerte sich unser verärgerter Leser bei der Leitstelle der Polizei in Oberhausen.

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Polizeisprecher Maik Podlech bestätigt den Einsatz und das Vorliegen der Beschwerde. Er sagt aber auch: „Die beiden Polizeibeamtinnen haben alles richtig gemacht.“ Sie wären vor Ort gewesen, auch im Hausflur des genannten Hauses, und hätten die Hinweise des Zeugen notiert. „Eine rechtliche Handhabe für die Durchsuchung aller rund 30 Wohnungen vor Ort hatten sie aber nicht“, betont Podlech. Das wäre nur „bei Gefahr im Verzug“ möglich gewesen. „Also eben nur, wenn in diesem Augenblick akut Leben oder Eigentum eines der Hausbewohner gefährdet gewesen wären.“

Erkenntnisse aus ermittlungstaktischen Gründen nicht weitergegeben

Die Polizistinnen hätten doch zumindest mal an den Türen klingeln können, meint der Oberhausener. Dagegen erklärt Podlech: „Die Beamtinnen wussten zu diesem Zeitpunkt bereits, dass der Gesuchte aufgrund eines anderen Strafverfahrens schon in U-Haft saß – das durften sie aus ermittlungstaktischen Gründen zu diesem Zeitpunkt aber natürlich nicht an den Tippgeber weitergeben.“

Überwachungen nur mit Zivilkräften

Der Oberhausener Polizeisprecher Maik Podlech bittet um Verständnis dafür, dass echte Polizeiarbeit nun einmal so ganz anders abläuft, als sie oft im Fernsehen dargestellt wird. „Wir ziehen nach einem Hinweis nicht gleich mit einem Einsatzkommando los und brechen alle Türen auf.“

Statt dessen würden Verdächtige mit Zivilkräften möglichst unauffällig beobachtet. „Denn dabei ergeben sich möglicherweise weitere Beweise oder Kontaktpersonen.“ Hätte der Täter also nicht bereits hinter Gittern gesessen, hätten die Fahnder das vom Hinweisgeber benannte Haus entsprechend vorsichtig ins Visier genommen.

Bei dem Täter handelt es sich nach Angaben der Polizei um einen 36-Jährigen, der sich ohne festen Wohnsitz in der Mülheimer und Duisburger Drogenszene aufgehalten hatte. Der Mann war bei einem Fahrraddiebstahl in Duisburg festgenommen worden und sitzt seitdem im Gefängnis. Die Oberhausener Kripo ist sich inzwischen sicher: „Er hat auch die Diebstähle begangen.“