Oberhausen. Corona-Schnelltests für mehr Sicherheit bei Weihnachtsfeiern werden von Oberhausener Ärzten grundsätzlich begrüßt. Welche Praxen sie anbieten.
Ein Corona-Schnelltes t zum Ende der Adventszeit – und schon kann Weihnachten sorglos mit der Familie gefeiert werden? Stephan Becker, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) in Oberhausen, begrüßt die neuen 15-Minuten-Tests mit Blick auf die Festtage grundsätzlich als Garant für mehr Sicherheit. Er plädiert aber dafür, unbedingt die limitierte Aussage der Tests zu berücksichtigen. „Die Tests geben für 24 Stunden Sicherheit - für mehr nicht .“
Wenn die Verwandtschaft zu Weihnachten aus einer anderen Stadt für einen Tag zu Besuch kommt und sich die gesamte Familie unmittelbar vor der Anreise testen lässt, ist ein Schnelltest in Augen des Allgemeinmediziners durchaus sinnvoll. Darüber hinaus aber könne das Ergebnis schnell trügerische Sicherheit vermitteln. Zudem, so Becker, sei der beste Schutz die konsequente Isolation vor den Festtagen.
Mindestens 50 Ärzte in Oberhausen bieten die Schnelltests an
Kosten und Adressen
Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) hat eine Liste mit allen Ärzten veröffentlicht, die auf das Coronavirus testen und aktualisiert diese laufend. Eine Liste mit allen Oberhausener Praxen gibt es im Internet unter: https://coronavirus.nrw/patienteninformationen/
Stephan Becker, Vorsitzender der KV in Oberhausen, hat den Versuch unternommen, den Preis für die Schnelltestung in Oberhausen zu vereinheitlichen. Er geht davon aus, dass in den meisten Praxen nun 40 Euro für einen Test verlangt werden. Die Kosten für einen PCR-Test liegen in der Regel bei um die 100 Euro für Selbstzahler, die keine Symptome haben.
Welche Arztpraxen die rund 40 Euro teuren Schnelltests in Oberhausen anbieten, wird nicht erhoben. Die KV Nordrhein empfiehlt, zunächst beim Haus- oder Facharzt nachzufragen, ob die Möglichkeit zu einem schnellen Abstrich besteht. Becker geht aber davon aus, dass mindestens alle der rund 50 Praxen , die in Oberhausen freiwillig PCR-Tests durchführen, auch Schnelltests anbieten – und so jeder Oberhausener, der vor Weihnachten einen Schnelltest haben möchte, diesen auch bekommen kann. „Natürlich kann es da sinnvoll sein, sich jetzt schon mal einen Termin geben zu lassen.“ Schließlich seien viele Praxen um die Weihnachtszeit herum nur halb besetzt.
>>>Sie wollen keine Nachrichten aus Oberhausen verpassen? Dann können Sie hier unseren abendlichen Newsletter abonnieren: So abonnieren Sie den kostenlosen Oberhausen-Newsletter. <<<
Derzeit führt Stephan Becker nicht mehr als einen Schnelltest pro Tag in seiner Revierparkpraxis an der Bottroper Straße durch. „Den meisten meiner Patienten lege ich nahe, lieber direkt einen PCR-Test zu machen.“ Zwar gibt es auch beim PCR-Test immer wieder Fälle, bei denen eine vorhandene Corona-Infektion im frühen Verlauf noch nicht nachgewiesen werden kann . Im Vergleich zum PCR-Test, der erst im Labor ausgewertet werden muss, sei ein Schnelltest bei einem frühen Verlauf aber noch weniger zuverlässig . „Man benötigt eine höhere Viruslast im Rachen, um eine Infektion nachzuweisen“, erläutert Becker. Besteht die Möglichkeit, einige Tage auf das Testergebnis zu warten, sei deshalb der PCR-Test zu bevorzugen.
Schnelltest: Unter 100.000 Tests etwa 700 Falsch-Positive
Auch bei der KV Nordrhein lobt man den PCR-Test als „Goldstandard“. Nach einem positiven Befund durch ein Schnelltest-Ergebnis müsse deshalb unbedingt ein Labor-Test zur Absicherung folgen, betonte Sprecher Christopher Schneider.
Seit 8. November sind die Schnelltests in NRW Pflicht in allen Altenheimen und Pflegeeinrichtungen . In Oberhausen kommt nach Angaben von Stephan Becker bislang überwiegend ein Schnelltest der Firma Healgen zum Einsatz. Der Mediziner macht darauf aufmerksam, dass bei 100.000 Schnelltests jener Marke etwa drei positive Infektionen unerkannt blieben, während man bei 700 Getesteten ein falsches positives Ergebnis erhalte. „Deswegen sollte die PCR-Testung auch nachgeschoben werden.“
In den USA gibt es bereits Corona-Schnelltests für zu Hause
Froh ist man bei der KV bislang darüber, dass hierzulande nicht - wie etwa bereits in den USA - Corona-Heimtests zugelassen sind, die komplett von zu Hause aus durchgeführt werden können. In Deutschland hat ausschließlich speziell geschultes Fachpersonal Zugang zu den Schnelltests . Denn so einfach wie ein Schwangerschaftstest sind die Tests nicht: „Man muss durch die Nase in den Rachenraum gelangen, einen Abstrich an der Nasenschleimhaut reicht nicht“, erläutert Becker. Dass so ein unangenehmer Vorgang von jedem Laien korrekt durchgeführt werden könne, bezweifelt er.
Zudem zweifelt Becker daran, dass sich jeder auch beim Gesundheitsamt melden würde, der bei einem Heim-Test ein positives Ergebnis erhalte. „Es handelt sich bei Corona um eine meldepflichtige Erkrankung. Dass dieser Meldepflicht jeder nachkommt, sei dann mal dahingestellt.“ Der angeordneten Pflicht-Quarantäne könne man so entgehen. „Und das Gesundheitsamt hätte nur noch selektive Informationen über das Infektionsgeschehen.“
Apothekerverband: „Wir müssen breitflächiger Testen“
Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein, ist dennoch der Ansicht, dass man das Testen „auf breitere Füße“ stellen sollte. Wenn man vor dem Besuch des Großvaters im Altenheim einen verpflichtenden Schnelltest machen muss, müsse dies prinzipiell auch vor dem Weihnachtsbesuch im Eigenheim der Großmutter einfacher möglich sein. Apotheken – die in diesem Jahr auch erstmals Grippe-Impfungen als Pilotprojekt übernommen haben – seien „eine prädestinierte Anlaufstelle dafür, solche Tests rund um die Uhr durchzuführen“, sagte Preis. In der Schweiz werde beispielsweise bereits bewiesen, dass sich dies gut umsetzen ließe.