Oberhausen. Die Kritik von Stig-Chef Schlagböhmer an Verdi hat einen heftigen Schlagabtausch mit der Gewerkschaft ausgelöst, die auf dessen Worte reagiert.

Nach der scharfen Kritik von Stig-Chef Robbie Schlagböhmer an Verdi schlägt die Dienstleistungsgewerkschaft zurück und sagt: „Herr Schlagböhmer irrt!“

Robbie Schlagböhmer, Vorsitzender der Sterkrader Interessengemeinschaft (Stig), hatte im Interview mit unserer Redaktion die jüngste Normenkontrollklage von Verdi gegen die fünf möglichen verkaufsoffenen Sonntage rund um Weihnachten scharf kritisiert. Diese Klage hat dazu geführt, dass das Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster diese verkaufsoffenen Sonntage nun per Eilentscheidung für „aller Voraussicht nach rechtswidrig“ erklärt hat – auch deshalb, weil der aus Sicht der Richter zu erwartende Kundenansturm neue Corona-Infektionsrisiken berge.

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Diesen Punkt hebt nun auch die Gewerkschaft Verdi, Bezirk Ruhr-West, Standort Oberhausen, in ihrer Reaktion auf die Schlagböhmer-Kritik hervor. „Das Gericht hat deutlich gemacht, dass verkaufsoffene Sonntage nicht dem Infektionsschutz dienen“, unterstreicht Kay Lipka, Gewerkschaftssekretär bei Verdi Ruhr-West und zuständig für den Einzelhandel in Essen, Mülheim und Oberhausen.

„Viele haben große Angst“

Lipka erklärt: „Herr Schlagböhmer irrt, wenn er behauptet, wir handeln nicht im Sinne unserer Mitglieder oder wir vernichten durch die Klage Arbeitsplätze im Einzelhandel. Angesichts der hohen Infektionszahlen haben viele Beschäftigte große Angst vor einer Ansteckung. Die Beschäftigten im Einzelhandel können nicht 24 Stunden sieben Tage in der Woche im Laden stehen.“

Durch die Coronaschutzverordnung der Landesregierung, die die fünf Sonntagsöffnungen beinhaltet hatte, sei das übliche Verfahren, bei dem auch die Gewerkschaften stets angehört würden, umgangen worden. So sei Verdi nur noch der Weg direkt über die Gerichte geblieben, um die Ausweitung der Ladenöffnungszeiten auf die Sonntage auf ihre Richtigkeit hin prüfen zu lassen. „Dieser Aufgabe kommen wir verantwortungsbewusst und sehr wohl im Sinne unserer Mitglieder nach“, sagt Kay Lipka. „Ich frage Herrn Schlagböhmer, ob er allen Ernstes von uns verlangt, den nun gerichtlich bestätigten Rechtsbruch zu ignorieren oder stillschweigend in Kauf zu nehmen?“

Jahrelanger Kampf

Verdi hatte in den vergangenen Jahren bereits zahlreiche verkaufsoffene Sonntage mit Klagen verhindert. Auch in Oberhausen hatte dieses Vorgehen immer wieder für heftige Debatten gesorgt. Allerdings fand Verdi auch Verbündete, zum Beispiel die christlichen Kirchen, die durch die Flut von verkaufsoffenen Sonntagen die Sonntagsruhe gefährdet sehen und sich entsprechend äußerten.