Oberhausen. Der erste Schritt zur Umsetzung der Wasserstoff-Strategie ist getan. Die WBO beantragen Fördermittel für einen damit angetriebenen Müllwagen.

Wasserstoff gilt als Energieträger der Zukunft, also die Stromerzeugung mittels Brennstoffzelle. Oberhausen will bei seiner Erzeugung und Nutzung mit vorangehen. So sieht es die Kommunale Wasserstoffstrategie vor. Das vom Aufwand her einfachste Projekt dabei ist ein mit Wasserstoff betriebenes Müllfahrzeug bei den Wirtschaftsbetrieben Oberhausen (WBO). Nach Auskunft von WBO-Pressesprecher Jan Küppers ist der Antrag auf Förderung seiner Anschaffung Mitte Oktober gestellt worden.

Anschaffungskosten: mindestens 750.000 Euro

Bis zu 90 Prozent der Anschaffungskosten könnten aus den von der Bundesregierung zur Verfügung gestellten Fördermitteln im Rahmen der Nationalen Wasserstoffstrategie übernommen werden. Für die WBO steht und fällt das Projekt mit einem entsprechend hohen Zuschuss. Denn das Fahrzeug kostet etwa dreimal so viel wie ein Müllwagen mit Dieselmotor: mindestens 750.000 Euro, womöglich deutlich mehr.

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Unter den ersten Städten, die solche Müllfahrzeuge einsetzen, wird Oberhausen aber nicht sein. Die Serienherstellung ist bereits angelaufen. „Die Fahrzeuge aus der Produktion von 2020 sind bereits vorbestellt. Gleiches gilt für die gesamte Produktion für 2021“, berichtet Küppers. Einziger Hersteller ist die Firma Faun in Osterholz-Scharmbeck bei Bremen. Ihre Kapazität beträgt rund 100 Fahrzeuge pro Jahr. Aus diesem Grund könne es mindestens ein bis zwei Jahre dauern, bis tatsächlich ein Wasserstoff-Lkw auf Oberhausens Straßen unterwegs ist, gibt Küppers zu bedenken.

90-Prozent-Förderung für WBO unverzichtbar

Zumal die 90-prozentige Förderung, die für die WBO unabdingbar ist, nicht sicher ist. Sie wird nur für die Anschaffung von Fahrzeugen gewährt, die für hoheitliche Aufgaben eingesetzt werden. Die Müllsammlung ist zwar eine solche Aufgabe. Die WBO sind aber fast zur Hälfte (49 Prozent) in Privateigentum. Das private Entsorgungsunternehmen Remondis hält diesen Geschäftsanteil.

Technisch funktioniert ein solcher Lkw in der Weise, dass ein Elektromotor den Antrieb übernimmt. Er wird aus einer mittelgroßen Batterie (78 Kilowattstunden) gespeist, die das Fahrzeug mitführt. Damit hat der Laster nur eine geringe Reichweite. Deshalb wird die Batterie mit Strom nachgeladen, den die Brennstoffzelle erzeugt. Sie ist ebenfalls an Bord.

Wasserstoff und Sauerstoff erzeugen Strom

In der Brennstoffzelle werden Wasserstoff aus Tanks und Sauerstoff aus der Luft zu einer chemischen Reaktion miteinander gebracht. Und dabei entsteht Strom. Den Wasserstoff wiederum führt der Lkw ebenfalls in großen Tanks mit. Er steht dort unter dem hohen Druck von 700 bar. Die WBO werten zur Zeit die betrieblichen Daten ihrer Dieselfahrzeuge aus, um bestimmen zu können, welchen Tankvorrat für Wasserstoff sie für ihr Wunschfahrzeug benötigen.

Zur Kommunalen Wasserstoffstrategie gehört eigentlich, dass der Lkw auch in Oberhausen hergestellten Wasserstoff tanken kann. Zu diesem Zweck plant die Gemeinschafts-Müllverbrennungs-Anlage (GMVA) an der Buschhausener Straße in Lirich den Bau einer Wasserstoff-Produktionsanlage. Auch dafür ist Ende Oktober der entsprechende Förderantrag gestellt worden.

GMVA noch in der Findungsphase

Allerdings ist auch dieses Projekt damit noch nicht „in trockenen Tüchern“. „Wir sind noch in der Findungsphase“, betont GMVA-Geschäftsführerin Michaela Schröder auf Nachfrage. So sei man auf der Suche nach weiteren Partnern dafür. „Die Realisierung ist für 2022 angestrebt, aber noch nicht sicher“, sagt sie. Wenn nicht, müssten die WBO auf ihrem Betriebsgelände Wasserstoff lagern.

Probleme mit alternativen Energieträgern

Wasserstoff wird deswegen als neue Energiequelle bevorzugt, weil bei seinem Einsatz theoretisch kein klimaschädliches CO2 mehr in die Atmosphäre gelangt. Allerdings nur, sofern der Strom, der zunächst benötigt wird, klimafreundlich gewonnen wird, also aus Wind- oder Sonnenenergie. Das ist in Deutschland heute nur zu rund 42 Prozent der Fall. Es ist aber viel Strom nötig, um Wasserstoff aus der Spaltung von Wasser in Wasser- und Sauerstoff zu gewinnen.

Gegenüber dem reinen Elektroantrieb hat die Brennstoffzelle den Vorteil, dass nur eine relativ kleine Batterie benötigt wird. Einige der in Batterien eingesetzten Edelmetalle werden heute alle im Ausland und teils unter menschenunwürdigen Bedingungen gewonnen. Sie sind knapp und daher teuer. Auch die Entsorgung von Altbatterien bereitet große Probleme. Reine Elektro-Lkw müssten bis zu sieben Tonnen schwere Batterien mitführen, um eine mit einem Diesel-Lkw vergleichbare Reichweite zu erzielen. Das würde ihre Nutzlast deutlich verringern.