Oberhausen. Die Corona-Krise hat Hilfseinsätze des Friedensdorfes Oberhausen unterbrochen. Flugzeuge durften in Angola nicht landen. Endlich geht es weiter.
Sie sind weit entfernt von der Heimat. Und neben der unausweichlichen Ungewissheit gibt es am Flughafen Düsseldorf auch ein wenig Wiedersehensfreude. 14 Kinder aus dem krisengeschüttelten Angola im Süden von Afrika sind hier eingetroffen, damit sie im Friedensdorf Oberhausen und durch helfende Mediziner versorgt werden können.
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Ein Kleinbus bringt die Kinder in die Hilfseinrichtung an der Stadtgrenze von Oberhausen und Dinslaken. Beim Eintreffen im Friedensdorf sind sie noch in Decken gehüllt. Denn in Angola herrschen beim Abflug Temperaturen um die 30 Grad.
Es ist deshalb ein Wiedersehen, weil alle Kinder bereits zur medizinischen Versorgung in Deutschland waren und danach in ihre Heimat zurückgekehrt sind.
Friedensdorf: Corona ist eine Katastrophe für humanitäre Hilfe
„Viele Kinder kennen die Pfleger noch von ihrem vorherigen Aufenthalt“, sagt Friedensdorf-Sprecherin Claudia Peppmüller. Eine weitere Versorgung in Oberhausen ist dringend notwendig. Teilweise muss Metall aus verletzten Beinen entfernt werden, das zur Korrektur von den Medizinern eingesetzt worden war.
Die Corona-Pandemie hat die Hilfseinsätze des Friedensdorfs ausgebremst. Lange blieben die Flüge nach Angola auf der Strecke. Die Flugzeuge durften nicht landen. Es fehlten in Afrika nötige Überflugsrechte. Eine komplizierte Situation für Kinder und Helfer gleichermaßen.
„Die 14 Kinder, denen wir nun mit einer Weiterversorgung helfen können, sind ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung“, sagt Friedensdorf-Leiter Kevin Dahlbruch, der die Hilfsaktion selbst begleitete. „Dennoch stellt die Corona-Krise und ihre weitreichenden Auswirkungen jetzt schon eine der größten Katastrophen für die humanitäre Hilfe dar.“
Friedensdorf: 39 Kinder kehren in angolanische Heimat zurück
Nicht nur 14 Kinder aus Angola reisten mit dem Charterflug über Düsseldorf nach Oberhausen weiter. 39 Kinder, die zuvor in Deutschland behandelt wurden, kehrten im Gegenzug zu ihren Familien nach Angola zurück. Damit endeten Monate der Ungewissheit durch die Corona-Pandemie. Die Abreise verzögerte sich immer wieder.
Friedensdorf ruft zur Paketaktion für Tadschikistan aufVielen Kindern konnte zuvor bei komplizierten Knochenentzündungen geholfen werden. „Die Entzündungen können zu einer Blutvergiftung führen, wenn sie nicht behandelt werden“, erklärt das Friedensdorf die dringenden Behandlungen.
Auch dem erst neun Jahre alten Mädchen Tupi konnte in Oberhausen geholfen werden. Nach einer schweren Verbrennung stellten sich Narbenkontrakturen ein. Die Beweglichkeit des Mädchens war dadurch stark eingeschränkt. Alltägliche Dinge wie zu malen und zu basteln fielen ihr noch vor der Behandlung schwer – nun sei dies wieder möglich.
Friedensdorf: Seit Beginn der Pandemie warten Kinder auf Hilfe
Spenden unterstützten Charterflug
Der Charterflug nach Angola ist mit hohen Kosten verbunden. Eine Benefizaktion des Bayrischen Rundfunks („Sternstunden“) finanzierte die wichtige Hilfsaktion der Oberhausener Hilfseinrichtung.
Zusätzliche Hilfe erhielt das Friedensdorf von den Oberhausener Verkehrbetreiben Stoag und dem Düsseldorfer Flughafen. Mit dem Flug nach Angola konnten zusätzlich wichtige Hilfsgüter in das im Süden von Afrika gelegene Land transportiert werden.
Dahlbruch: „Einerseits freuen wir uns natürlich mit den Mädchen und Jungen, die endlich wieder ihre Familien in die Arme schließen können. Andererseits warten seit Beginn der Pandemie unfassbar viele Kinder in Kriegs- und Krisengebieten wie Afghanistan und Angola mit schweren Verletzungen und Krankheiten, denen wir keinen Behandlungsplatz in deutschen Kliniken versichern können.“
Zu Corona-Zeiten besonders wichtig: Das Team des Friedensdorfs bedankte sich ausdrücklich bei der Virologie-Abteilung des Uniklinikums Essen, die den Kindern und den Friedensdorf-Helfern die wichtigen Covid-19-Tests ermöglichte.