Oberhausen. NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer hat die Talentschule am Hans-Sachs-Berufskolleg besucht und war von deren ersten Gehversuchen begeistert.
In diesem Schuljahr ist die Talentschule am Hans-Sachs-Berufskolleg an den Start gegangen: Vieles ist noch im Aufbau bei dem auf sechs Jahre angelegten Schulversuch. Aber Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP), die jetzt vor Ort nachschaute, wie es läuft, war bereits nach den ersten zwölf Wochen voll des Lobes: „Es ist großartig, wie hier auf die Schüler eingegangen wird und wie sie individuell gefördert werden.“ Das sei herausragend in der NRW-Schullandschaft und für andere Schulen ein Vorbild.
So ist der Schulversuch Talentschule ja auch gedacht: Dass die 60 ausgewählten Schulen im Land Konzepte entwickeln und erproben, die anderen zur Nachahmung und Orientierung dienen können. „Wir wollen die Erkenntnisse in die Breite tragen“, sagte Yvonne Gebauer, dabei habe das Hans Sachs schon nach so kurzer Zeit Maßstäbe gesetzt. Die Oberhausener Berufsschule war nicht die erste Talentschule im Land, die die Schulministerin besucht hat, aber das erste Kolleg, das an dem Projekt teilnimmt. Der Schulversuch ist im Schuljahr 2019/20 in einer ersten Runde mit 35 Schulen gestartet, in diesem Schuljahr kamen 25 weitere dazu, darunter das Hans Sachs und die Fasia-Jansen-Gesamtschule in Oberhausen.
Sie wollen keine Nachrichten aus Oberhausen verpassen? Dann können Sie hier unseren abendlichen Newsletter abonnieren: So abonnieren Sie den kostenlosen Oberhausen-Newsletter.
Herkunft bestimmt Bildungserfolg
„Herkunft und Bildungserfolg zu entkoppeln“, das sei Sinn und Zweck des Schulversuchs, erklärte die NRW-Schulministerin das Projekt ihres Hauses. Wobei ein Mehr an Ressourcen nicht gleich mehr Erfolg bedeute, es gehe auch darum, „neue innovative Wege zur individuellen Förderung zu entwickeln“. Allerdings können sich die Talentschulen tatsächlich über mehr Geld für Fortbildungen und vor allem mehr Personal freuen, vier zusätzliche Stellen sind es am Hans Sachs. Das sei ganz besonders klasse, kommentierte Schulleiter Marc Bücker, der sich mit seinem Kollegium um eine Teilnahme am Versuch beworben hatte. „Wir haben erst Ressourcen bekommen und dann die Arbeit, sonst ist es immer umgekehrt.“ Was denn doch die Bedeutung von zusätzlichem Personal unterstreicht und zumindest Fragen hinsichtlich der Übertragbarkeit der Ideen auf andere Schulen aufwirft.
Die 38-jährige Katharina Kemper leitet die Talentschule am Hans Sachs, mit ihr haben angefangen: Kevin Pabst (Sprachförderung), Alexander Friese (Technische Leitung) und Sandra Krause (Sozialarbeit). Sie ergänzen das übrige Lehrerteam, das sich um die rund 200 Schüler der Abteilung Talentschule kümmert, die aus den Bildungsgängen Berufsfachschule (Ziel: mittlere Reife oder Hauptschulabschluss) und den Ausbildungsvorbereitungsklassen kommen.
Sprach- und Matheförderung an der Werkbank
Yvonne Gebauer konnte sich bei einem Rundgang davon überzeugen, wie das Talentschul-Konzept an dem Oberhausener Kolleg funktioniert, das ausdrücklich Theorie, Sprach- und Matheförderung mit dem Arbeiten in der Werkstatt verbindet. An einem Tisch berechnet eine Runde für einen fiktiven Firmenchef, ob sich die Umrüstung der Beleuchtung auf LED im Unternehmen lohnt, an einem anderen Tisch arbeitet Michell (16) über sein Smartphone mit einer digitalen Lernkartei: Er muss Werkzeuge benennen und die Worte eintragen. Wieder eine Station weiter arbeitet ein Schüler an einem Tätigkeitsbericht: Er muss beschreiben, was er an der Werkbank getan hat. Die Verknüpfung von praktischem Tun, Sprache und Mathe zusammen mit der intensiven Betreuung sorgen dafür, dass die Schüler bei der Stange bleiben, sagt Lehrer Olaf Gernandt.
Die nächsten sechs Jahre haben sie am Hans Sachs Zeit, das Konzept weiterzuentwickeln: Es gibt Pläne für einen großen Talent-Werkstatt-Raum mit verschiedenen Modulen (3-D-Druck, CNC-Fräsen, Steuerungstechnik, Maschinenbau 4.0). Für die Ausstattung wird Geld benötigt, was Sache des Schulträgers wäre, der so den Schulversuch unterstützen soll. „Es ist richtig und wichtig, dass wir das tun, und wir machen das gerne“, sagte Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU).