Oberhausen. The show must go on? Der Circus Paul Busch gastiert derzeit in Oberhausen. Lange hält man die Corona-Maßnahmen hier nicht mehr durch.

Ein zweiter Lockdown ist für die Artistenfamilie des Circus Paul Busch, der zurzeit am Brammenring am Centro in Oberhausen sein Zelt aufgeschlagen hat, keine Frage von Essen gehen, Sport treiben oder reisen. Für die Circusleute geht’s ums nackte Überleben. „Es droht eine Katastrophe“, sagt der Geschäftsführer des Unternehmens, Henry Frank.

Am vergangenen Freitag (23.10.) hat Circus Busch in Oberhausen sein Gastspiel mit den coronabedingten Sicherheitsmaßnahmen begonnen, am Sonntagabend (1. November) ist die letzte Vorstellung geplant. „Was danach kommt, ist momentan nicht absehbar“, sagt Frank.

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Nach aktueller Beschlussvorlage des Bundes sind auch Theater, Opern und Konzerthäuser von dem „Lockdown light“ betroffen. Sollte das Schlimmste eintreten und der Circus in NRW nicht mehr spielen dürfen, kann er auch nicht weiterziehen zum nächsten Spielort. Einen Plan B gibt es nicht, Frank ist verzweifelt. „Schon die letzten Tage lang war Alarmstufe Rot. Die Menschen hatten Angst, es sind viel zu wenig Zuschauer gekommen“, sagt er.

Aktuell darf nur ein Fünftel der Gäste den Circus besuchen

Dabei ist es nur erlaubt, 250 von den insgesamt 1200 Plätzen, die der Circus den Zuschauern bieten kann, zu besetzen. Und das ist eine Anzahl, mit denen der Circus ohnehin nur knapp überleben kann. Wenn dann aber nur 30 Menschen kommen, schwindet auch der Mut bei den Beteiligten. Ihr Motto, „the show must go on“, gerät ins Wanken.

“Wir müssen arbeiten, weil Mensch und Tier leben müssen”, sagt Frank. Genau deshalb habe man bisher auch alle Auflagen in Kauf genommen und immer gute Mine zu eigentlich bösem Spiel gemacht. Vor schlecht gefüllten Zuschauerrängen mache Circuskunst natürlich weniger Spaß, nicht nur den Artisten, dem Publikum auch. „Die Lacher springen nicht so schnell über.“

Hohe Schule bis Todesrad

Unabhängig davon, wie die neuen Regeln lauten – die letzten Vorstellungen wird Circus Busch auf jeden Fall noch geben: am Donnerstag (29. Oktober) um 16 Uhr sowie am Freitag und Samstag um 16 und 19.30 Uhr und am Sonntag um 11 und 15 Uhr.

Das Programm bietet fl iegende Hunde und eine Balanceakrobatik, Jordano und Santiago drehen das Todesrad, es gibt waghalsige Akrobatik unter der Zirkuskuppel sowie auf dem Trampolin, Pferdedressuren und die Hohe Schule. Eintrittskarten gibt’s an der Kasse. Die Zuschauer müssen ihre Kontaktdaten angeben.

Frank ist bewusst, dass Corona quasi die gesamte Veranstaltungsbranche ausschaltet - aber den Circus treffe es besonders hart. „Dabei werden wir nicht einmal erwähnt“, klagt er. „Nicht einer hat das Wort Circus bisher in den Mund genommen.“ Dabei gibt es in Deutschland 300 Circusse und 5000 Schaustellerfamilien. Wir bieten kulturelle Belustigung fürs Volk, das wird einfach nicht anerkannt.“

Auch die Clowns tragen Maske

Dass es seit Beendigung des ersten Lockdowns im Frühjahr keine einheitlichen Vorgaben der Bundesländer gab, hat Circus Paul Busch nicht geschadet. Darauf, dass die Gesundheitsämter jeder Stadt, in denen der Circus gastiert, das Hygienekonzept kontrollieren, ist man mittlerweile eingestellt. Vieles ähnelt sich: Abstand halten, Laufwege einzeichnen, Plätze zwischen und um die Zuschauer herum frei lassen, Mundschutz tragen bis zum Platz. Auch die Clowns tragen Maske, wenn sie sich den Zuschauern nähren oder sie auffordern, in die Manege zu kommen.

Die ist übrigens mit einem Durchmesser von 13 Metern nicht gerade klein und lässt eine Pferdedressur zu, die bei Paul Busch, der in seinem Programm Tradition und Moderne vereint, nicht fehlen darf. Es gibt auch eine Tierschau, bei der sich die Zuschauer im Freien bewegen.

„Wir Circusleute geben so schnell nicht auf“

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Anders als in Theatern ist es den Artisten erlaubt, sich bei ihren Kunststücken gegenseitig zu berühren. „Sie sind praktisch eine große Familie“, erklärt Klaus Kaulis, Pressesprecher des Unternehmens. „Wir haben in diesem Jahr keine fremden Artisten engagiert. Der Circus ist momentan in Familienhand. Alle, die mitmachen, haben darauf verzichtet, andere Engagements anzunehmen. Alle halten zusammen. So kommt es auch, dass wir eine qualitativ hochwertige Schau zeigen können.“

Bisher habe das auch leidlich funktioniert. „Die Leute wollten Abwechslung. Die Bereitschaft, sich an die Regeln zu halten, war groß“, so Kaulis. Alle wollten gemeinsam das Beste aus der Situation machen und so sind wir über die Runden gekommen. Und wir Circusleute geben so schnell nicht auf.“ Doch einen zweiten Lockdown könne man nicht aushalten.