Oberhausen. Trauriger Abschied am Sterkrader Bahnhof. Die Kult-Kneipe Yesterday in Oberhausen ist bald Geschichte. Gäste können das Inventar kaufen.
Als im späten Frühjahr nach einem langen Corona-Lockdown langsam die Kneipen und Restaurants öffnen durften, schöpften manche Wirte wieder etwas Hoffnung. Just in diesen Tagen erhielt Thomas Uphoff, der Betreiber der legendären Kneipe Yesterday in Oberhausen-Sterkrade aber Besuch, der etwas Unheilsames zu verkünden hatte. Der Vermieter des Gebäudes machte klar: Die Kult-Kneipe neben dem Sterkrader Bahnhof muss endgültig schließen. Am Samstag, 31. Oktober, wird das letzte Bier gezapft.
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Dieser Tag rückt nun immer näher. „Traurig“, fühle sich das natürlich an, sagt Thomas Uphoff. Dass sich an dem Entschluss, wie in einem wundersamen Märchen, auf den letzten Metern noch etwas ändern könnte, damit rechnet der rührige Wirt nicht. Er sagt klar und deutlich: „Gedanklich habe ich einen Schlussstrich gezogen.“
Yesterday in Sterkrade: Vorbestimmter Abschied kommt für Gäste zu früh
Der jetzt doch recht plötzliche Abschied kam für viele überraschend. Dass die Tage des belebten Lokals gezählt sind, war dagegen schon länger klar. Die Bahn baut die lange vorbereitet und kontrovers diskutierte Betuwe-Linie. Das Haus, über drei Jahrzehnte das zweite Wohnzimmer für Stammgäste und Gelegenheitsbesucher, muss dafür weg Die Bahn hat das Gelände gekauft.
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Man munkelt jedoch, dass es trotzdem noch lange dauern kann, bis auf der Baustelle auch tatsächlich der Abrissbagger werkelt. „Der Abschied vom Yesterday kommt zu früh. Warum muss der Betrieb nicht erst enden, wenn es wirklich nötig ist?“, hatten Gäste immer wieder moniert. Und auch in der Politik wuchs das Unbehagen, dass eine länger leerstehende Bauruine den Sterkrader Bahnhof verschandeln könnte.
Mietvertrag des Yesterday wurde nur jährlich verlängert
Die Mietverträge wurden für Thomas Uphoff zuletzt nur noch von Jahr zu Jahr verlängert. Und trotzdem trifft das endgültige Aus die kulturelle und gesellige Szene in Sterkrade plötzlich ins Mark. „Zum Glück haben wir nicht, wie zunächst geplant, unsere Toiletten erneuert“, sagt Thomas Uphoff. In der Kneipe hatte er noch neue Farbe aufgetragen und ins Ambiente investiert. Das ist noch gar nicht so lange her. Nun soll bald alles vorbei sein.
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Fünf Jahre ist Uphoff hier Chef hinter der Theke. Schon vorher unter dem damaligen Besitzer Werner Klinkhammer gehörte er als Servicekraft zum Yesterday dazu. Eine seiner Haus-Mieterinnen lud ihn irgendwann zu den Anfangstagen ein, in der Kneipe doch mal ein Bier zu trinken. „Und ich bin dabei geblieben.“
Thomas Uphoff baute später den Biergarten um und lieferte besonderen Musikbands aus verschiedenen Genres die Gelegenheit für einen Bühnenauftritt. Die Kneipe selbst stand sowieso schon immer Kopf. Das liegt nicht nur an den kunstvoll dekorierten Stühlen, die sie hier als Schmuck unter der Decke montiert haben.
Lange Nächte, viel Musik und Stühle an der Decke
Und so wirkte das Yesterday wie das kaum zu bändigende Gegenstück zur schablonenhaften Systemgastronomie. Collagen aus Schallplatten an den Wänden. Alltagskunst und Erinnerungsfotos. Und Menschen, die bis tief in die Nacht am Tresen saßen und über Gott und die Welt plauderten. „Manchmal ging schon wieder die Sonne auf.“ Die Erinnerungen an schöne Abende vor der Corona-Zeit bleiben erhalten.
Ein Stückchen Yesterday können sich Besucher immerhin mit nach Hause holen. Die gesamte Inneneinrichtung und Dekoration wird nämlich verkauft. „Viele Einzelstücke sind schon reserviert“, sagt Thomas Uphoff. „Aber wer Interesse hat, für den dürfte noch etwas da sein.“
So öffnet das Yesterday an den letzten Tagen
Das Yesterday hat am Mittwoch und Donnerstag zwischen 19 und 23 Uhr geöffnet. Freitags und samstags öffnen die Betreiber das Lokal etwas früher. Am Freitag von 18 bis 23 Uhr. Und an den Samstagen zwischen 16 und 23 Uhr. Die letzte Schicht ist Samstag, 31. Oktober.
Zur Pandemie-Zeit passt natürlich nur ein begrenzter Teil der Besucher ins Lokal. „Wenn alle vorgegebenen Plätze belegt sind, können wir leider nichts machen.“ Wenn es mild bleibt, soll eventuell der Biergarten öffnen. Das Yesterday befindet sich in Oberhausen-Sterkrade hinter der Rampe. Das beliebte Lokal ist aus Richtung Innenstadt durch die Fußgängerunterführung am Sterkrader Bahnhof erreichbar.
Zumindest den Abschied wollten sie ausführlich begleiten – feiern, das wäre wohl die falsche Wortwahl. Viele Bands aus den vergangenen Jahren sollten noch einmal spielen. Aber die Corona-Pandemie verhindert dies. Und die neue Sperrstunde, die Vorgabe, dass um 23 Uhr das Lokal schließen muss, tut ihr übriges.
Bei aller Traurigkeit, dass die Kneipe bald Geschichte ist, sieht Thomas Uphoff dies in Tradition alter legendärer Oberhausener Läden. „So ist das nun mal. Auch das Old Daddy gibt es in Sterkrade ja heute nicht mehr“, sagt er. Das Yesterday einfach an einer anderen Stelle wieder zu öffnen, kommt für ihn nicht in Frage.