Oberhausen. Kiosk 39 liegt an der Grenzstraße 39. Derzeit sagt man wohl besser: direkt hinterm Baustellenzaun! Ein Besuch auf der Großbaustelle Grenzstraße.
Mit der Grenzstraße ist eine der wichtigsten Stadt-Achsen von Oberhausen seit Ende September gesperrt. Lange rot-weiße Baustellenzäune trennen nun die Fahrbahn vom Bürgersteig. Abschnittsweise arbeitet sich die Großbaustelle von Ost nach West voran. Auf größeren Streckenteilen zwischen der Lothringer Straße und der Bahnbrücke ist der alte Asphalt derzeit abgefräst, teils wird hier auch das alte Kopfsteinpflaster herausgebaggert. Die Grenzstraße erhält eine neue Fahrbahndecke; diese Großbaustelle hat die sonst so vielbefahrene Hauptstraße in diesen Herbsttagen eisern im Griff.
Und das sorgt bei Anwohnern und Geschäftsleuten für manchen Frust. Bei Jennifer Preuß zum Beispiel. Sie leitet den Kiosk 39 an der Grenzstraße 39, der Nourdeen El-Groudi gehört und unmittelbar an der Einmündung Bogenstraße liegt. „Vorigen Freitag wurden plötzlich die Parkverbotsschilder auch in den Seitenstraßen aufgestellt, seit Montag ist hier jetzt überall Baustelle“, sagt die Kiosk-Leiterin. „So etwas habe ich in meinen viereinhalb Jahren hier noch nicht erlebt! Die haben uns richtig eingebunkert! Unsere Kundinnen und Kunden kommen kaum noch durch!“
Halteverbote auch in den Nebenstraßen
Im jeweiligen Bauabschnitt der Grenzstraße gilt teils auch in den engen Nebenstraßen ein absolutes Halteverbot.
Das ist aus Sicht der Baustellenmanager nötig, damit Bagger und große Laster überhaupt zur Baustelle gelangen können.
Die kompletten Arbeiten sollen rund sieben Wochen dauern.
Mit Blick auf die letzten Tage spricht Jennifer Preuß von einem dramatisch hohen Umsatzrückgang um 80 Prozent. Umso erfreuter ist sie, dass die Bauarbeiter auf ihre Bitte hin einen kleinen Durchgang im schier endlosen, beidseitigen Baustellenzaun geschaffen haben, damit die Passanten an dieser Stelle die Straßenseite wechseln und den Kiosk erreichen können.
Kundenstrom tröpfelt
Ein paar wenige Kundinnen und Kunden betreten während unseres Gesprächs das Geschäft, versorgen sich mit einem kleinen Imbiss oder einer frischen Zeitung. Doch der Kundenstrom tröpfelt an diesem Vormittag tatsächlich äußerst spärlich. „Die meisten Leute bleiben jetzt wegen der Baustelle komplett weg“, sagt die Kiosk-Leiterin, die sich auch darüber ärgert, dass sie noch nicht einmal einen Zettel der Stadtverwaltung im Briefkasten vorgefunden habe, um auf diese Weise über die wochenlange Baustelle mit größerem zeitlichen Vorlauf informiert zu werden.
Kiosk 39 fungiert auch als Paketshop. „Die Fahrer kommen kaum noch durch“, sagt Jennifer Preuß. Ähnlich gehe es dem Pizza-Lieferdienst schräg gegenüber. Dort habe man Essens-Bestellungen bereits nicht mehr annehmen können, weil die Baustelle eine schnelle Auslieferung verhindere.
Ein kleines Stück weiter Richtung Lothringer Straße treffen wir einen Anwohner, der die Baustelle eher gelassen nimmt. Das gibt’s also auch. „So ruhig war es hier noch nie“, sagt der Mann mit Blick auf den komplett fehlenden Autoverkehr. Gerade abends genieße er jetzt diese Zeit, denn dass der Autoverkehr auf der sonst so quirligen Grenzstraße gleich über mehrere Wochen weitgehend ruhe – das habe er wirklich noch nicht erlebt.
Der Mann kann sich mit Blick auf den künftigen Lärmpegel in seinem Wohnumfeld freuen, denn die Grenzstraße wird in diesem Herbst auf ganzer Länge von der Mülheimer Straße bis zur Alstadener Straße mit einem neuen Asphaltbelag versehen. Das Ziel: ein besserer Lärmschutz. Verbaut wird lärmoptimierter Splittmastixasphalt, der besonders für Verkehrsflächen mit hoher Beanspruchung geeignet ist. Und das ist ja nun an der Grenzstraße eindeutig der Fall. Und wenn dieser Spezialasphalt endlich liegt, hat auch die Kundschaft von Jennifer Preuß wieder freie Bahn zum Kiosk 39.