Oberhausen. Nach Osterfeld kommt Alstaden an die Reihe: In einem ausgewählten Gebiet gibt es bald Zuschüsse, um den Energieverbrauch beim Heizen zu senken.
Wer die Erwärmung der Erde mit ihren katastrophalen Folgen aufhalten will, muss den Verbrauch an Energie stark senken, die durch Verbrennung erzeugt wird. Ein großer Teil dieser Energie wird noch für das Beheizen von Gebäuden verbraucht. Vor allem dabei setzt das Projekt Innovation City (Stadt der Erneuerung) an. In Osterfeld ist es bereits konkret angelaufen. Als zweiter Stadtteil ist Alstaden an der Reihe. Dafür haben Oberbürgermeister Daniel Schranz und sein Vorvorgänger Burkhard Drescher vor Ort den Startschuss gegeben.
In Osterfeld schon angelaufen
Drescher ist heute Geschäftsführer der Innovation-City-Management-Gesellschaft in Bottrop. Sie hat den Zuschlag bekommen, das Projekt auch in Oberhausen zu steuern. In Osterfeld hat sie bereits gemeinsam mit der Stadtverwaltung die Grundlagen erarbeitet, damit vom Staat geförderte konkrete Schritte für mehr Klimaschutz anlaufen können. Als Erster erhält dort der Eigentümer eines alten Mehrfamilienhauses allein von der Stadt 4000 Euro Zuschuss, um eine Heizung einzubauen, die weniger Energie verbraucht.
In etwa einem Jahr soll es auch in Alstaden soweit sein. „Jetzt beginnt hier die Anlaufphase“, erklärte Schranz in der Werkbund-Siedlung am Hauerweg. Gemeinsam mit Bürgern werde ein Gesamtkonzept erarbeitet. Alstaden sei nach Osterfeld ausgewählt, weil es auch dort noch viele ältere Gebäuden mit schlechter Wärmedämmung und folglich hohem Energieverbrauch beim Heizen gebe. „Ziel ist letztlich, das Projekt auf die ganze Stadt auszudehnen“, sagte der OB.
1700 Gebäude im Projektgebiet
Allerdings umfasst das Projektgebiet, für das die günstigen Förderbedingungen zunächst gelten, nur etwa die Hälfte des Stadtteils, 1700 Gebäude mit 9800 Einwohnern südlich der Alstadener Straße. Burkhard Drescher machte deutlich, dass Klimaschutz praktisch möglich und wirtschaftlich vernünftig sei. „Aber es geht nur mit den Bürgern zusammen“, betonte er. Deshalb sei eine Befragung der Bürger geplant, werde es einen Runden Tisch geben, würden Akteure wie die Energieversorgung Oberhausen (EVO) und die großen Vereine mit ins Boot geholt.
„Klimaschutz ist ein Treiber“, erklärte Drescher weiter. Wenn dafür Geld ausgegeben werde, hätten Menschen Arbeit, entstehe Wohlstand und damit mehr Lebensqualität. „Klimaschutz hat nichts mit Entbehrungen zu tun.“ Ziel sei, mit öffentlichen Fördermitteln ein Vielfaches an privaten Geldausgaben auszulösen, zum Wohl aller. Man sei dabei auch nicht nur auf Gebäude fixiert. Zum Ganzen gehöre genauso, dass etwa Grünflächen für Abkühlung und frische Luft sorgen oder der öffentliche Nahverkehr verbessert wird.
Wohlstand durch Klimaschutz
Einzelheiten erläuterte Markus Werntgen-Orman. Er leitet den Bereich Umweltschutz im Rathaus. Niemand werde gezwungen, sein Haus zu modernisieren, sagte er. Aber das Projekt biete die Chance. Selbst in der Werkbund-Siedlung von 1983 sei das sinnvoll. „Photovoltaik (Stromerzeugung aus Sonnenenergie) und Brennwerttherme (energiesparender Heizkessel) gab es ja da noch nicht.“ Zwar könne sich nicht jeder Eigentümer ein neues Dach leisten. „Aber schon die bessere Dämmung der obersten Geschossdecke für 3000 Euro macht sich bemerkbar.“
Einzelheiten könnten Interessierte künftig mit dem Sanierungsberater besprechen. Neben dem Zuschuss von der Stadt verleihe die staatliche Bank Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zu günstigen Bedingungen Geld dafür. „Im Ergebnis rechnet es sich immer“, betonte Drescher. In Osterfeld habe es zwei Monate nach dem Start bereits 43 Beratungsgespräche gegeben.
Gestartet wurde Innovation City in Bottrop
Die Innovation City-Management-GmbH (ICM) ist ein Unternehmen, das mehrheitlich dem Verein Initiativkreis Ruhr gehört. Der Verein wurde 1989 von Kirchen, Gewerkschaften und Unternehmen gegründet. Sie wollten damit die Abkehr des Ruhrgebiets von seiner Prägung durch Bergbau und Stahlerzeugung fördern.
Für das Aufgabengebiet Energieverbrauch hat das die ICM übernommen. Ihr Testgebiet war dabei anfangs ein Areal in Bottrop mit 70.000 Einwohnern und über 14.000 Gebäuden. Dort sollte der Ausstoß des klimaschädlichen Gases CO2 in zehn Jahren um die Hälfte gesenkt werden. „Wir haben mit acht Mitarbeitern angefangen und sind heute 40“, erklärte Burkhard Drescher. Mittlerweile sei man in bundesweit 35 Städten engagiert.
Im Fall von Oberhausen kauft die Stadt bei der ICM die Dienste ein, erhält aber selbst staatliche Fördergelder dafür. Auftraggeber können aber auch Stadtwerke, andere Energieversorger und große Wohnungsunternehmen sein.