Oberhausen. Im vierten Jahr bleibt von Oberhausens jungem Jazzfestival ein blendend besetzter Konzertabend am 11. September im Ebertbad.
Übelwollende könnten Uwe Muth nachsagen, dies hier wäre schon Orwellsches Neusprech: „Nun wollen wir unser Jazzfestival Hömma 20 an die geänderten Bedingungen anpassen“, hebt der Chef der Eventagentur „Sensitive Colours“ an, „um auch hier eine gewisse Kontinuität zu haben“. Das junge Oberhausener Jazzfestival lief seit seinem Debüt 2017 mal über drei, mal über vier Tage – mit „Prolog“ sogar von Mittwoch bis Sonntag. 2020, im Jahr der pandemischen Absagen, bleibt nun ein langer Konzertabend am Freitag, 11. September, ab 19 Uhr im Ebertbad.
Doch selbst ein Mini-Festival mit drei vielversprechenden Jazz-Acts im zuverlässig klangschönen Ebertbad darf in diesem Jahr als gelungenes Kunststück gelten – zumal die Badeanstalt dann gerade erst wiedereröffnet sein wird. Maximal 150 Tickets zu 15 Euro gibt’s für das Dreifach-Konzert, um so für genügend Abstand zu sorgen. Die Karten sind über das Ebertbad buchbar.
Saitenzauber und schöne Stimmen begegnen sich während des „Hömma“-Abends mit Inga Lühning als erster Frontfrau: Ihr unverkennbares Timbre trifft auf den warmen Basssound von André Nendza, umrahmt durch die sparsam gesetzten Klavier-Akzente von Thomas Rückert und schwebend auf dem Teppich des filigranen Schlagzeugspiels von Marcus Möller. Diese Musiker zeigen sich musikalisch vielsprachig, mal swingend, groovy, poppig oder mit Latin-Esprit.
Die hohe Kunst des „instrumentalen Singens“
Als eine der profilierten Sängerinnen Deutschlands vereint die 46-jährige Inga Lühning die Welten von Jazz und Pop. Aktuell zählt sie zu „Andreas Schnermanns Poetry Clan“, wo sie mit ihrer Gesangsstimme neben Rezitatoren wie Joachim Kròl, Christian Brückner oder Hannah Herzsprung begeistert.
Neben viel Comedy auch musikalische Feinkost im Ebertbad
Mit Vorverkaufsgebühr kosten die Karten für „Hömma 20“ beim Ebertbad 18,50 Euro. Freie Platzwahl, Einlass ab 18.30 Uhr; das erste der drei 50-minütigen Konzerte beginnt um 19 Uhr.
Nach zwei exquisiten Jazz-Stimmen folgt das nächste Konzert für musikalische Feinschmecker in der Badeanstalt am Donnerstag, 24. September: Dann singen die fünf Stimmen von „Basta“ a cappella – und holen mit dem Programm „In Farbe“ den einst im Mai angekündigten Auftritt nach.
„Solophonic“ nennt Peter Fessler, die Doppelbegabung an Gitarre und Gesangsmikrofon, seine Kunst des „instrumentalen Singens“: Sie macht den 61-Jährigen zum Unikat unter den europäischen Jazzsängern. Mit seiner unverwechselbaren Art, das Jazz-Repertoire neu zu erfinden, entwickelte Fessler eine eigene Sound-Ästhetik – einmalig in der polyphonen Verschmelzung von Stimme und Akustikgitarre. Singend überlässt er sich magischen Momenten improvisatorischer Trance. „Virtuosität soll nicht zum Selbstzweck werden“, betont Peter Fessler, der nicht verblüffen will – sondern berühren. Nach spektakulären Duetten mit Stimmakrobat Al Jarreau in Montreux ist er auch der internationalen Jazz-Szene zum Begriff geworden.
Selbst ein Routinier im besten Sinne will nicht auf Autopilot arbeiten – und so kultiviert Gregor Hilden, der gefragte Gitarrist aus Münster, auch ein funky „Hilden Organ Trio“. Vornehmlich Titel aus der Feder des Gitarristen, aber auch ausgewählte Genre-Schmanckerl stehen auf dem Programm. Diese Musik aus Blues, Soul und Jazz ist geprägt durch die Spielfreude und Spontaneität der Protagonisten: neben dem Bandleader agieren Wolfgang Roggenkamp an der Orgel und Dirk Brand am Schlagzeug.
Zum Debüt ein Vinyl-Doppelalbum
Das Konzept verspricht einen mitreißenden und vielseitigen Gig von hoher Musikalität. „First Take“ heißt das erste Album des Trios, erschienen als CD und Vinyl-Doppelalbum beim Osnabrücker Label Acoustic Music Records, auf dem Gregor Hilden bereits elf Alben unter eigenem Namen veröffentlicht hat.