Oberhausen. Die Kirche St. Theresia soll geschlossen werden. Die Gläubigen wollen diese Entscheidung nicht einfach hinnehmen und sagten das nun dem Bischof.
Bei seiner Visite in der katholischen Gemeinde St. Theresia in Oberhausen-Walsumermark wurde Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck am Mittwochabend von katholischen Gläubigen verbal heftig attackiert. Viele Menschen in diesem Stadtteil können nicht verstehen, dass ihre Kirche St. Theresia künftig nicht der zentrale Gottesdienstort für den Stadtnorden von Oberhausen sein soll und bis 2024 aufgegeben werden soll.
Das hatte der Bischof im Juni so entschieden und damit einem Votum der Gremien der Propstei St. Clemens im Zuge des Pfarreientwicklungsprozesses (PEP) widersprochen, das sich für den Erhalt von St. Theresia ausgesprochen hatte. Nach vehementen Protesten gegen die bischöfliche Entscheidung hatte Overbeck sich bereit erklärt, der Gemeinde einen persönlichen Besuch abzustatten, um seine Entscheidung gegen St. Theresia und für St. Josef in Schmachtendorf zu erläutern. Diese Visite fand nun statt – und der Bischof dürfte sie wohl noch lange Zeit in Erinnerung behalten.
80 „Stolpersteine“ ausgelegt
Vor der Kirche St. Theresia hatten sich zahlreiche Gläubige versammelt, darunter auch auffällig viele junge Menschen und zahlreiche Pfadfinder, um den Bischof mit einer Mahnwache zu empfangen. Die stets engagierten Pfadfinder von St. Theresia hatten rund 80 „Stolpersteine“ ausgelegt, an denen der hohe Besuch entlang gehen musste, um zur Kirche zu gelangen: „Gemeinde braucht Kirche vor Ort“ und „Keine Zukunft ohne Jugend“ lauteten die Botschaften auf den teils bunt bemalten Steinen. Direkt vor dem Kircheneingang traf der Bischof auf ein unübersehbares Transparent: „Theresia vom Kinde Jesu darf nicht untergehen! St. Theresia muss leben!“
Propst Peter Fabritz begrüßte den Bischof vor den versammelten Gläubigen. Keine Hand regte sich zum Applaus, stattdessen eisiges Schweigen und in die Höhe gehobene Protestplakate. Franz-Josef Overbeck bemühte sich sichtlich, vor dem zentralen Programmpunkt des Abends – ein nicht-öffentliches Gespräch mit den Gemeindegremien – mit den Menschen vor der Kirche ins Gespräch zu kommen. „Ich habe viele Briefe bekommen“, sagte er mit Blick auf die zurückliegende Protestwelle. „Ich bin bewegt und berührt über dieses Engagement!“ Der Bischof unterstrich, auch er wisse, „dass Kirche Heimat ist“, aber er nehme auch für sich in Anspruch, „dass ich um eine gute Zukunft für die Kirche im Bistum ringe“; und aus seiner Sicht sei es nötig, bei der nun von ihm getroffenen Entscheidung gegen St. Theresia zu bleiben.
Spontane Wortmeldungen
Immer wieder meldeten sich Menschen aus der Mahnwache spontan zu Wort: Warum habe man denn dann jahrelang diskutiert und ein entsprechendes Votum gefasst?, hieß es zum Beispiel. Ein Mann rief dem Bischof zu: „Ich wage zu behaupten, dass St. Theresia die lebendigste Kirche im ganzen Bistum ist!“ Wie könne es der Bischof da wagen, so einen Standort aufzugeben.
Ja, es war eine Szenerie, die wohl in die Geschichtsbücher des Ruhrbistums eingehen wird. Bunte Bänder waren zwischen den Gläubigen zu sehen; sie symbolisierten, dass die Gemeinde zusammenhalten will. Es gab nur einen kurzen Augenblick der Gemeinschaft mit dem Ruhrbischof, als alle zusammen – auf Vorschlag von Franz-Josef Overbeck – das „Vater unser“ beteten. Davor und danach gab es keine Spur von Einigkeit, sondern die aufgebrachte Gemeinde auf der einen und den Bischof auf der anderen Seite.
„Das ist meine Gemeinde!“
Eine der letzten Wortmeldungen eines Gläubigen vor dem Gespräch des Bischofs mit den Gemeindegremien von St. Theresia brachte wohl die Stimmung umfassend auf den Punkt: „Das ist meine Geburtskirche. Das sind meine Pfadfinder. Das ist meine Gemeinde! Meine Erwartung ist, dass diese Kirche so bestehen bleibt wie sie ist!“