Oberhausen. Comic- und Manga-Conventions lagen während des Corona-Lockdowns auf Eis. Die Rückkehr in Oberhausen freute Fans – bei Hitze und mit Abstand.
Durststrecken gibt es nicht nur zur Hitzewelle. Kreative Wasserstellen der Comic- und Manga-Szene hatte zuletzt der Corona-Lockdown trockengelegt. Am Samstag durften die Fans der Sprechblasen- und Kästchenbild-Kunstwerke endlich wieder auf die Auslagen blicken. Eine der ersten Comic- und Manga-Convention nach der Zwangspause lockte in den Revierpark Vonderort an die Stadtgrenze von Oberhausen und Bottrop.
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„Man hat schon gemerkt, dass die Leute sich auf solch eine Veranstaltung gefreut haben“, hat Stephanie Azzouzi beobachtet. Die Kommunikationsdesign-Studentin aus Düsseldorf ist tief in der Szene verwurzelt. Als Steffanie Rainbow hat sie sich einen Fankreis erarbeitet. Mit Motiven aus den Anime-Serien „Sailor Moon“ und „Pokemon“ fing alles an. „Mittlerweile verfolge ich mehrere Stile.“
Convention: Mund-Nase-Maske als Kunstwerk
Bei der Manga-Convention zeichnet sie die Wunschmotive ihrer Fans. Auch Tassen, Schlüsselanhänger und Kissen tragen die künstlerische Note der 25-Jährigen. Mangas sind mehr als nur Hobby – neben dem Studium kann sie von den Einnahmen mittlerweile leben.
Wäre da nicht der Corona-Lockdown. Wie bei vielen freien Künstlern hat sich auch die Comicszene unter den Beschränkungen neu erfinden müssen. Die Folge: Austausch über Youtube-Kanäle, Kunstwerke per Online-Auftrag – mehr noch als sonst. Doch manch ein Kreativer musste auch einen Nebenjob annehmen.
Auch im Freizeithaus neben dem Revierpark Vonderort sieht man, dass der Normalzustand noch entfernt ist. Die Gänge zwischen den Tischreihen sind breiter als sonst. Weniger Tische sind verbaut worden, um Abstand zu halten.
Die Besucherzahl ist gedeckelt und die Besucher tragen Masken. Manchmal sogar zu ihren Cosplay-Kostümen. Einige Fans haben sich wie Charaktere aus Comics und Computerspielen gewandet. Die Szene wächst.
Convention: Netflix und Amazon-Prime helfen Comics
Eine Hausnummer in der Zeichen-Branche ist Stefan Murschetz. Auf seinem Convention-Tisch liegen Papiermasken, die er selbst verziert – etwa mit einer Hunde- oder Katzenschnauze.
Seit sieben Jahren gibt der Oberhausener das wiederbelebte Underground-Comicmagazin „U-Comix“ heraus, das seit 1969 mit unkonventionellen Motiven auch schon für Kontroversen sorgte. Mit viel Herzblut gibt es nach dem zwischenzeitlichen Aus neue Ausgaben, zuletzt sogar mit 3-D-Brille und passenden Geschichten.
Auf der Convention freut er sich auf den zurückgekehrten Kontakt mit den Fans – natürlich auf Abstand. „Die Atmosphäre ist in Vonderort immer sehr nett.“ Das Event im Freizeithaus ist eher familiär. Stefan Murschetz kennt auch große Szene-Ereignisse in München – oder in Irland, wohin er regelmäßig eingeladen wird.
Convention: Bei verknickten Seiten hört der Spaß auf
Zeichnungen auf Wunsch sind längst nicht alles, was lockt. Sammler stöbern durch alte Kisten mit Heften und Büchern. Auf den Tischen liegen Plastikfiguren von Kriegerinnen und Fabelwesen. „Aktuelle Kinoverfilmungen von Comics geben auch den Heften einen Schub“, sagt Rainer Ukat.
Historischer Comic über Friedrich Engels
Comics sollen unterhalten, da sind sich die meisten Künstler einig. Beim bekannten Zeichner Christoph Heuer reicht die Palette aber deutlich weiter. Durch historische und politische Comics sollen Leser die Geschichte durch eine neue Form erleben können.
Heuer weiß , wovon er redet. „Fotos gibt es häufig nur wenige, durch Illustrierungen kann eine vergangene Zeit wieder lebendig werden.“ Kürzlich hat er das Leben des Sozialisten und Unternehmers Friedrich Engels in eine Graphic Novel verwandelt. Der 154 Seiten starke Comic soll die historische Persönlichkeit mit allen Widersprüchen abbilden – von der Kindheit bis zu ersten Begegnung mit Karl Marx.
Der Händler und Szenekenner ist für die Convention aus Hamburg nach Oberhausen gereist. In den vergangenen Jahren lassen auch populäre Serien von Netflix und Amazon-Prime die Nachfrage steigen, hat er beobachtet. Die Serie „American Gods“ des britischen Fantasy-Autoren Neil Gaiman sei nur ein Beispiel.
Wer nach Heft-Raritäten sucht und diese in seinem Keller vermutet, der sollte sich bei seinem Händler informieren, empfiehlt Rainer Ukat. „Es ist nicht immer der uralte Comic, der wertvoll ist. Auch eine gerade erschienene, aber in kleinster Auflage gedruckte Komplettserie kann schnell im Wert steigen.“ Was übrigens gar nicht geht sind: Eselsohren! „Ein Knick in der Seite reicht und das gesamte Heft ist uninteressant.“