Oberhausen. Seit fünf Jahren diskutieren Bürger und Politiker die Umgestaltung des Schmachtendorfer Ortszentrums. Jetzt machten die Grünen einen Ortsbesuch.
Um Knackpunkte der Lokalpolitik in Schmachtendorf ging es bei einem Spaziergang, zu dem die Grünen am Samstagnachmittag mit ihrem Oberbürgermeisterkandidaten Norbert Axt eingeladen hatten. Rund 20 Interessierte folgten ihm. Im Mittelpunkt stand dabei die künftige Gestaltung des Ortszentrums aus Schmachtendorfer Straße, Marktplatz und Dudelerstraße. Sie ist bei den Bürgern hochumstritten.
Seit fünf Jahren wird über die Neugestaltung diskutiert. Kein Projekt der Stadtplanung in Oberhausen ist seitdem von einer intensiveren Bürgerbeteiligung begleitet worden. Im Juni nahm die Bezirksvertretung Sterkrade den aktuellen Stand zur Kenntnis. Der Bericht über den damit versuchten Kompromiss zwischen den verschiedenen Interessen hatte etliche Leserreaktionen zur Folge.
Pluspunkte „Shared Space“
An der Bushaltestelle der Schmachtendorfer Straße verstanden die Spaziergänger teilweise kein Wort angesichts des Lärms der vorbeifahrenden Autos. Deshalb hielt Norbert Axt es für einen der größten Pluspunkte der Planung, dass die Straße im Einmündungsbereich der Dudelerstraße zu einem „Shared Space“ (geteilter Raum) umgestaltet werden soll.
Das würde bedeuten, dass alle Verkehrsteilnehmer dort gleichberechtigt sind; es gibt dann keine Vorfahrt mehr für Autofahrer. Ihre Höchstgeschwindigkeit soll auch auf der Dudelerstraße auf 20 Stundenkilometern reduziert werden. Zwei Frauen unter den Teilnehmern konnten sich nicht vorstellen, dass das funktioniert.
Keine Fahrradboxen
Der Marktplatz behält zwar seine wichtigste Funktion, Parkplatz zu sein. Er verliert aber ein paar Parkplätze zugunsten von Fahrrad-Abstellplätzen. „Bekommt der Platz auch Fahrradboxen?“, wollte eine Frau wissen. Das musste Grünen-Ratsfraktionschef Andreas Blanke vereinen. Abschließbare Boxen seien nicht vorgesehen.
Norbert Axt führte die Gruppe hinüber auf die Dudelerstraße. „Das ist auch so eine Autostraße“, sagte er. Die Straße ohne Autos zu fotografieren, sei praktisch unmöglich. Nach dem Ausgang der Bürgerbeteiligungen soll sie künftig noch mehr zur Autostraße werden, indem die heutige Einbahnstraßen-Regelung und der Wendeplatz am Ende der Tenterstraße aufgehoben werden. Auch sie soll aber „Shared Space“ mit Tempo 20 werden. Eine verwinkelte Verkehrsführung würde das Schnellfahren erschweren.
Pendelverkehr der Lehrer
„Ich bin hier seit 38 Jahren Anwohner. Warum wird das jetzt geöffnet?“, ereiferte sich ein älterer Herr. Dann verschwand er aber. „Wir wollen hier nachbessern“, erklärte Andreas Blanke. Er brachte ins Gespräch, die Dependance der Heinrich-Böll-Gesamtschule in Königshardt aufzugeben und die Schule am Standort Schmachtendorf zu konzentrieren. Das würde schon mal den Anteil der Lehrer unter den Pendlern auf der Dudelerstraße verringern. Blanke ist auch Vorsitzender der Schulpflegschaft der Schule.
Eine Öffnung der Tenterstraße in beiden Richtungen darf es nach Auffassung von Norbert Axt nicht geben. Seine Frau Birgit, Bezirksvertreterin in Sterkrade, beklagte, dass für die Neugestaltung der Straße etliche gesunde Bäume gefällt und durch Jungbäume ersetzt werden sollen. Die Stadtverwaltung hat eine weitere Bürgerbeteiligung zum Thema angekündigt.